Elitehengst Finley M (Tür 4)

Finley M – Bartholdy – Pasteur xx

Eine der derzeit umfangreichsten und erfolgreichsten Hengstlinien in der Trakehner Zucht: Die Hengstlinie des Vollblüters Pasteur xx. !!

Pasteurs Vater war Bürgermeister xx, ein Sohn des legendären Herold. Der Graditzer Herold war bei 9 Starts nur einmal zweiter, ansonsten ungeschlagen; er siegte u. a. im Deutschen Derby und im Deutschen St. Leger. Auch züchterisch erwies er sich als Volltreffer: Sein wichtigster Sohn war wohl Alchimist – diese Hengstlinie ist bis heute eine der bedeutendsten in der deutschen Vollblutzucht und brachte über Birkhahn-Literat die Stempelhengste Surumu und Acatenango. Die Birkhahn-Tochter Sayonara ist Mutter des Swazi xx, der mit Consul den für die Trakehnerzucht so bedeutenden Stempelhengst und Sportpferdemacher Consul zeugte.

Neben der engen väterlichen Verwandtschaft von Bürgermeister und Birkhahn (Ersterer ist ein direkter Herold-Sohn, Letzterer stammt vom Herold-Sohn Alchimist) haben diese beiden Ausnahmevererber mit Bramouse xx auch dieselbe Mutter!

In der Trakehnerzucht der DDR wirkte der Bürgermeister-Sohn Blaubart xx; sein Sohn Grossist war einer der ersten Trakehner Elitehengste und fiel besonders als Springvererber auf.

Pasteurs Mutter Praline vereint über Ticino-Alchimist-Oleander das beste Blut, das die deutsche Vollblutzucht dieser Zeit zu bieten hatte. Oleanders Sohn Raufbold xx war ein geschätzter Leistungsvererber in der Trakehnerzucht Russlands. Auch Ticino überzeugte nach erfolgreicher Rennlaufbahn als Vererber: Er stellte mit Orsini, Niederländer, Lustige und Neckar vier Derbysieger; seine Tochter Liebeslied ist Mutter des Surumu-Vaters Literat, Naxos v. Ticino ist Großmutter des bedeutenden Nebos, während Suleika u. a. die schon erwähnte Swazi-Mutter Sayonara brachte. Nachkommen der Ticino-Söhne Velten, Waldenser, Neckar u. a. m. prägten die deutsche Warmblutzucht.

Der hervorragend gezogene Pasteur konnte ebenfalls auf der Rennbahn überzeugen und siegte in diversen wichtigen Rennen wie der Badener Meile, im Kölner Frühjahrsausgleich oder im Karstadt-Preis Düsseldorf. Als Reitpferd zeichnete sich durch hohe Rittigkeit und besonders durch Geschmeidigkeit sowie erstklassige Bewegungen aus, was er auch an seine Nachkommen weitergab.

Pasteur wirkte im Rheinland auf dem Gestüt Vogelsangshof der Familie Hoogen und hinterließ auch in der rheinischen Warmblutzucht Spuren: Der Warendorfer Landbeschäler Festivo, der mehrfach Mannschafts-Medaillen von der Dressur-EM der Jungen Reiter nach Hause brachte, stammt aus der Prinzessin v. Pasteur xx, die mit Piano ein weiteres S-Dressurpferd stellt; der HLP-Sieger Jacquare ist Enkel einer Pasteur-Tochter, ebenso wie der im Dressursport hocherfolgreiche KWPN-Hengst Jazz Time. Pasteurs Vollbluttochter Bachcantate brachte mit Bunbury und Banteer zwei Töchter, die im internationalen Vielseitigkeitssport erfolgreich waren und mit dem Elitetitel des Trakehner Verbandes ausgezeichnet wurden. Auch in der Trakehner Zucht lieferte Pasteur hervorragende Töchter, wie beispielsweise Elfi V, deren Tochter Ecliptic neben eigenen S-Platzierungen im Gelände die international im Cross unter Frank Ostholt erfolgreiche Eos brachte.

Sieben Pasteur-Söhne wurden für die Trakehner Zucht gekört, unter denen Mahagoni und der Elitehengst Michelangelo es schafften, die Hengstlinie auf eine breite Basis zu stellen. Michelangelo ist seit Jahren der Hengst mit den höchsten Exterieur-Zuchtwert-Indices, aber auch aus sportlicher Sicht können seine Nachkommen überzeugen: Sein Sohn Just Mickey (KWPN) trug zum Gewinn der Mannschafts-Bronzemedaillen für Dänemark bei der Dressur-EM 2005 und bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 bei; Cape Town v. Michelangelo wurde US-Junioren-Champion 2006 in der Dressur; der dänische Warmbluthengst Michellino wird als Dressurvererber geschätzt. Der sehr jung eingegangene Trakehner Siegerhengst Kennedy v. Michelangelo ist dennoch vor allem über seine Tochter Insterfee VII aktuell, die neben dem Siegerhengst In Flagranti, der sechsjährig siegreich in Dressurpferdeprüfungen der Klassen L und M ist, mit In Petto einen weiteren gekörten Sohn und bereits eine Reihe Spitzenstuten brachte.

