Türchen 13 – Dinge, die einfach nur wütend machen!

Eigentlich sollte es heute fröhlich mit den Os weiter gehen, aber dann kam doch ein aktuelles Thema dazwischen.

In den sozialen Netzwerken kursiert seit einigen Tagen die Meldung um ein in Leichlingen verunglücktes Pony. Das Ganze ereignete sich schon vor einiger Zeit, nun kochen die Gemüter hoch, vor allem wohl darum, weil ein anderer Trainer, namentlich Uwe Jourdain von Liberté Jourdain, hier Kritik am Vorgehen äußert. Berechtigt wie wir meinen. Den gesamten Bericht mit Video darf der geneigte Leser per Klick hier einsehen.

Jedem das seine. Wenn jemand Spaß an Bodenarbeit oder zirzensischen Lektionen hat, so soll er das gerne machen. Jede Beschäftigung mit dem Pferd kann beiden Parteien Freude bereiten. Und es ist ja auch sehr wünschenswert, wenn man sich in Ausbildung begibt. Wir erinnern uns an die ethischen Grundsätze des Pferdefreundes, hier wäre es dann die Nummer 7:

Der Mensch, der gemeinsam mit dem Pferd Sport betreibt, hat sich und das ihm anvertraute Pferd einer Ausbildung zu unterziehen. Ziel jeder Ausbildung ist größtmögliche Harmonie zwischen Mensch und Pferd.

Harmonie!!! Hier geht es dann los! Der geneigte Betrachter des Videos wird zustimmen, dass da über weite Strecken nicht Harmonie das vorherrschende Element ist. Eher ist es wohl der Zwang.

Und nur um es hier ganz klar zu formulieren, wir mögen in unserem Herzen Wendy sein, aber unsere Pferde werden vom ersten Moment an erzogen. Weder wird in Wahn gerempelt, noch getrampelt, noch gebissen, noch getreten. Ganz unabhängig davon, dass wir uns nicht gerne ans Leben gehen lassen, finden wir solche Equiden auch unzumutbar für Tierärzte und Schmiede. Und wenn man mehr als ein Pferd pro Tag händelt, dann dürfen die auch nicht alle mit einer speziellen Bedienungsanleitung versehen sein. Dass das nicht immer damit funktioniert, mit Klangschalen ums Pferd zu tanzen, sollte vermutlich jedem klar sein.

In oben stehenden Fall passiert also folgendes: Irgendwelche Damen möchten gerne gezeigt bekommen, wie man Pferden ein Kompliment beibringt. (Den sozialen Netzwerken zufolge wollten die Besitzer des Ponies es noch nicht einmal, was die Fassungslosigkeit auf unserer Seite zu diesem Vorgang ins unermessliche schnellen lässt!!!!)

Und jetzt kommen wir direkt mal zu einem bunten Sträußchen an verletzten ethischen Grundsätzen:

1. Wer auch immer sich mit dem Pferd beschäftigt, übernimmt die Verantwortung für das ihm anvertraute Lebewesen.

 

3. Der physischen wie psychischen Gesundheit des Pferdes ist unabhängig von seiner Nutzung oberste Bedeutung einzuräumen.

 

4. Der Mensch hat jedes Pferd gleich zu achten, unabhängig von dessen Rasse, Alter und Geschlecht sowie Einsatz in Zucht, Freizeit und Sport.

 

8. Die Nutzung des Pferdes im Leistungs- sowie im allgemeinen Reit-, Fahr- und Voltigier-Sport muss sich an seiner Veranlagung, seinem Leistungsvermögen und seiner Leistungsbereitschaft orientieren. Die Beeinflussung des Leistungsvermögens durch medikamentöse sowie nicht pferdegerechte Einwirkung des Menschen ist abzulehnen und muss geahndet werden.

Hier wurde das Klassenziel wohl in allen vier Punkten schon im Ansatz verfehlt!.

Von neun ethischen Grundsätzen, die dem Sport vorstehen, wurden fünf Stück grob missachtet. Und zwar alle die, die sich um das Wohl des Pferdes im Rahmen seiner sportlichen Nutzung drehen. – Erschreckend! Der Irrsinn in Reinkultur!

Da guckt eine Phalanx irgendwelcher Tussies diesem Dompteur – der sich Trainer nennt und bezahlen lässt – in aller Seelenruhe bei so einem Mist zu? Das kann ja wohl nicht wahr sein!

