Und plötzlich ist die Freude weg!

Treue Follower unserer Seite haben es zwangsläufig bemerkt. Ab Sommer war es ganz schön still bei den SFs in diesem Jahr. Der Grund war so simpel wie grausam: Meine geliebte Fee verstarb innerhalb von drei Tagen an nach wie vor ungeklärter Ursache. Die Freude war weg. Die Lust war weg! Öffentlichkeitsarbeit wurde so unwichtig wie nur irgendwas. Und auch wenn es der ursprüngliche Plan war, wieder einen Adventskalender zu schreiben – Liebe treue Follower, wir bitten um Entschuldigung, aber die Motivation fehlt in diesem Jahr komplett.

Dennoch möchten wir den Dezember nutzen und ein bisschen berichten, von unserem Jahr und unseren Plänen. Ein bisschen Rückblick, ein bisschen Vorschau und ein paar Gedanken zur allgemeinen Situation rund um unsere Passion.

Dieser erste Bericht gehört – wie könnte es anders sein – also nun unserer Fee, meinem Herzenspferd, die noch immer so sehr fehlt und die nun, mit diesem Bericht, offiziell auf der Website verabschiedet wird!

Ich beginne mit dem Rückblick auf den Lehrgang in Neuwied-Oberbieber, mit dem wir in die Saison starteten und der uns auf das Turnier Ende April einstimmen sollte. Ob des nassen Wetters starteten wir einigermaßen untrainiert und konditionell nicht ganz auf der Höhe ins Jahr – sowohl Fee, als auch ich, wobei sie natürlich viel schneller wieder fit war. Aber sie absolvierte ihn motiviert in Fee-Manier. Galopp gut. Sprung gut. Bleib mir weg mit dem Rumgetrabe 😊

Zum Turnier ritten wir dann ein E-Gelände und unsere zweites A**-Gelände. E war gut, aber nicht in der Platzierung. Das A** war für den Saisonbeginn vielleicht grundsätzlich ein bisschen happig gebaut. Drei Kombinationen (Zwei Zweifache, eine Dreifache), drei Tiefsprünge… von 44 Startern schieden 17 aus, 13 blieben wegen Zeitfehlern ohne Wertung. Der 7. Platz wurde auf eine 5,2 vergeben. Fee und ich gehörten zur Gruppe der Durchkommer und dass wir im Wasser einen Vorbeiläufer hatten, war nicht ihre Schuld, sondern meine, denn ich war konditionell einfach zu schwach um den Aussprung korrekt anzureiten. Ärgerlich. Beim zweiten Versuch sprang sie selbstverständlich sofort.

Die meisten Ausscheider scheiterten an 10 a – b – c (Schmales Trapez, Billard Aufsprung, Billard Absprung). „Da musst Du aufpassen, da gucken sie alle, weil sie ins Dunkle springen müssen!!“ Nein musste ich nicht. Guckte nicht. Sie turnte einfach mit mir. Wundervolle Fee! Meine erstaunliche, heißgeliebte Kampfmaschine. Ich war so stolz auf uns, dass wir da durch waren. Auch wenn es keine Schleife gab. Ich wusste ja, woran es lag. Wir trainierten, wurden beide fitter, hatten noch einen Mega-Lehrgang in Porz Anfang Juni und dann standen eigentlich turniermäßig auch Porz und Rodderberg an. Fee hatte kurz vor Porz einen Einschuss – Antibiotika, ergo kein Turnierstart. O.k. – Dann aber Bundesturnier.

WTF is Bundesturnier?

Alles war vorbereitet für unsere Reise aufs Bundesturnier, am Donnerstag wollten wir gen Münster starten. Am Sonntag habe ich abends über sie drüber geputzt und habe noch gedacht „Mann, die sah noch nie so gut aus!“ – Am Montagmorgen hatte sie ihre Abendration nicht aufgefressen. „Pingelige Diva“ dachte ich, weil ich die Mashsorte gewechselt hatte und vermutete, es hätte am Geschmack gelegen. Beim drüber streicheln glühte sie – 41,3 Fieber. Sofort die Tierärztin verständigt. Da habe ich ein Ströphchen geheult, weil ich mich doch so aufs Bundesturnier gefreut hatte. 24 Stunden später dachte ich nur noch „WTF is Bundesturnier?!“…

Die Tierärztin kam und wir vermuteten irgendeinen Zeckenscheiß (Anaplasmen/ Babesien/ Borrelien). Blut genommen, Fiebersenker gegeben, im Schatten grasen gegangen, Beine und Körper gekühlt (es war mega drückend und schwül an dem Tag) – es ging besser, über Nacht fraß sie, die Temperatur sank deutlich und stieg bis Dienstagmorgen auch „nur“ noch bis 39,2. Weiterhin gab es Fiebersenker, und kalte Brausen bzw. Kühlung durch die Kühldecke. Gegen Mittag wurde sie super schlapp, taumelig. Wieder Tierärztin, Infusionen und Beginn mit Antibiotikagabe auf Verdacht. Nach Infusion kurz besser, dann aber rapide wieder schlechter. Die Laborwerte trafen ein: Negativ auf Anaplasmen, Babesien, Borrelien. Klinik angerufen, Notfall angemeldet, ab ging es.

Dort angekommen taumelte sie schon deutlich. Zentralnervöse Symptome, hielt sich ganz schief nach links. Nochmal Blut, nochmal Labor, zusätzliche Test (auch PCR) auf Viruserkrankungen (Borna, West-Nil, Herpes). In der Klinik bekam sie Cortison, wurde daraufhin besser und wir stallten sie ein. In der Nacht schnell schlechter werdend, sie ist gestürzt kam zum festliegen, die Medikamente schlugen nicht an – Mittwochmittag haben wir erfolglos versucht sie nochmal auf die Beine bekommen und haben sie dann erlöst. Sie ist mit dem Kopf auf meinem Schoß eingeschlafen. – Tage später kamen die Testergebnisse: Alle negativ…. Wir wissen bis heute nicht, was es war. Auf eine Obduktion haben wir verzichtet, es hätte sie nicht mehr lebendig gemacht.

