Türchen 23 – Der Nachwuchs und seine Entwicklung

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Wies007 FB_09_016 IMG_3487Im heutigen Türchen wollen wir auf die Entwicklung und Entwicklungsphasen unseres Nachwuchses eingehen. Und wir werden ebenso unverblümt auch Bilder aus den Entwicklungsstadien zeigen, die vielleicht etwas weniger vorteilhaft sind. Aber das ist ja nach mehr als 20 Tagen Köhler egal, wir alle haben ja gelernt, dass das, was einmal war auch wieder kommt. 😉

Der älteste Nachwuchs ist 2009 geboren: Maravedi und Belle Pèlerine, alias BabyBelle zählen in nur wenigen Tagen fünf Jahre.

Maravedi war der Erstling der Mirage und kam in einer Schwerstgeburt zur Welt.

Er gehörte zu den Fohlen, deren Halsung nach Definition Köhler was „stuckig“ war zu Beginn und auch die Fesselung war stark durchtrittig in den ersten Tagen. Er war ein großes Fohlen, gerade auch für einen Erstling einer älteren Stute, wuchs und entwickelte sich gut, schien aber das Wachsen als Jährling und Zweijähriger ausschließlich im Zeitlupentempo vollziehen zu wollen. Dreijährig maß er gerade 164 cm. Nun ist er bald fünf, der Hals ist nicht mehr stuckig und die Fesseln schon lange nicht mehr durchtrittig. Das Stockmaß lautet 170 cm 🙂 – Eine spätreife Sorte eben.

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14-IMG_2677Belle Pèlerine, besser bekannt als BabyBelle, war von Anfang an eins: Groß!! Und so verlegen, dass ihr rechtes Vorderbein konstant um die Kurve lief 🙂 Sie war als Fohlen nur kurz ansprechend, ihr fehlte alles puppige, der Kopf bekam schon bald die gefürchteten Sarafan-Beulen (siehe Türchen ) und durch die komplette Wachstumsphase war sie wirklich „Schrotti“.

Heute vierjährig steht sie gerade auf einer 21.8er Röhre, ist mit 174 cm Stockmaß eingetragen und erhielt im Typ eine acht. Sie hat ein schönes trockenes Gesicht mit einem wundervollen Auge, einer tollen Halsung, einer guten Oberlinie und einem immer aktiv arbeitenden Hinterbein.

Hier hat sich ein Pferd entwickelt, was unterm Sattel wirklich Spaß macht und was uns sehr gut gefällt!

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2010 wurden Oka-Märchen und Beau Cadeau geboren, die uns beide schon als Absetzer verließen. Oka-Märchen stammt nicht aus unserer Zucht, hier zeichnet noch Frau Dr. Dobberthien vom Altmarkhof als Züchterin. „Unser“ Märchen hat sich gut entwickelt, ist zu einer mittelrahmigen Stute mit sehr viel Adel herangewachsen. Beau Cadeau hatte sich sehr gut entwickelt und für ihn war die Hengstvorstellung geplant, aber leider beendete ein unglücklicher Weideunfall sein junges Leben viel zu früh.

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08-IMG_26222011 gab es nur ein Fohlen: Masurenfee

Masurenfee ist die mütterliche Halbschwester von Maravedi und zählt ebenso – wie alle „M“ zur spätreifen Sorte. Auch gehört sie zu eben jener Sorte von Fohlen, die sich so dermaßen unharmonisch entwickeln und hinzu kommt das Sarafan-Erbe: Die Höcker auf dem Nasenrücken. Wie oft haben wir unser Grätchen angesehen und uns immer wieder Mut zugesprochen, dass die Entscheidung, sie zu behalten in jedem Falle richtig war. Dieser Jährling hatte wirklich nichts charmantes im Äußeren. Lediglich ihr Charakter, der ist gleichbleibend traumhaft von Anfang bis heute gewesen. Nun zweieinhalbjährig, in wenigen Tagen schon als dreijährig zählend wird sie langsam wieder zum Pferd.