Die Beteiligten, man sieht es schon, sind echte Koryphäen an der Longe! Nachdem Nummer Eins sich bald in die Hose macht,  muss folgerichtig dann Nummer Zwei ran, sie muss das gefährliche Tier im Zaum halten, damit es sich nicht auf den blöden Sack wirft, der da auf der linken Seite steht und das Bein hoch bindet……und das ganze endet im Genickbruch für diese arme Stute, die so anständig war, sich nicht offensiv gegen den zu wehren, der es verdient gehabt hätte, sondern einfach nur versucht hat, aus ihrer Zwangslage rauszukommen.

Da wird, anstatt dass man sich für das Pferd einsetzt, dabei gestanden und ein Film gedreht! –  Manchmal kann man gar nicht soviel essen wie man kotzen will!!

Und dann gibt es im Netz durchaus noch Mitleid mit der armen, armen Ponybesitzerin. Denn das hat sie ja nun nicht gewollt. Ach??!! – Ist sie blind? Taub? Stumm? Natürlich war der Verursacher der furchtbare Dompteur, aber er war doch nicht alleine da! Unser Mitleid gehört ausschließlich der Ponystute – keinem sonst! Alle, die an diesem Tag vor Ort waren und nicht interveniert haben, sind mit schuld!

Vor einem solchen Hintergrund verblasst dann selbst das diesjährig von uns entdeckte humpelnde Pony auf einem Hausturnier, dass nach Aussage der schon vor einigen Jahren aus der Ponyreitgröße hinausgewachsenen Reiterin  „Spott“ hat und dessen Besitzer auf den höflichen Hinweis, dass sein Pony lahmt, ausfällig anfängt zu pöbeln, man solle sich gefälligst raus halten, das ginge nur sie was an und schließlich hätte das Pony ja keine Schmerzen… – Ne is klar, deswegen humpelt es ja!

Man steht dann da und ist fassungslos. Und auch hilflos, denn es ist ja eine private Veranstaltung, keine Offiziellen, keine Wege, die definiert sind und beschritten werden können. Aber eben auch kein Grund still zu sein. Auch wenn man die Wahl des „Zuschauers des Tages“ sicher nicht gewinnen wird…..

Diese Themen bewegen uns als Züchter so sehr, denn es ist nicht egal ist, welche Zukunft die bei uns geborenen Pferde einmal haben werden. Natürlich versuchen wir beim Verkauf alles richtig zu machen und Extreme in die eine (Wallewalle) wie auch in die andere (überehrgeiziger Supersportler) zu vermeiden. Aber man guckt den Menschen ja auch immer nur vor den Kopf. Und trotz aller Vorsätze kann es auch passieren, dass Pferde den Besitz nochmal wechseln. Und dann wünscht man sich so was wie mit der Ponystute oben eben nun mal überhaupt nicht.

Was ist das in diesem Zeitgeist, dass dazu führt, dass keiner dieser Reitstall-Tussies in der oben stehenden Situation aufbegehrt? Es ist ja nicht nur an dieser Stelle, es gibt noch viel mehr Fragen:

Was ist das, dass sich kaum einer mehr damit beschäftigt, wie ein Pferd gefüttert gehört, aber gerne regelmäßgig der Tierarzt wegen Verdauungsproblemen konsultiert wird?

Was ist das, dass kaum einer mehr weiß, wie ein ordentlich gearbeiter Huf auszusehen hat, Lahmheiten und Reitpausen aber achselzuckend und als gottgegeben hingenommen werden?

Was ist das, dass sich die Leute immer weniger „quälen“ wollen, um bessere Reiter zu werden? Immer weniger Zeit haben, etwas zu lernen? Sich einfach mal Mühe geben? Die Kosten für den monatlichen Chiropraktikerbesuch aber als feste Ausgabe im Budget akzeptiert werden?

Warum werden immer mehr Gurus kritiklos hingenommen? Heute gibt es für jede Lebenslage Trainer: Vom täglichen Umgang, übers Verladen, für gesunde Dehnungsübungen, bis hin zu den Zirkuslektionen.  Man will meinen zum Reiten kommen die gecoachten vor lauter Stress kaum noch. Dafür konsumieren sie die schönen bunten Futtertüten – Liebe geht durch den Magen, hoch leben EMS und Hufrehe.

