… Nun war es also so, Obi hatte mit Biggi eine neue Eimerträgerin und selbige brachte sich zumindest schon einmal mit Intensiv-Kuscheln mehrfach die Woche ein. Schließlich wollte man sich kennenlernen. Also die Biggi den Obi. Obi hatte schnell erkannt, dass es sich bei Biggi nicht nur um seine höchstpersönliche Bespaßungsperson handelte, auch den mitgebrachten Äpfeln und Möhren sah er bei jedem Besuch mit großer Freude entgegen.
Ende Februar war genug des Kennenlernens, wir haben das erste mal gesattelt und auch direkt mit Sattel was laufen lassen. Er war außer sich. NICHT!
Ab dann ging es Mittwoch, Samstags und Sonntags ran an den Speck. Reitflöhe aus der Nachbarschaft bestiegen das holde Ross. Lärmten, klatschten, hüpften um ihn rum. Er war außer sich. NICHT!
Am 14. März lief er bereits an der Longe rund und am 27. März waren die Reitflöhe dann Geschichte – ab sofort hieß es selbst ist die Frau und Biggi frönte ihrem neuen Spaßmobil. Denn egal was es auch immer war: Obi entpuppte sich als echter Sohn seiner Mutter, die im selben Alter den Titel Streber-Blümchen trug!
Innerhalb von kürzester Zeit funktionierten Gas, Bremse und Lenkung, äußere Einflüsse waren grad egal und nachdem wir den nochmaligen Wintereinbruch Anfang April hinter uns brachten, ging es dann bald schon bevorzugt mit dem Herrn drei Mal die Woche entweder an der Hand spazieren oder kleine Runden unterm Sattel ins Gelände. Schön gerade aus und vor allem im Wissen um sein Alter. Ein Bisschen was für Körper und Kopf, aber doch nicht wirklich viel und vor allem so, dass er Spaß dran hat!
Wir konnten Biggi für die Idee des Freispirng-Cups begeistern und so nahmen wir ab Juli auch das Freispringen mit ins Training auf.
Mitte August stand dann die Qualifikation zum Freispring-Cup in Neumünster an und es ging gut 130 km nach Dorsten auf die Anlage von Familie Hoffrogge.
Einladen – fahren – ausladen – Obi fand die neue Umgebung interessant aber nicht wirklich aufregend. Die fremde Halle war ebenso o.k. wie die Hindernisreihe und während des Umbaus der Sprünge suchte er auch ganz relaxed die Nähe seiner Menschen – Wieso nicht mal mit an den Richtertisch stellen?
Die Sprünge wickelte er mit viel Übersicht ab, sprang gut, schöne Technik, zeigte Vermögen.
Einladen – fahren – ausladen und wieder ab auf die Weide, wo er vermutlich seinen Kumpels von der ersten großen Reise erzählt hat.
Ende August kam dann die Einladung nach Neumünster zum Freispring-Cup. Wir waren schon was stolz! Alle der von uns bislang vorgestellten Pferde erhielten die Einladung zum Cup. Und auch, wenn die Trakehner natürlich keine Springpferdezucht sind, treffen sich dort doch die besten 10-12 aus zwei Jahrgängen und so ist schon die Teilnahme irgendwie eine Auszeichnung.
Die große Reise startete dann Mittwoch Abend 13. Oktober, kurz nach acht. Wir kamen gut durch, sechseinhalb Stunden später konnte Obi seine Box in den Holstenhallen beziehen. Wir sind dann, nachdem alles fertig war um vier Uhr im Wohmobil in einen kurzen Schlaf gefallen, denn um acht Uhr am Donnerstag Morgen hieß es bereits „Halle zeigen und ein, zwei Probereichen springen“ – Alles ging gut so weit, aber richtig locker war Obi dann doch nicht. Sechseinhalb Stunden Fahrt bleiben leider nicht in der Jacke hängen und er hielt sich schon was fest im Rücken. Wir hatten ein bisschen Sorge, ob er später am Tag dann überhaupt richtig los „fliegen“ können würde.
Eine weitere Aufregung kam noch hinzu, denn als alle Hengste nach dem Pflaster an ihm vorbei liefen und Herr Obi quasi alleine stand, war er deutlich not amused! Box umgegraben, sehr aufgeregt, geschwitzt. Wir nahmen ihn auf einen Spaziergang mit und Obis Welt war wieder in Ordnung. Auch wenn es regnete und stürmte – er kam dann einfach mit unter den Schirm.
13:00 Uhr ging der Freispring-Cup los, Obi war sechstes Pferd und zu diesem Zeitpunkt war er – wenn auch ein bisschen fest im Rücken – schon wieder mit sich und er Welt im Einklang. Weder die Kulisse, noch die Aufgabe konnten ihn verunsichern – Obi wickelte seinen Job einfach ab.
9,1 hieß es am Ende – Platz 1 nach sechs Teilnehmern. Platz 1 hieß es auch noch am Ende. Unser Super-Obi hatte den Freispring-Cup gewonnen! Große Freude! Bei Biggi! Bei uns! Bei allen Mitgereisten! Und bei so vielen, die es daheim auf Clip my horse verfolgt haben und für uns die Daumen drückten! Einfach Irre!
Platzierung und Ehrenrunde machte das Obili ebenfalls brav, aber die Luft war nun definitiv raus. Bei ihm und auch bei uns! Wohl gab es den ein oder anderen Sekt sowie das ein oder andere Kölsch an der Box, aber um 20:15 lagen wir allesamt im Land der tiefen Dächer. Glücklich, zufrieden und vor Allem rechtschaffend müde!
Der geneigte Leser dieser Homepage mag sich an dieser Stelle an unseren Bericht „Von tollen Fohlen und schwarzen Schafen“ vor drei Jahren erinnern. Heute bleibt zu konstatieren, dass eben doch alles für etwas gut ist: Hätte der Betrüger damals nicht die Zeche geprellt, hätte Obi jetzt nicht ein so tolles Zuhause, wäre vermutlich nicht so überzeugend in Neumünster aufgetreten und wir hätten in diesem Jahr auf so manche Freude verzichten müssen, die das Pferd bereitet hat.