Am Nachmittag des 10. Dezember veröffentlichte die FN auf Ihrer Homepage (www.pferd-aktuell.de) folgenden Text:
Championatsnominierung: FN-Präsidium macht Umsetzung der Richtlinien zur Bedingung.
Warendorf (fn-press). Das Präsidium der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) hat sich in seiner Sitzung vom 9. Dezember noch einmal mit den Ereignissen bei den Dressur-Europameisterschaften in Aachen beschäftigt. Als Ergebnis hat das Präsidium folgende Empfehlung für den Vorstand des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) formuliert: „Bei der Nominierung der Kader für Championate zählt neben der Erfolgsperspektive vor allem auch die konsequente Umsetzung der Richtlinien für Reiten, Fahren und Voltigieren. Die FN lehnt jede Trainingsmethode ab, die ihren Richtlinien widerspricht. Dies gilt ausdrücklich für aggressives Reiten und Methoden, die zu Zwangshaltungen des Pferdes führen.“
Das erste Lesen der Überschrift dieser Pressemitteilung führte zu ungläubigem Gucken auf den Kalender. Nein, es war tatsächlich nicht der 1. April! Der Vermutung folgend, dass diesen Text wohl kaum jemand formuliert haben kann, der zu diesem Zeitpunkt im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gewesen ist, machten wir uns zunächst starke Sorgen um den Tatbestand des Drogenkonsums in der Zentrale der FN in Warendorf. Möglicherweise ein Feierabendbier zu viel oder gar ein Pfeifchen? Oder passend zur Küsschen-rechts-Küsschen-links Gemeinde die ein oder andere Kiste (bloße Flaschen reicht hier nicht) Pro Secco?
Ganz offenbar war es den Damen und Herren in Warendorf aber wohl ernst…. Uns auch! Zeit für einen offenen Brief, verfasst am Sonntag den 13.12. per Mail an Soenke Lauterbach, Generalsekretär der FN.
Betreff: Pressemitteilung vom 10.12. zur Kader-Nominierung
Sehr geehrter Herr Lauterbach,
mit entsetztem Kopfschütteln habe ich ihre oben genannte Pressemitteilung gelesen.
„Championatsnominierung: FN-Präsidium macht Umsetzung der Richtlinien zur Bedingung“
Der von Ihnen veröffentlichte Text impliziert, dass es bislang möglich war, in den Kadern mitzureiten, ohne sich entsprechend der vorgegebenen – und von jedem Pony-Kind bereits im Rahmen seiner ersten Abzeichenprüfungen zu lernenden – Richtlinien verhalten zu haben?! – Das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein?!
Ganz offenbar haben Sie es bei der FN ja nicht mit ausgeklügelten Formulierungen, über die vielleicht mal jemand für ein, zwei Minuten nachgedacht hat, bevor sie in www gestellt wird, deswegen erlaube ich mir hier die saloppe Frage: Was um alles in der Welt ist denn in ihrem Laden los!?
Spätestens seit der EM in diesem Jahr muss sich jeder Reiter / Züchter / Pferdeliebhaber gegenüber Nicht-Reitern / Nicht-Züchtern / Nicht-Pferdemenschen ständig rechtfertigen und erklären, dass wir in keinem Falle alle zu einer großen Sekte reicher, geldgieriger, korrupter und tierquälerischer Subjekte gehören. Wie soll diese Rechtfertigung mit solch „stärkenden“ Aussagen von der Dachorganisation unseres Sports überhaupt noch möglich sein?!
Diese Pressemitteilung ist bei allem Versagen der letzten Jahre – man nehme den gesamten Umgang mit dem Desaster in Aachen und schmücke diesen mit Kleinigkeiten wie der Abschaffung des Heißbrands, dem Total-Versagen im Thema Pferdesteuer und der Reaktion auf die offene Kritik einer Tierärztin nach den Bundeschampionaten – nun echt der Gipfel. Mit lapidaren Dingen, wie der simplen Kontrolle von korrekt sitzenden Ausrüstungsgegenständen auf dem Turnier, wollen wir erst gar nicht beginnen.
Es ist unglaublich, welches Bild Sie von unserem wundervollen Hobby in der Öffentlichkeit nicht nur von den Medien zeichnen lassen, sondern an welchem Sie auch noch fleißig mitgestalten!
Um sich Ihre Aufgaben nochmals genau vor Augen zu führen, empfehle ich das Studium Ihrer Homepage. Unter http://www.pferd-aktuell.de/fn/wir-ueber-uns/wir-ueber-uns finden sie nicht nur alle Bereiche gut beshrieben, sondern auch die Satzungen von FN und DOKR als PDF zum Download. Dazu empfehle ich das Studium der Ethischen Grundsätze des Pferdefreundes.
Dem Verantwortlichen für die o.g. Pressemitteilung können Sie ja ggfs. auf einem der aktuell stattfindenden Weihnachtsmärkte folgenden Text in ein hübsches Holzschild einbrennen lassen: „Lieber Gott, hilf mir bitte den Mund zu halten, wenigsten solange, bis ich weiß was ich rede.“
In diesem Sinne noch eine schöne Vorweihnachtszeit und ein frohes Fest
Simone Schönbeck
Reiter, Züchter & Pferdefreund
P.S. Den Text dieser E-Mail finden Sie ab 14.12. veröffentlicht auf unserer Homepage