12 Jahre alt – innerhalb von drei Tagen war das meistumsorgte und gepflegte Pferd im Stall tot. Ursache unklar. Mit ihr starben viele Träume und auch für eine ganze Zeit alle Freude, die uns dieses Hobby in der Lage zu bereiten ist. Es ist nur Biggi mit Obi zu verdanken, dass die Reitsachen nicht endgültig an den Nagel gewandert sind. Denn ich hatte keine Lust mehr! Keine Lust wieder von vorne anzufangen mit dem ständigen Wissen im Hinterkopf, dass ich so eine doch nie mehr wieder bekomme. Mit Fee wollte ich eigentlich in die Rente reiten.

MEINE Fee, die mutig war, wenn ich die Hosen voll hatte. MEINE Fee, die im Busch für mich immer alles möglich gemacht hat.  Sie war so sehr MEIN Pferd, wie es nicht mehr ging. Sie hat immer, immer, immer für mich gekämpft, war mutig, wenn ich die sprichwörtlichen Hosen voll hatte und dafür durfte sie ihre Eigenarten eben auch pflegen. Ja, ich habe ihre Eigenarten geliebt! Sie war eine Lebensversicherung im Gelände, allerbestes Führpferd für die Jungen, sie war mit jeder Faser mein Once-in-a-lifetime-horse, denn auch für einen Amateur gibt es eben diese besonderen Pferde, die uns einfach viel besser machen, als wir es sonst sind. Sie lehrte mich (wie kein anderes Pferd zu vor), die Individualität unserer vierbeinigen Sportpartner zu tolerieren und zu schätzen, mit ihnen zu arbeiten – ganz dem kölschen Spruch entsprechend: Jede Jeck is anders! Es war ihr starker Wille, der uns überall rüber getragen hat – nicht meiner. Ich hätte vielleicht sonst manches mal auf mein Hasenherz gehört.

Ich bin dankbar dafür, dass ich ein solches Pferd haben durfte. Traurig, dass die Zeit, die uns vergönnt war nur so kurz war und wütend über die Ungerechtigkeit, dass es ausgerechnet uns und dann ausgerechnet das am meisten gehegte und gepflegte Pferd im Stall treffen musste. Aber vielleicht sind die Engel am Ende der Regenbogenbrücke auch einfach miese Egoisten. Die Kiste mit Fees Seifenblasen ist auf jeden Fall leer. Sie wurde geliebt, verehrt, bewundert.

Auch heute, fünf Monate später vermisse ich sie schrecklich, sie war die erste am Morgen, die mir entgegen guckte aus Box Nummer 1. Ich wünschte sie würde weiterhin ihren Unmut über den zu „langsamen Service“ äußern können und auf all ihre Sonderbehandlungen pochen. Aber es ist eben nicht mehr. Sie rockt sicher weiter, auf der anderen Seite der Regenbogenbrücke. Ich muss mich neu orientieren. Neu starten. Neue Chancen nutzen, aber auch Chancen zulassen. Das Herz wieder öffnen für ein weiteres besonderes Individuum mit all seinen Eigenarten. Auch wenn ein großer Teil des Herzens für immer vergeben sein wird, schließen diese Zeilen Ihr Kapitel hier.

Danke Fee! Danke, dass Du MEIN Pferd warst. Danke für jeden Moment, in dem Du mir Flügel verliehen hast!

Deine Eimerträgerin Simone

5 thoughts on “Und plötzlich ist die Freude weg!”

  1. Liebe Simone, ich musste weinen, als ich alles gelesen hatte. Ich verstehe dich sooo gut. Denn vor über einem Jahr ist mir ähnliches mit meinem Herzenspferd passiert. Ein Unfall, eine Operation, Besserung und Hoffnung..und dann doch verloren. Diese Lücke kann niemand schließen. Aber man macht für die anderen Pferde weiter. So gut es geht. Und läßt die Zeit arbeiten…

  2. Liebe Simone, es tut mir sehr leid. Und ja, es wird erträglicher werden, aber es wird nie vorbei sein. Ich habe bei einem unsere Verluste von meiner jüngsten Tochter gelernt, dass wir ohne dies zwar das Leid nicht hätten, aber eben die Freude auch nicht. Daher – es wird erträglicher und ich wünsche Dir für die Zukunft viel Freude, wohl wissend, das es zwei Seiten hat, Gruß Astrid

  3. Liebe Simone, immer noch geschockt über dieses Unglück und wohl wissend über das Gefühl, welches du beschreibst….öffne dein Herz und las es geschehen…vergessen wirst du deine Fee niemals, gib einem anderen zauberhaften Wesen eine Chance…GLG

  4. Liebe Simone, Mir laufen die Tränen und die Stimme versagt. Fühl dich umarmt und gedrückt. Ansonsten: ohne Worte…

  5. Auch beim wiederholten Lesen steigt der Pegel in den Augen … Schau ich mir die Fotos an, kann ich es sehen: Fees Mut und Zuversicht, ihre Freude am Vorwärts, euer begeistertes Miteinander …
    Wenn das Loch im Herzen nicht mehr ganz so tief ist, hoffe ich dass dir nochmal ein besonderes Pferd begegnet. Kein Ersatz für Fee, aber noch mal die Chance, Herz und Seele Flügel wachsen zu lassen.

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