Aber wie Köhler es schon schreibt, was einmal da war kommt wieder und so geht es langsam „berauf“. 164 cm Stockmaß bei einer 21.5er Röhre. Vom leichten Blüter-Fundament sind wir also weit entfernt. 🙂 Das erwartete Stockmaß laut Zigeunermaß liegt bei 170 cm.

Apropos Zigeunermaß – hier wollen wir nochmal kurz zu Köhler schwenken:

Ältere Pferdeleute haben das „Zigeunermaß“ nicht in Vergessenheit geraten lassen. Sie schworen darauf, und so haben die Verdener Auktionen hiermit eine Studienreihe eingeleitet, die weiterhin läuft und verglichen wird. Regelmäße Umfragen ergaben 1979 auszugsweise folgendes Resultat (nach Dr. Enno Hempel): „Das sog. Zigeunermaß ist eine Methode, bei noch nicht voll ausgereiften Pferden das noch zu erwartende Wachstum zu bestimmen. Die ermittelten Maße beziehen sich auf das Bandmaß. Zur Feststellung des Zigeunermaßes wird ein Band von der Köte des Vorderbeins zum Ellenbogenhöcker gespannt und von hier nach oben umgeschlagen. Aus dem Abstand über der Widerristhöhe ergeben sich die cm noch zu erwartenden Größengewinns. Als Ergebnis von großer Deutlichkeit kann gesehen werden, daß das sogenannte Zigeunermaß sehr gute Anhaltspunkte für noch zu erwartendes Wachstum bei Warmblutpferden bietet, die noch nicht ausgereift sind. Da die Gruppe der Pferde, die über das Zigeunermaß hinausgewachsen sind, mehr als doppelt so groß ist, wie die Gruppe der Pferde, die das Zigeunermaß nicht erreicht haben, wird man von zu vermutendem „Mindestwachstum“ sprechen können.“

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2012 wurden Belgabad, Mirar und Oka-Blümchen geboren.
(Für die Bildbetrachtung: Belgabad = 2xweiß / Mirar = 1xweiß/  Oka-Blümchen = braun)

Als Belgabad auf die Welt kam, sah er bereits aus wie ein drei Tage altes Fohlen – so viel „Fleisch“ war da dran – und die Tierärztin konstatierte „So einen kann auch nur Belle mal eben auf die Welt bringen..“. Und ganz anders als die Jungs sonst, die ja schon mal was döselig sind, wenn es um die Milchbar geht, hatte Belgabad das innerhalb von wenigen Minuten raus. Er erhielt seinen Spitznamen „Turbo“. Was er niemals verlor in der bisherigen Zeit des Wachstums war sein wunderschönes Gesicht und seinen ‚dicken‘ Hals. Aber ansonsten wachsen die unterschiedlichen Partien irgendwie nacheinander: Erst das Mittelstück, dann die Hinterbeine zuletzt die Vorderbeine. Und so führt das dazu, dass es selbst bei Mister Charming, Turbo, Phasen gibt, die zweifeln lassen könnten.

Vier Wochen nach Turbo kam Mirar zur Welt.  Groß und langbeinig, enorme Bewegungen, ganz nobel in der Aufmachung.. und doch in der Masse die Hälfte von Turbo. Mehr der blütige Sportlertyp. Er wurde „Schmali“ und blieb Schmali und er entwickelte sich bislang à la „M“. Schmali war wirklich kein schöner Absetzer! Der Kopf sah im ersten Winter aus wie eine Pelzkugel.

Wenn die pferdeunkundige Mutter aufs Paddock guckt und vorsichtig fragt: „Aber das da, das ist aber nicht so schön, oder?“, dann weiß der Züchter was das Stündlein geschlagen hat….

