Wie schon geschrieben: Im April wurden die mit Spannung erwarteten Fohlen geboren. Es ist so eine besondere Freude, Nachkommen zu sehen, die vom selbst gezüchteten Hengst stammen!!
Zweimal BELUN und einmal MAGISTRAL AA wurden erwartet. – Drei Hengste wurden es.
Ob das nun gut oder schlecht ist, dazu kann gestritten werden. Sicherlich wäre sowohl eine Tochter von Mini-M als auch eine Tochter von ein Oka-Träumchen absolut unverkäuflich gewesen und hätte unserem Plan der Bestandsdezimierung diametral entgegengestanden. Denn das steht fest: Der Bestand wird sich in den nächsten 10 Jahren deutlich verringern! Der Spaß am Pferd lässt deutlich nach und das liegt mitnichten an den wundervollen Protagonisten, die den Stall bevölkern oder an der mit ihnen verbundenen Arbeit.
Die Kosten
Die stetig steigenden Kosten lassen mittlerweile mit den Ohren schlackern. Futterpreise und Tierarztkosten haben in den letzten Jahren Preissteigerungen zwischen 30% und 50% erfahren. Seitdem der völlig durchgeknallte Russe seine Grenzen nicht mehr kennt,. meint man zumindest im Einkauf, dass alle Futtermittel aus der Ukraine stammen. Ein verregneter Sommer macht den Heueinkauf zur wahren Freude!.
Die Gebührenordnung der Tierärzte macht Zucht zunehmend unattraktiv. Darüber hinaus ist selbige GOT auch mit dafür verantwortlich, dass sich mancher Reiter heute zweimal überlegt, überhaupt noch ein Pferd anzuschaffen, weil er Angst vor den nicht kalkulier- und für ihn ggfs. nicht stemmbaren Kosten hat.
Und das ganze ist an Lächerlichkeit nicht zu überbieten, weil es 1000e Veterinäre gibt, die seit Jahrzehnten einen top Job machen und ihre Leistungen entsprechend zu vermarkten wissen und wussten. Auch sie müssen sich nun mit Stammkunden in das unwürdige GOT-Gehampel begeben, ohne eine Chance zu haben es besser zu machen. Was für eine Farce!! Selbständige werden einem Preisdiktat unterworfen!
Das Umfeld
Es frönen Menschen in wachsender Zahl dem Hobby Pferd, in deren Gesellschaft wir uns nicht mehr richtig wohl fühlen.
„Der Umgang mit dem Pferd adelt den Menschen!“, so lautete es früher und es kam nicht von ungefähr, dass Reiten als fester Bestandteil zur Ausbildung des Adels gehörte. Unser Sport lehrt Ausdauer, Disziplin und auch jede Menge Geduld sowie Demut, wenn wir wieder einmal feststellen müssen, dass es nicht so klappt wie gewollt.
Ausdauer und Disziplin sind ja mittlerweile irgendwie „out“ und auch Geduld und Demut sind häufiger verlustig in unserem Sport. Traf man noch von 40 Jahren auf den Baron VonundZu, so trifft man heute auf Waffenhändler und andere Personen mit fragwürdigen Hintergrund.
Auch wir sind nicht blaublütig und das soll auch nicht der Anspruch sein, aber vielleicht ein Gefühl für das, was sich gehört und was nicht? – Heute stehen die Muttis, die zu unserer Jugend noch die Eisporthallen bevölkerten, neben den Personen mit fragwürdigem Hintergrund dem an der Reitplatzbande. – Dies ist das eine Extrem.
Das andere Extrem sind die Spezialisten auf Social Media: In der Anonymität und mit der Distanz des Internets lässt es sich fein hetzen. Die Sorte „gebisslos – baumlos – ahnungslos“ huldigt ihren Ikonen und Heiligen, verteufelt und denunziert alles andere. Die Balkon-Tierschützer allen voran! Glücklich ist heute der Sportler, der ein professionelles SocialMedia Marketing betreibt. Da verzeiht die (ganz offensichtlich blinde) Community auch schon mal eine Taktunreinheit – böse Zungen sprechen gar von Lahmheit – während der Prüfung. Pech hat der, dessen Pferd sich einfach nur unglücklich verletzt. Der hat dann nämlich einfach mal verloren. Mal eben ein Video oder Foto posten? – Besser nicht! Im Zweifel wird man innerhalb von kürzester Zeit zum Tierquäler, braucht einen neuen Sattel, einen Tierkommunikator, einen anderen Hufbearbeiter und eine Klangschalentherapie für Mensch und Pferd im neuesten Fengshui-Tempel.
Organisation und Verbände
Zu allem zuvor genannten kommt die Politik der alten weißen Männer in Pferdesport- und Zuchtverbänden. Tierschutz wird (bewusst?) so wenig wie möglich thematisiert, Gesundheitsthemen werden nachlässig und nachrangig behandelt – der Verbraucher (Reiter) wird nach Möglichkeit so unwissend wie nur irgend möglich gehalten und über allem schwebt die Selbstbedienungsmentalität einiger Verantwortlichen, die ihren Gipfel aktuell in Warendorf findet:
„Im Rahmen einer staatsanwaltlichen Untersuchung, die Verdachtsmomente aus dem Bereich der Wirtschaftskriminalität betrifft, fanden heute bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) in Warendorf Durchsuchungsmaßnahmen statt, die sich auf einzelne Führungspersonen der FN beziehen.“ – lautet eine kürzlich herausgegebene Pressemitteilung der FN
Politik
Last but not least leidet die Pferdehaltung in Deutschland unter der allgemeinen Politik gegen private Tierhaltung und dem Städter, der sich – kaum auf dem Land angekommen – per Instagram-Reel über einen Äppel-Haufen aufregt, während sein Fifi gerade im Vorgarten des Nachbarn sein Geschäft verrichtet. Hinzu kommt zu guter Letzt eine völlig verstrahlte und realitätsfremde Wolfspolitik, die alle Maßnahmen zur artgerechten Haltung von Weidetieren konterkariert.
Und bei all diesen Hindernissen und Mühen nimmt das Klientel an netten vernünftigen Leuten, die ein solides gesundes und gut aufgezogenes Pferd suchen und willens sowie in der Lage sind, dieses angemessen zu honorieren stetig ab. Herzlichen Dank!
Als Hobby-Züchter muss man sich die Frage stellen, ob man mit seinem Hobby und damit auch mit seinem Geld das Hobby anderer Leute finanzieren möchte. Wir haben die Frage in 2024 erstmalig mit „Nein!“ beantwortet.
Bei den drei Jungs aus diesem Jahr wissen wir schon heute, dass sie uns früher oder später verlassen werden. Wir werden eine gute Heimat für sie finden! Und bis die allgemeine Situation wieder eine andere ist, werden wir einfach mal unsere Freizeit genießen. Unseren Urlaub für uns verplanen und nicht für Nachtwachen, Fohlenschauen und Stuteneintragungen.
Nachvollziehbar, verständlich aus Eurer Sicht, aber sehr schade!
Deutlich, aber wahr. Unter den aktuellen Bedingungen ist Züchten echt kein Zuckerschlecken.
Traurig aber wahr
Sehr gut geschrieben und wir sehen die angesprochenen Probleme genau so! Wir stehen mit unserer letzten Trakehnerstute nach unserem Umzug in einem Vereinsstall, der zumindest mir in allen Bereichen die Haare raufen lässt! Solide Grundausbildung war anscheinend Gestern, Stroh Steckenpferd und maßlose Selbstüberschätzung ist Heute…..
Hut ab, liebe Simone! Mal wieder den Nagel voll auf den Kopf getroffen…