Es ist ja schon bekannt aus Türchen 8: BabyBelle trägt von Tempelhof.
Ein Junghengst, der uns in Neumünster 2019 sehr für sich einnehmen konnte. 164 cm Stockmaß, gutes Fundament, sehr guter Antritt, absolut überzeugendes Springen mit Vermögen und mit Übersicht, immer durch den Körper arbeitend. Dazu ein sehr guter Schritt, ein guter Trab und ein sehr guter Galopp. Immer taktsicher und immer im Gleichgewicht. Dazu mit einem unglaublich netten Wesen ausgestattet.
Einen Trakehner Hengst zu finden, der a) am Sprung überzeugt und b) rein von der ersten Einschätzung auch zur Stute passt, wird zunehmend schwerer. – Der Körjahrgang 2020 hat sich für uns diesbezüglich im Übrigen auch nicht situationsverändernd ausgewirkt… – Man hat uns mal vorgeworfen nach der eierlegenden Wollmilchsau zu suchen und das mag ja zum Teil auch stimmen, aber nichts desto trotz wollen wir doch zumindest in der Theorie nach dem Ideal streben. Das ist auch ein Grund, wieso wir nie den selben Hengst für B… und M… wählen würden und zum Teil auch sehr erstaunt sind, wie die unterschiedlichsten Typen auf die gleiche Stute benutzt werden, bzw. der gleiche Hengst auf die unterschiedlichsten Stuten-Typen (bei einem Besitzer) zum Einsatz kommt.
Nun, bei uns sollte es also Tempelhof werden. Ein Junghengst. Dazu im Corona-Jahr zunächst ungeprüft.
Vom Format fanden wir ihn auf unsere großrahmige BabyBelle sehr passend.
Bislang haben wir von BabyBelle nur sehr gelassene Nachkommen mit tollem Interieur erhalten. Die beiden Söhne, die sich schon im Reitpferdealter befinden sind kooperativ und cool, ließen sich ganz leicht und schnell anreiten. Als erstes Bel Greco, der Grieche, dessen Vater El Greco TSF war allerdings auch ein Garant für rittige und sportliche Pferde. Dann Bel Avion, dessen Vater Davidas nach seiner HLP durchaus Fragezeichen hinterließ, aber unser Flieger war von Anfang an in allen Belangen ein Schätzchen! Am Sprung beide – sowohl der Grieche als auch der Flieger – sehr gut. Dann folgte als Nathan AA-Tochter die Prinzessin, die natürlich – erst ein Jahr alt – noch keine Aussagen in Punkto Reiteignung zulässt. Am Sprung allerdings konnte sie schon ein Statement setzen. 😉
Da zwei Vollgeschwister zu Tempelhof altersgemäß hocherfolgreich in Springen bis Klasse M** gelistet sind und seine Stutenfamilie am Sprung als verlässlich angesehen werden darf, trauten wir uns also mit Tempelhof dann doch nochmal einen Junghengst. Am 22.09. bestätigte der Auserkorene unsere Einschätzung und absolvierte seinen 14-Tage-Test mit einer Gesamtnote von 8,0 als viertbester Hengst der Gruppe. Die Abschlussprüfung, die ja Dank Clip-my-horse von jedem Interessierten angesehen werden kann, ist auch Anlass für eines der kommenden Türchen – da wollen wir nämlich gerne die Prüfungen und die Notenvergabe einmal betrachten. Das aber nicht heute!
Nun denkt man ja eigentlich Junghengst = schnellstmöglicher Zuchtfortschritt, stellt aber dann doch fest, dass wir uns irgendwie in uralter Genetik bewegen. Tempelhofs Vater LÜCKE, ein 168 cm großer bunter Fuchs wurde 1997 geboren und 2003 vom Trakehner Verband gekört. Seine Hengstleistungsprüfung hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits in Neustadt Dosse absolviert und als Reservesieger für den Teilindex Springen beendet. Für Leistungsbereitschaft, Springvermögen und im Fremdreitertest erhielt er jeweils die 10. Hannover nahm ihn aufgrund seiner überdurchschnittlich guten Leistungen in das Hannoveraner Springpferdeprogramm auf.
Lückes Vater ist FRIEDENSFÜRST – 1990 geboren, bis 11-jährig in internationalen Dressurwettbewerben erfolgreich und dann leider viel zu früh verstorben. Ebenso wie sein Sohn kam auch Friedensfürst erst nach seiner sehr guten HLP 1994 (Nov. / Adelheidsdorf / 5. v. 53) und über Umwege zum Trakehner Verband. Er erhielt sehr gute Noten sowohl in der Dressur als auch im Springen, die Erstkörung im Dezember 1994 erfolgte durch den Hannoveraner Verband und erst im Januar 1995 erkannte der Trakehner Verband ihn in Alsfeld an.
Der Muttervater HIRTENTANZ stammt zumindest schon aus diesem Jahrtausend, zählt aber mittlerweile auch schon 17 Jahre. Sein Vater AXIX – geboren 1999, dessen Vater SIXTUS wiederum 1989 und noch eins zurück: HABICHT 1967.
Nun, der Zuchtfortschritt ist hier gemächlichen Schrittes gegangen, zumindest hat der interessierte Züchter so aber auch die Chance den sportlichen Werdegang der Vorfahren und der Verwandtschaft zu betrachten. Üblich ist es ja heute eher, dass der in 2017 gekörte/ prämierte dann 2020 – selbst den Basis- und Aufbauprüfungen noch nicht entwachsen – auch direkt mit gekörten / prämierten Söhnen aufwartet. Ob das zwingend dann auch immer tatsächlichen Fortschritt bedeutet oder eben nicht, weist das Jahrbuch der FN immer eindrucksvoll aus….
Bei unserer BabyBelle sind wir stolz auf die alte Genetik: SARAFAN von 1977, VERDENAS von 1986 und HAMLET GO von 1985. Väter, die ganz unstrittig als Garant für Springveranlagung stehen und somit eine Abstammung, aufgrund der wir auch niemals in eine andere Richtung denken würden wollen. Natürlich gibt es Gedankenmodelle, da mal was wirklich bewegungsstarkes zu wählen und BabyBelles Kraft und aktives Hinterbein idealerweise mitzunehmen. Aber das Risiko das Springen zu vernichten, wollen wir nicht wirklich eingehen. Denn wenn das dann mit der Bewegung nicht aufgeht, hat man hinterher einen, der gar nix richtig kann… – mag ja ein tolles Spazierreitpferd werden, ist aber nicht unser primäres Ziel.
Nun sind wir also sehr gespannt auf das kleine B…, dass für den 19.04., also auf den Tag genau ein Jahr nach Belun ausgerechnet ist. Und wie es schon Tradition ist, stehen auch die Namen schon fest. Motto: Alles rund um die Reise. Es wird also ein Bel Viaggio (Schöne Reise) oder eine Belle Aventure (Schönes Abenteuer) im nächsten Jahr.