Unbequeme Dinge macht man nicht gerne selber, das sollen bitte andere tun. Im Zweifel kann man ja dann mit dem Finger drauf zeigen. So von der Bande aus….

Andere sollen ausbilden, andere sollen erziehen. Da wird in Foren / Gruppen geschrieben – erst heute gelesen in „Fohlen 2015″… Da ist Trulla X enttäuscht, dass das zweijährige Ungeheuer sich nicht durchs Dorf führen lässt, wie ein 20 jähriges Schulpferd und nervös wird. Ganz betrübt ist Tussi Y, weil der böse, böse zweimal getreten hat, obwohl sie ihm doch schon beim ersten Mal wirklich ernst ins Gewissen geredet hat. Beide überlegen nun, dass „sie vielleicht doch nicht füreinander bestimmt sind“ und man den Youngster besser verkauft, besser auf reisen schickt. Obwohl man ihn ja so liiiiiiiieb hat. Aber wenn er einfach nicht so richtig funktioniert, wie das bei Ostwind vorgelebt wird? ….. – Ein Traum für uns als Züchter! Der geneigte Leser wird es erkennen Trulla X und Tussi Y sind nicht unsere Kunden 😉

Trotz eigenem Unvermögen sind Modelle X und Y und andere dieser Art aber durchaus in der Lage, ihr Entsetzen darüber zu äußern, dass bei uns die 2015er auf der Weide stehen und mit denen GAR NIX gemacht wird, außer tägliche Kontrolle und alle sechs Wochen Vorstellung beim Schmied – die 2014er aber gar schon angeritten werden, sich anbinden, trensen, verladen und satteln lassen, OHNE dass wir ihnen das gesamte letzte Jahr schon auf den Nerv gegangen sind, um sie zu „darauf vorzubereiten“ und um sie „zu beschäftigen“. Denn witzigerweise sind sich Pferde untereinander bei uns auch gerne selbst genug….

Irgendwie ist der einfache Pferdemensch in den letzten Jahren zur aussterbenden Gattung geworden. Es gibt immer mehr Extreme in die eine oder die andere Richtung …

Wer bis hierher gelesen hat, den möchten wir ermutigen: Toleriert kein unsportliches Verhalten gegenüber dem Pferd! Macht den Mund auf! – Es ist egal, wer Akteur ist. Gewalt bleibt Gewalt. Egal ob in der heimischen Halle oder auf dem Abreiteplatz des Turniers. Unser Sport braucht keine Bilder von blauen Zungen, gerollten Hälsen oder beim Kunststückchen erlernen drangsalierte Ponies….  – Dafür ist allerdings auch nicht jeder, der einen 3-jährigen anreitet gleich ein Tierquäler und noch gehört jede Nase die mal hinter die Senkrechte kommt, einem gequälten Individuum. Augenmaß, gesunder Menschen(Pferde-)verstand und die richtige Portion Empathie – das wäre doch mal wieder was. 😉

9 thoughts on “Türchen 13 – Dinge, die einfach nur wütend machen!”

  1. Nach dem, was die Reitbeteiligung des Pferdes auf fb schreibt, wollten sie gar nicht, dass das Pferd das Kompliment lernt. Das war ein Vorschlag des Trainers, weil das Pferd wohl sehr kooperativ war. Als das Steigen anfing, sagte die RB, sie wolle das nicht. Aber der Trainer ignorierte sie laut ihrer Darstellung… Ich hatte das Vergnügen mit dem Trainer auch schon mal und empfand ihn als sehr selbstbewusst aber wenig kompetent… Zum Glück war ich ohne Pferd auf dem Kurs.

    Ansonsten kann ich deinen Beitrag nur voll unterstützen.

  2. Das ist ja wohl eine Unverschämtheit! Das sind falsche Tatsachen! Es ist anmaßend zu denken, die Besitzer wollten das Kompliment lernen und dann auch noch schnell und dann auch noch in dieser Ausdrucksweise.
    Ihr solltet dieses Text schleunigst umschreiben und euch informieren!