Der bedeutendste Pasteur-Sohn ist bisher Mahagoni, dessen Großmutter, Elitestute Marquise, einen bedeutenden Zweig innerhalb der qualitätvollen Marke-Familie begründete. Ihre drei gekörten Söhne Marakesch, Markasit und Majoran konnten nur wenig Einfluß nehmen, mit Preußenprinz stellte Majoran jedoch einen Siegerhengst, dessen Nachkommen derzeit im Spring- und Vielseitigkeitssport auffallen. Auch Marquises Tochter, Elitestute Maharani II, wurde dreifache Hengstmutter: Neben Mahagoni brachte sie dessen Vollbruder Marlon und den Siegerhengst Mackensen, der sowohl in der Trakehner- als auch in der Rheinischen Zucht großen Einfluß nahm. Mackensens Nachkommen zeichnen sich durch Rittigkeit und gutes Interieur aus und sind beliebte Dressurpferde. Sein Vollbruder Malesh ist platziert in Dressurprüfungen der Klasse M.

Maharani war eine Tochter des Flaneur, der über seinen Vater Maharadscha ebenfalls Marke-Blut führte. Er war Ausgangspunkt der heute umfangreichsten Hengstlinie der Trakehnerzucht, die besonders über Arogno und dessen Enkel Caprimond weite Verbreitung fand. In jüngster Zeit machen die Nachkommen der Kimora, einer Tochter des Flaneur-Sohnes Gajus, von sich reden: Ihr ältester Sohn Kasan ist in M-Dressuren erfolgreich, die gekörten Vollbrüder Kaiserkult und Kaiserdom waren sechsjährig jeweils Bundeschampions des Deutschen Dressurpferdes; Kaiserkult war 2006 achtjährig Zweiter im Finale des Nürnberger Burgpokals, der ein Jahr jüngere Kaiserdom siegreich in M/A-Prüfungen.

„Mahagoni ist der ideale Veredlerhengst für alle Zuchten in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg“, urteilte der damalige Zuchtleiter des Trakehner Verbandes, Dr. Eberhard v. Velsen, über dieses Zuchtjuwel. Der schicke, aber spätreife Hengst fiel bei seiner Körung nur wenigen Kennern ins Auge und wechselte in Neumünster zu einem günstigen Kurs den Besitzer – ein Jahr später aber war er überzeugender Sieger seiner Hengstleistungsprüfung und fortan in aller Munde. Seine Nachkommen waren begehrte Reitpferde mit viel Gangvermögen, hoher Rittigkeit und gutem Temperament, dabei jedoch auch spätreif.

Mahagoni wurde Vater einer ganzen Reihe internationaler Spitzendressurpferde: Chronos a. d. Hansa II v. Matador war u. a. Teilnehmer der EM 1995 und belegte dort mit der holländischen Mannschaft Rang sieben, Marlon a. d. Lovedream v. Donauwind war zweimaliger EM-Teilnehmer (dabei einmal Bronzemedaillengewinner mit der französischen Mannschaft) und Olympia-Teilnehmer in Atlanta 1996 (4. mit der Mannschaft), während Peron a. d. Peru II v. Coktail unter Michelle Gibson in Atlanta mit dem US-Team die Bronzemedaille gewann und im Einzel Fünfter wurde. Auch im nationalen Sport wurden Mahagoni-Kinder erfolgreich vorgestellt: Braveur sammelte Schleifen in S-Springen, Ceylon, Feuerzauber, Kronjuwel und Ravel brachten es auf Lebensgewinnsummen von jeweils über 10.000 € im Dressurviereck.

Auch in der Zucht nimmt Mahagoni eine überragende Rolle ein; seine Tochter Felicitas ist Mutter des Siegerhengstes und international im Cross erfolgreichen Fontainbleau, Guayana lieferte neben einigen hervorragenden Töchtern den Siegerhengst Guter Stern und den Reservesieger Guter Planet, acht Töchter wurden vom Trakehner Verband mit dem Titel der Elitestute ausgezeichnet, besonders erwähnenswert ist dabei Kandia III, Mutter des international im Dressursport erfolgreichen Kaiser Wilhelm, der S-Dressurstute Kandela, der M-Dressurpferde Katull, Hippo’s Kardinale und Kasadeur sowie des Kohinoor, der im Busch bis Klasse M platziert war.