Über den Sommer hat er sich in jedem Falle gemacht und wenn er sich bewegt, dann sind da eben die besonders guten Momente! Drei super Grundgangarten und eine Elastizität, die den Wunsch hervorruft direkt den Sattel zu holen. Hier mussten wir beim Fotos-sortieren für dieses Türchen an Köhler denken. An die Beschreibung des Aspiranten, der mit „Hängehals“ vor der Kommission steht und sich dann aber in Bewegung vorbildlich präsentiert. Das ist aktuell unser Schmali 🙂

Und bei allem darf man eben auch nie vergessen, dass man immer zwei betrachtet und dass das Schmali-Entlein gemeinsam mit dem Turbo-Schwan laufen muss. Welcher mann wollte wohl gerne ständig neben Brad Pitt stehen…. oder welche Frau neben Angelina Jolie….

Oka-Blümchen, kurz Blümchen, war von Anfang an schön und harmonisch und blieb das bislang über die gesamte Entwicklungsdauer! Klar mal was überbaut, aber immer schön in Kopf und Halsung, in sich stimmig – eine echte Dauer-Puppe.

Und doch zeigen sich auch bei Oksanas Kindern gleiche Eigenschaften.

Beide Fohlen, die bislang hier zu Welt kamen, waren zu Beginn eher etwas straffer und hölzern, gerade der Trab eher à la tip-tip-tip. Sowohl Märchen als auch Blümchen fingen an gut zu werden, wenn die gleichaltrigen Spielkameraden schlechter wurden: Im Absetzer-Alter. Dann beginnt diese Sorte langsam, sich zu entfalten, nutzt Körper und Kraft und setzt diese um in Bewegungsdynamik und -mechanik.

Hier denken wir, dass sich Blümchen sehr vielversprechend entwickelt und sind dementsprechend gespannt, denn sie ist die designierte Nachfolgerin ihrer Mutter.

Alle drei Jährlinge liegen aktuell bei 154 / 155 cm Stockmaß und lassen – wenn man dem alten Zigeuner glaubt – ein Endmaß von ~ 170 + cm erwarten.

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Last but not least – die 2013er: Belle Française (Franzi) und Bel Greco (Grieche)

52-IMG_2843 32-IMG_2743970598_633477743348407_2020339418_n01-IMG_286619-IMG_2937Unterschiedlicher können Fohlen wohl kaum sein! Franzi, in Aufmachung und Habitus das blütige Edelpferd und der Grieche, eher den bodenständigen Typ repräsentierend.

Franzi, von Anfang an super korrekt und wunderschön. Auch wenn sie nun ein bißchen vereselt, so ist sie immer noch edel und vornehm, einfach ein ganz tolles Fohlen! Eine Stute! Unverkennbar in Rasse- und Geschlechtstyp. Das womit man eigentlich weiter züchten will…. wir werden also die Entwicklung abwarten 🙂

Der Grieche wiederholt vermutlich die Geschichte seiner Mutter. Zunächst kam er mal verlegen auf die Welt und stand reichlich vorbiegig. Der Kopf war verbeult und zugeschwollen, als Erstling musster er sich den Weg wohl hart erkämpfen. Er schickt sich also an, nun für die nächsten drei Jahre „Schrotti 2“ zu werden, selbst sein Fell hat die gleichen komischen Wirbel wie BabyBelle sie als Absetzer hatte und deshalb irgendwie immer wie ein geplatztes Sofakissen aussah.

In der Bewegung allerdings, ja da ist der Grieche der athletischere der beiden Fohlen des Jahrgangs. Gummi, Kraft – alles was das Herz begehrt. Und wenn man sich an die Mords Muskelpakete erinnert, die er schon als wenige Wochen alter Jüngling durch die Gegend trug, dann weiß man, wohin die Reise wieder gehen wird.

Bis dahin heißt es eben abwarten! Sicher ist nicht zu erwarten, dass aus einer spätreifen Stute angepaart mit einem spätreifen Hengst etwas frühreifes fällt.

Wir haben auf Sport angepaart und ob dies gelungen ist, werden wir erst in einigen Jahren erfahren. Wir wagen die Prognose, dass es geglückt sein könnte, denn der Grieche bringt alles mit, was erbraucht – nun muss er nur noch in seinen Körper rein wachsen 😉

[whohit]Tuer 23[/whohit]