  3. Liebe Melina,
    wir sind der Bitte nach Umformulierung nachgekommen und haben die Besitzer und ihren Willen nach Erlernen der Dressur hinaus genommen. Umso fassungsloser sind wir, dass es toleriert wurde. Dass so etwas gegen den Willen der Besitzer passierten kann, war für uns schon im Ansatz undenkbar. Aber nicht nur von den Besitzern auch von allen Umstehenden hätte eingeschritten werden müssen…. und vermutlich ist es auch so, dass sich ein jeder heute denkt „Hätte ich doch bloß..“ – Und das ist ganz, ganz tragisch! Unser Text sollte schlicht wach rütteln, die Menschen an der Bande mutiger machen, künftig den Mund aufzumachen.

  4. Liebes Adminteam,
    ich kann eure Aufruhe verstehen und wir sind alle Entsetzt von dem Vorfall. DOCH hat der Trainer, dem ich mein Pferd in die Hand gebe die volle Verantwortung!
    Gegen solche Art von Menschen kann man sich wenig durchsetzen und es bedarf einen kühlen Gedanken um handeln zu können! Sich gegen den Trainer und dem Publikum durchzusetzen, evtl. später sogar als Idiot dazustehen, denn für die Breite Masse ist er der Profi und weiß was er tut.
    Siehe das Phänomen, die Pferdprofis!
    Daher kann man den Besitzern keine Schuld geben.
    Im Gegenteil! Ich finde es großartig, dass dieses Thema endlich ans Licht kommt. Viele Besitzer schweigen über solche Vorfälle. Siehe Bernd Hackl! Da kam zwar noch kein Pferd zu Tode, aber meiner Meinung nach geht es auch da um seelische Vergewaltigung am Pferd. Ähnliche wie bei Pfister.

    Ich würde es eher befürworten, wenn euer Artikel andere Besitzer ermutigen würde, solche Vorfällr öffentlich zu machen, anstatt die Schuld an den Besitzern zu suchen. Das würde viel mehr bringen als ein Du Du zu verteilen.

    Ich denke ihr seid da mit mir einer Meinung.

  5. Niemand und wirklich niemand bindet meinem Pferd ein Bein hoch! Und wenn ich als Besitzer nicht möchte das mein Pferd ein Kompliment erlernt unter solchen Methoden wohlgemerkt, dann passiert das auch nicht! Und warum weil es mein Pferd ist und ich die Verantwortung für dieses Pferd habe! Und weil ich einschreite und nicht zugucke und ein Video mache. Und hoppala etz hat sich die arme Sau das Genick gebrochen… Na das wollte der Besitzer nicht … Ja wo war er denn und hat stopp gesagt als die Sache gefährlich fürs Pferd wurde. Er hat ein Video gedreht …. Genau gehts noch …. Und hinterher is das Geschrei groß….

  6. Liebe Melina,

    siehe hier die Bitte, die bereits von Beginn an am Ende steht:
    „Wer bis hierher gelesen hat, den möchten wir ermutigen: Toleriert kein unsportliches Verhalten gegenüber dem Pferd! Macht den Mund auf! – Es ist egal, wer Akteur ist. Gewalt bleibt Gewalt. Egal ob in der heimischen Halle oder auf dem Abreiteplatz des Turniers. Unser Sport braucht keine Bilder von blauen Zungen, gerollten Hälsen oder beim Kunststückchen erlernen drangsalierte Ponies.

    Dein Ansatz, dass der Trainer die Verantwortung hat, stimmt ja so, Du wirst als Reitlehrer unte rumständen ja auch zur Verantwortung gezogen, wenn Deine Schüler verunglücken.

    Aber es steht auch im Grundgesetz: Eigentum verpflichtet.Dieser Pflicht wurde nicht nachgekommen. Sicher, du kannst den Gruppenzwang als mildernde Umstände werten. Die Reitbeteiligung hat sogar aufbegehrt. War denn da keiner charakterlich stark genug, sie zu unterstützen? Es muss sich doch vielmehr die Frage stellen „Wieso wird diese Gewalt gegenüber dem Geschöpf als tolerierbar bewertet?“

  7. es fängt leider schon im kleinen an: in so gut wie jeder reit-pferde-prüfung ist die scala der ausbildung ein fremdwort. für richter und reiter.
    keiner sagt etwas, wenn die pferde in aufrichtung oder bis tief an die brust gezogen vorgestellt werden.
    es ist leider ein proplem der gesellschaft und der vielen unwissenden auf dem pferd und auf dem boden stehenden.

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