Unsere Hundefamilie (Tür 22)

„Dass mir der Hund das Liebste sei,
sagst Du oh Mensch sei Sünde.
Der Hund blieb mir im Sturme treu,
der Mensch ging schon im Winde!“
Franz von Assisi

Auf drei Reiter kommen im Schnitt wohl zwei Hunde. Landauf, landab auf den Turnieren und auf Zuchtveranstaltungen werden Pferdemenschen von Pfoten begleitet, häufig buntgefleckte Jackies – wir nennen sie Kampfameisen. 😉

Unsere Hunde sind was größer, unser neuester eröffnete den Adventskalender vor 22 Tagen. Heute soll es um andere gehen, Freunde auf Pfoten, die zum Teil schon ihren Weg über die Regenbogenbrücke gegangen sind.

Allem voran steht unser Aimelchen, in Wirklichkeit eine Adelige: Aimée von Schloss Luppenau. Aimée bedeutet „Die Geliebte“ und ja, das war sie wirklich. Sie wurde geliebt unsere weiße Prinzessin mit den Plüschohren, von denen eines abgeknickt war und nicht dem Rassestandard entsprach, so dass sie überhaupt bei uns landete. Aimelchen war eine weiße Schäferhündin, wurde 16,5 Jahre alt – Methusalem für diese Rasse. Was für ein Zauberhund, welch traumhafter Charakter! Sie war es, die in uns die Begeisterung für die weißen Schäferhunde schuf. Kinder, Katzen, andere Hunde – Aimée liebte alles. Unaufdringlich, immer dabei, leise und auf einen Fingerzeig gehorsam. Lediglich im Alter wurde sie ein ganz klein wenig altersstarrsinnig, aber wer wollte das unserem Prinzesschen nicht verzeihen? Lange haben wir geschaut ob es unserem alten Hund noch gut geht. Natürlich kommen im Alter Arthrosen und Wehwehchen, aber nimmt es dem Hund deshalb die Lebensfreude? – Heute können wir sagen, dass es nicht so ist. Am Tag ihres Abschieds hat Aimée uns angesehen und uns gesagt, dass es nun gut ist. Dass sie müde ist und dass sie nun gern gehen möchte. Und wir haben sie nach einem langen Hundeleben gehen lassen, im Wissen, dass es für sie in Ordnung war.

V.l.n.r.: Snoopy, Aimée, Bageera

 Snoopy, Aimées cremefarbene Tochter, Resultat eines „Unfalls“, kam erst fünfjährig wieder zu uns zurück, weil ihre Besitzer nicht mehr genügend Zeit für sie hatten. Rückwirkend betrachtet kann man wohlwollend sagen, dass auf die Basiserziehung vielleicht nicht das letzte Quäntchen Achtung gelegt wurde und dass dem Hund generell etwas wenig Aufmerksamkeit zu Teil wurde. Snoopy war unsere Miss 6000 Volt, unser Erklärbär, voller Energie und Elan. Sie lief ohne Probleme vier, fünf Stunden am Pferd mit um dann im Anschluss noch eine Runde mit auf dem Platz zu drehen, mit der einen Nachbarin joggen zu gehen und mit der anderen Fahrrad zu fahren. Snoopy starb wie sie gelebt hat. Am 02. Januar 2010 rupturierte ein Milztumor bei Snoopy- von jetzt auf gleich mussten wir sie elfjährig verabschieden. Vier Tage zuvor war sie noch 20 km gelaufen und in der Talsperre geschwommen, in Sekundenschnelle war es vorbei. Snoopy ging so wie sie gelebt hatte: Immer Vollgas!

Als Gesellschafter zu Bagheera – sie selbst kommt später noch 😉  – wollten wir relativ schnell einen neuen Hund, gerne ein älteres Semester – vielleicht einen, der nicht so leicht eine Chance hätte einen neuen Platz zu finden. Zu uns kam der zwölfjährige Arko, ein weißer Schäferhund, der in seinem alten Zuhause nur noch suboptimale Bedingungen vorfand. Die Familie wollte ihn abgeben, hatte nur noch wenig Zeit und in Folge dessen hatte unser Arko auch ein kleines Figurproblem. Bagheera mochte ihren Kumpel von Anfang an nur die Katzen waren – obwohl Arko ihnen nichts zu leide tat – „not amused“. Nach einigen Tagen gab es aber Ruhe und eine friedliche Co-Existenz. Arko, was für ein Hund!!! Die selben Eigenarten wie unsere Aimée, auch er hatte das tapselige Panzergen, auch er war so ein freundlicher Vertreter und so ein netter Kerl! Gerne hätten wir im noch mehr Zeit auf Erden gewünscht, aber Ostern 2011 war die Lebensuhr abgelaufen – auch unser Arko wollte gehen.