Zehn Mahagoni-Söhne wurden gekört, unter denen Enrico Caruso eine führende Rolle einnimmt. Über die Siegerhengste Kostolany und Gribaldi ist dieser Zweig derzeit der vitalste dieser Hengstlinie. Gribaldi selbst ist derzeit im niederländischen A-Kader Dressur und zählt in dieser Disziplin zur Weltspitze. Auch die Mahagoni-Söhne Mahon, Radom und Ravel sind geschätzte Reitpferdemacher. Renaissance Fleur TSF, deren steile Karriere im internationalen Dressursport durch einen tragischen Unfall ein jähes Ende fand, stammt vom Radom-Sohn Tuareg.

1982 wurde ein Mahagoni-Sohn Siegerhengst der Trakehner Hengstkörung: Bartholdy, dessen Mutter Balaika II v. Polifax eine Tochter der aus Polen importierten Stute Balystika war. Balystikas Vater Celsius war, wie auch der Gründerhengst Altan, ein Sohn des Hirtensang. Während die Hirtensang-Hengstlinie über Altan nicht erhalten werden konnte, erhielt der Celsius-Urenkel Trafaret den Mannesstamm in der Trakehnerzucht der DDR; der bereits 24jährige Elkadi II v. Trafaret und der im Dressursport bis S erfolgreiche Mephisto von Trafarets populärem Sohn Sonnenstrahl sind heute die letzten Vertreter dieser Hengstlinie.

Polifax war ein Sohn des S-Springhengstes Valentin, der einer von nur drei für die Trakehnerzucht gekörten Abglanz-Söhne war. Abglanz konnte in Hannover und Oldenburg eine blühende Hengstlinie begründen, die heute besonders über die Zweige der Absatz-Söhne Akzent II (Alabaster) und Argentan I (Argentinus) Sportpferde für alle Disziplinen liefert. Polifax entstammte der Familie der Polarfahrt. Seine Mutter Pomeranze war eine Tochter der berühmten Polaria – damit entstammt Polifax engster mütterlicher Verwandschaft des Solero-Großvaters Polargeist und des Polarpunkt, die ebenfalls Enkel bzw. Urenkel der Polaria sind. Pomeranzes Vater war der bedeutende Vollblüter Traumgeist xx, dessen leider unfruchtbarer Sohn Hirtentraum unter Uwe Sauer Karriere im internationalen Dressursport machte; züchterisch trat Traumgeist xx vor allen Dingen durch seine berühmte Tochter Schwarze Schwalbe hervor, die den bedeutendsten Familienzweig der großen Saaleck-Familie begründete.

Bartholdys Mutter Balaika lieferte vom schon erwähnten Polargeist die Elitestute Baschka, unter deren Nachkommen neben dem gekörten und im Busch bis Klasse M platzierten Black Magic Boy drei Prämienstuten und das M-Dressurpferd Auric Bocelli sind.

„Überragend hinsichtlich Typ, Ausstrahlung und Gesamtbedeutung wie sein Vater“, befand Dr. v. Velsen über Bartholdy. Seine HLP legte Bartholdy „nur“ in Leistungsklasse II mit 103,42 Indexpunkten ab – erst später wurde erkannt, dass er während seiner Prüfung an einer Knochenhautentzündung gelitten hatte.

Häufige Standortwechsel erschwerten den züchterischen Werdegang dieses Vererbers, dennoch lieferte Bartholdy einige hochklassige Stutenmodelle wie z. B. die Siegerstuten Copelia (Großmutter des Hengstes Carel Deak) und Henrietta, oder die in Dänemark gezogene Cordelia, deren Enkel Cadeau derzeit zu den gefragtesten Deckhengsten der jungen Generation gehört. Die Bartholdy-Töchter Ulla IX, Utine und Utopie aus seiner letzten Schaffensperiode im Gestüt Dörfler stellten mit Union Jack, Ultra Chic und Uckermärker je einen gekörten Sohn. Unter dem Sattel waren Bartholdys Kinder vor allem im Dressurviereck erfolgreich und bescherten ihm einen überdurchschnittlichen Zuchtwert Dressur; aufgrund seiner hohen Zuchtwerte sowohl im Bereich Sport als auch in der Exterieurvererbung zählte Bartholdy 1995 zu den ersten Elitehengsten des Trakehner Verbandes. Auch im Fahrsport waren eine Reihe von Bartholdy-Nachkommen erfolgreich, allein drei erreichten Platzierungen in Klasse S, der populärste darunter war Jongleur K mit einer Gewinnsumme von 3.062 €.

Zwei Söhne des Bartholdy erhielten das Prädikat „gekört“: Neben Finley war es Maizauber, der selber erfolgreich bis Inter I startete, einige gekörte Söhne – darunter den S-Springsportler Bel Espace Go – und viele hoch dekorierte Töchter vorweisen kann.

Texte aus den Hengstportraits des Maizauber/ www.trakehnerfreun.de, mit deren freundlicher Genehmigung