Wenn der Mensch je eine große Eroberung gemacht hat, so ist es die, dass er sich das Pferd zum Freunde gewonnen hat.
(Georges Louis Marie Leclerc, Comte de Buffon)
Auch wir haben, weg von der Zucht, zwei ganz private Pferdefreunde. Herrn Stern und Mattes. Sie sind beide Vollbrüder zu Mirage und überhaupt der Grund, dass wir diese Stute unbedingt zur Zucht bekommen wollten. Herr Stern und Mattes leben gemeinsam mit dem Jungvolk im Laufstall – aktuell sind es BabyBelle und Fee.
Herr Stern, formerly known as Morgenstern, ist 1992 geboren und wechselte 2001 in unseren Besitz. Zu diesem Zeitpunkt war er erfolgreich in Springprüfungen bis zur Klasse M und war eigentlich für das was wir suchten überqualifiziert! Unsern Herrn Stern haben wir aufgrund seines außergewöhnlich coolen und lieben Wesens erworben und aufgrund dieses Wesens war es seinem Züchter auch wichtig, ihn in Händen zu wissen, in denen er nicht jedes Wochenende über vier Springen geschrubbt wird. Mit mir ist Herr Stern erfolgreich bis L geturnt (höher ist nicht mehr so mein Ding, man wird ja schließlich älter…..) und Frank hat auf ihm das Reiten gelernt. Vor 2006 haben wir uns entschieden, dass er nun „nur noch“ Franks Reitpferd ist, denn in der Saison war eine verlässliche Abstimmung von Gas und Bremse nur möglich, wenn er weniger als Lehrpferd herangezogen wurde…. – da das aber ursprünglich Ziel war ….
Neben diesem Job ist Herr Stern gerne Sankt-Martins-Pferd und spielt auch einmal im Jahr Nikolausens Rudolph. Von 2007 bis 2009 diente er auch drei Kindern als Lehrpferd und war erfolgreich mit seinen Reitflöhen in Führzügel- und Reiterwettbewerben. Der „Erwachsenenbildung“ gibt er sich zum Teil auch hin, mutiert dort aber eher zum Professor. Da haben Hilfen schon richtig zu kommen, ansonsten interpretiert man nach bestem Wissen und Gewissen. Hin und Her rutschen im Galopp führt zu Serienwechseln, das falsch treibende Bein eher zum angaloppieren, denn zum antraben aus dem Halten.
Morgenstern ist ein richtiger Sportler mit Ehrgeiz am Sprung, eine sichere Bank für jede Reitabzeichenprüfung, denn auch die L-Dressur schüttelt er ganz leger aus seinem Fesselgelenk ;-). Er ist ein Verlasspferd für Frank im Gelände und mit seinen Kindern ist er das bravste was man sich vorstellen kann! Wenn die kleinen reiten, sieht man, wie er tatsächlich alles versucht zu verstehen und richtig zu machen – egal wie leicht die Hilfe vom Stummelbeinchen kommt.
Für den Zuchtnachwuchs ist er mehr der strenge, schon etwas in die Jahre gekommene Onkel, da hält er sich gerne aus allem raus. Eine Ausnahmegeschichte darf aber kurz erzählt werden: Im Alter von zwei Jahren hatte BabyBelle am rechten hinteren Oberschenkel ein schlimmes Abszess. Ihr ging es über Tage nicht gut, sie bekam ordentlich Fieber, konnte kaum laufen, bis das Ding schließlich durch den Tierarzt endlich geöffnet werden konnte. In dieser Zeit wich Herr Stern, als Beschützer vor dem Rest der Herde, BabyBelle nicht von der Seite. Wehe dem, der ihr zu nah kam, der bekam es mit ihm zu tun.
Bei diesem Pferd geht uns das Herz auf, Tag für Tag! Nicht mehr lange und unser Freund wird 20 Jahre alt und ein paar Kilometerchen hat er schon auf der Uhr. Sein Vater wurde 32 Jahre und seine Mutter 27 Jahre so dass die Zeichen gut stehen, dass der Herr uns noch etwas begleitet.
Mattes, formal „Mr. Blue Eye“, das letzte Fohlen der Melodie XI. Der Plan war sich in Charakter und Wesen einen zweiten Herrn Stern zu sichern und der Plan ist aufgegangen. Wenn jetzt aber jemand glaubt, man würde mehr reiten, wenn man die Pferde vor der Tür hat, so irrt er.. Mattes ist in der Ausbildung etwas hinterher, denn in den letzten Jahren schaute er uns mehr bei Arbeiten rund um und für sein Wohlbefinden zu, als dass er sich seinen Hafer verdienen verdiente. Er war 2007 einmal auf Turnier und hat sich brav in einer Dressurpferde A gezeigt. Außerdem ist er vierjährig die erste Jagd seines Lebens gelaufen und erntete viel Lob aufgrund seiner Coolness!
Er ist der Chef der ganzen Truppe und legt im Allgemeinen sehr viel Wert auf korrekten Umgang mit den Damen und ihrem Nachwuchs. Er ist für die Fohlen der coole Onkel, der verständnisvolle 68er mit dem man richtig Blödsinn anstellen kann und der den Laissez-faire als bevorzugten Erziehungsstil vertritt.
Auch wenn er wenig reiterlich genutzt wird, so sind die dazwischen liegenden Auszeiten doch nie Anlass zur Sorge, dass, wenn wir wieder mit dem Reiten beginnen, sich irgendeine Unart präsentieren würde. Mattes bockt nicht, er rennt nicht – Mattes ist immer cool. Vielleicht bringt ja 2012 ein bisschen mehr Zeit für den Sport als solchen…. Es würde uns beiden gut tun 🙂