All die Zeit überdauert hat unsere Bagheera. Eine Tochter von Aimée, eine Schwester zu Snoopy – aus dem selben „Unfall“ her rührend. Im April 2012 wird Bagheera 13 Jahre alt. Sie hat alle positiven Eigenschaften ihrer Mutter, sie ist unser Goldstück. Freundlich zu Mensch und Tier, frei von jeder Aggression und sehr gehorsam, wobei sich auch mittlerweile ein gutes Stück Alterstarrsinn einstellt. Aber es sei ihr gegönnt! Klar geht heute nicht mehr alles so schnell wie noch vor einigen Jahren, auch die albernen Spiele werden weniger, gerne schläft unsere Hunde-Omi was länger. Das Maul ist mittlerweile eher weiß denn grau und die Bewegungen werden langsamer. Dennoch hat sie Eric sehr gut angelernt und er weiß mittlerweile, welche Nachbarn wann die Leckerchen her geben. Wir hoffen, dass sie ihrer Mutter nacheifert und uns noch einige Jahre mit ihrer Gesellschaft erfreut.

Und weil es hierher passt gibt es heute in diesem Hundetürchen auch die Gedanken von Richard Dehmel (1863-1920):

Nur ein Hund?
Von Zeit zu Zeit sagen Leute zu mir „wach auf, es ist nur ein Hund!“ – sie verstehen nicht, warum man diese Wege zurücklegt, so viel Zeit und Gefühle investiert, oder die Kosten auf sich nimmt, die „nur ein Hund“ mit sich bringt. Manche meiner stolzesten Momente verdanke ich „nur einem Hund.“

Viele Stunden sind vergangen in denen meine einzige Gesellschaft „nur ein Hund“ war, aber ich fühlte mich nicht ein einziges Mal missachtet oder allein. Einer meiner traurigsten Momente wurden durch „nur einen Hund“ hervorgerufen und an dunklen Tagen war es „nur ein Hund“, dessen freundliche Berührung mir Wohlbefinden und die Stärke, um den Tag zu überstehen, brachte.

Falls du auch denkst, es ist „nur ein Hund“, dann wirst du vermutlich auch Sätze kennen, wie „nur ein Freund“, „nur ein Sonnenaufgang“ oder „nur ein Versprechen“.

Es ist „nur ein Hund“, welcher das wesentliche aus Freundschaft, Vertrauen und purer unverfälschter Freude in mein Leben bringt.

„Nur ein Hund“ ruft in mir das Mitleid und die Geduld hervor, die mich zu einem besseren Menschen macht.

„Nur ein Hund“ bringt mich dazu früh aufzustehen, lange Spaziergänge zu machen und sehnsüchtig in die Zukunft zu blicken.

Deswegen ist es für mich und den Menschen wie ich es bin eben nicht „nur ein Hund“, sondern eine Verkörperung aller Hoffnungen und Träume für die Zukunft, geliebte Erinnerungen und der pure Genuss der Gegenwart.

„Nur ein Hund“ zeigt was gut an mir ist und lenkt meine Gedanken ab. Ich hoffe die anderen Menschen können eines Tages verstehen, dass es nicht „nur ein Hund“ ist, sondern etwas, dass mir Menschlichkeit verleiht und mich zu mehr macht als nur „ein Mensch“.

Also wenn du das nächste Mal den Satz „nur ein Hund“ hörst, dann lächle, weil sie es „nur“ nicht verstehen. Wenn du in seine Augen blickst, lässt du all deine Ängste, Sorgen, Traurigkeit und Probleme zurück, denn Hunde geben uns die Flügel, die wir nicht haben und niemals haben werden.