O… O… O.. – we did it again 🙂
Blümchen ist also erneut tragend von Negr. Die „Schöpfungsgeschichte“ gab es ja schon in Türchen 9. Im letzten Jahr schrieben wir, dass das Hauptaugenmerk der Anpaarung auf Parcours und Busch liegt. Das ist noch immer so. Blümchen – selbst mit einem Schuss russischen Genen versehen – hatte aus der Anpaarung an osteuropäisches Blut bislang zwei sehr gute Hengstfohlen: Orik von Davidas und Oblivion von Adorator und in diesem Jahr kam also ihre erste Tochter von NEGR hinzu.
Er vererbte sich gemäß dem Eindruck, den er bei uns hinterließ: Träumchen ist typvoll – auch wenn sie gerade etwas vereselt – und in den Linien gewünscht großzügiger als Ihre Mutter: Länger in der Halsung und mit schrägerer Schulter ausgestattet. Das aktive Hinterbein gabs frei Haus von Mutter und Vater gleichermaßen und auch bewegen kann sich das Blümeli ja richtig gut! Ihre Tochter hat noch etwas mehr „Knie-Aktion“, beide Fohlen von NEGR zeichnen sich durch großzügige, kraftvoll sportliche Bewegungen aus – aktiv fußend und locker durch den Körper schwingend. Ganz so wie der Vater. Ganz so, wie wir uns ein Reitpferd wünschen. Und zuletzt, beim Blättern durch die alten Adventstürchen, bin ich nochmal auf ein Zitat von Hans Joachim Köhler gestoßen, das für alle Anpaarungen unserer Meinung nach immer im Fokus stehen muss: „Ein Zuchtpferd kann niemals zu viel Reitpferd sein!“
Träumchens Pedigree lässt für die Zukunft als Zuchtstute alle Möglichkeiten offen, denn es kommt ohne Habicht, Kostolany und Arogno aus. Ein totales Outcross mit sportlichen Eltern, Großeltern und Urgroßeltern.
Zufrieden mit dem Ergebnis wiederholten wir also die Anpaarung noch einmal. Der 09.06.2021 ist der errechnete Termin und passend zum Reise-Thema haben wir für den Hengst die Tour mit eingearbeitet: Okatour soll sein Name werden. Im Falle einer Stute wird es das Oka-Hexchen – ganz in Anlehnung an Blümchens Verhalten gegenüber dem armen Negr.
Zu NEGR schrieben wir schon im letzten Jahr und der kundige Besucher unserer Homepage wird nun nichts gänzlich Neues finden – dennoch, es gehört in dieses Türchen und recyceln lebt ja bekanntlich auch vorm Mittmachen 😉
Negr absolvierte im Jahre 2012 seine 100-tägige Hengstleistungsprüfung im polnischen Starograd Gdanski mit einem Gesamtindex von 121 als 4. von 18 Teilnehmern. Mit einem Dressurindex von 133 und einem Springindex, als Bester der Prüfungsgruppe demonstrierte er deutliche Doppelveranlagung. Im Oktober 2014 wurde er Reservechampion der jungen Dressurpferde in Polen. Wie so häufig bei den sportlichen Vererbern aus dem Osten dominiert Pilger auch dieses Pedigree, hier durch die dreifache Linienzucht auf den Olympioniken Propad und dessen Sohn Aspirant sowie dessen väterlichen Bruder Haakon.
Über die Linie des Pilgers haben wir auf dieser HP bereits umfassend an anderer Stelle geschrieben und deshalb soll hier nur noch erwähnt werden, dass NEGRs Pedigree 46,88% Spezialblut ausweist, auch wenn der erste reine Vollblüter erst in der vierten Generation auftaucht. – Ganz so wie es in Trakehnen von Anfang an praktiziert wurde und deswegen werden wir uns mit dem Thema Spezialblut im Laufe dieses Kalenders auch noch einmal gesondert gedanklich auseinandersetzen.
NEGRs Vater Ajbek zählt zu dokumentierten Leistungsvererbern der polnischen Sportpferdezucht, hat einige bereits in internationalen VS-Prüfungen startenden Nachkommen. Auch in Deutschland konnten bereits zwei seiner Söhne sportlich besonders auf sich aufmerksam machen: Zunächst der mütterliche Halbbruder zum oben genannten Adorator, Avatar. Avatar war bester Springhengst seiner Körung in 2012 und konnte unter Ben Leuwer bereits Erfolge in internationalen 3* CCI Vielseitigkeitsprüfungen (Arville, Luhmühlen und Kreuth) verbuchen.
Es folgt Kros, der 2016 in Münster Handorf gekört wurde. Im selben Jahr absolvierte er erfolgreich seinen 100-Tage- Test in Polen mit einer Gesamtnote von 8,29 und wurde Gesamtsieger dieser Hengstleistungsprüfung. 2017 bis 2019 startete er hocherfolgreich unter Jens Hoffrogge in Geländepferde- und Springpferdeprüfungen. Mit der Höchstnote 10,0 in der anspruchsvollen Geländepferdeprüfung Klasse L wurde er in Hannover Trakehner Geländepferdechampion 2019. 2020 verbuchte er die ersten Erfolge in Springen der schweren Klasse.
Ajbek selbst war im Jahre 1997 mit hervorragenden Noten Champion des 100 Tage Tests in Polen und wurden dann vom Gestüt Gniezno erworben, wo er Hauptbeschälerstatus einnahm. Eine frühe Verletzung beendete seine Karriere als Springpferd. 2003 wechselte er in den Besitz von Familie Przeczewski in Roznowo, aus deren Zucht auch NEGR stammt.
Negr‘s mütterlicher Stamm wurzelt im polnischen Hauptgestüt Rzeczna und weist eine Linienzucht auf den Olympioniken Poprad aus. Zur Familie zählen
- die Vielseitigkeitschampionesse von Zoppot 2014 und in CCI**- erfolgreiche Niagara
- die Finalisten der polnischen Meisterschaften der jungen Springpferde Nikozja und Nomad ( Nomad startete später auch erfolgreich in internationalen Springchampionaten)
- die Vererber Nektar und Niagara
- die SLP-Siegerin Nomad
- und der HLP-Sieger Nefryt.
Zuletzt noch eine Anmerkung zum Interieur von Negr: Wir haben schon beobachten dürfen, dass er ein echter Kerl ist. Wirklich ein Hengst! Und doch ist er unterm Sattel ein kooperativer Sportpartner, auch wenn Stuten in der Nähe sind. Das Landgestüt Zweibrücken hat es wirklich passend beschrieben: Er begeistert durch seine unbestechliche Leistungstreue, durch seinen lupenreinen Charakter, überzeugt durch eine Galoppade mit großer Übersetzung sowie großer Kraft und Erhabenheit im Trab und schließlich durch überlegene Talente am Sprung – aufgrund der ihm eigenen Sportlichkeit, aber auch hinsichtlich seiner sportlich hochklassigen Blutführung eine echte Alternative für den leistungsorientierten Sportpferdezüchter. – Sind wir doch, oder? – 😉