Blut ist der Saft der Wunder schafft – ein alter Züchterspruch, doch wie viel Weisheit hängt ihm heute noch an? Wir brauchen die Blutpferde für Fruchtbarkeit, Leistung, Schnelligkeit und auch Adel. Aber auch die Zuchten der Blutpferde haben sich verändert. Das englische Vollblut bietet heute viele Phänotypen, die in die moderne Reitpferdezucht nicht wirklich passen, das arabische Vollblut wird mehr und mehr zum Schaupüppchen, Reitpferdepoints rücken in den Hintergrund. Ist bei all diesen Schwierigkeiten dann doch ein passender Blüter gefunden, so hängen teilweise unerwünschte Eigenschaften am Spezialblut: Macht der englische Vollblüter tolle Partien, so ist doch von ihm meist kein Springpferd zu erwarten – maximal kann das, was da ist, erhalten werden. Bringt das arabische Vollblut den Adel, so will man aber z.B. die gerade Kruppe nicht wirklich.Im Grundsatz war die Trakehnerzucht zu Beginn nahezu eine anglo-arabische Zucht: Arabische und englische Vollblüter dominierten das Bild, ein Grund, warum sich in unserer Zucht auch heute noch der Anglo-Araber zur Einkreuzung empfiehlt. Wir haben den gewünschten Spezialblutanteil, die Wesens- und Körperqualitäten beider Rassen sind kombiniert und was elementar ist: Der Anglo-Araber ist für den Reitsport selektiert!!
Härte, Rittigkeit, Charakter und das bei Veredlern erwünschte „englische“ Exterieur, das (unter anderem) Schritt, Galoppade, Wendigkeit und Geschwindigkeit verbessern soll, sind Eigenschaften, die sich im Anglo-Araber wiederfinden.
Hinzu kommt, dass wir gerade in Punkto Springsport, die Impulse von Außen nutzen wollen, denn eine Verbesserung der Qualität am Sprung rein aus den eigenen Reihen ist schwierig, die Möglichkeiten sind definitiv begrenzt.
Nachdem wir mit unserem ersten AA-Einkreuzungs-Produkt, mit Fee, sehr zufrieden waren, wollten wir einen solchen Test gerne auch einmal mit Belle machen. Ebenso wie sie selber, trägt auch der Auserwählte die Fuchsjacke, ebenso wie sie selber trägt er einen französischen Namen, ICARE D’ OLYMPE. Im Unterschied zu ihr, stammt er sogar aus Frankreich, denn auch wenn der Name Anglo-Araber einen anderen Ursprung vermuten lässt, so ist es doch Frankreich (gefolgt von Polen), das eine dominante Stellung in der Zucht von diesen hoch veranlagten, blutgeprägten Pferde einnimmt. Arabische Blutelemente haben dort einen hohen Stellenwert und in der deutschen Zuchtgeschichte kam einigenz Hengsten mit französchischem Ursprung besondere Bedeutung zu: Kallistos, Cacir, Ramzes, Inschallah, Nithard, Matcho II oder Upan la Jarthe.
Hermés d’Authieux AA wirkte in der neueren Zeit, (leider nur) kurz in der Holsteiner Zucht, war auch für die Trakehner anerkannt (und leider kaum genutzt) und ist spätestens seit der Holsteiner Körung 2011 in aller Munde, als sein Sohn Hermes de Lux mit Adel, Intelligenz, Leistungsbereitschaft, Springvermögen und Bewegungsqualität Körkommission und Fachpublikum gleichermaßen zu begeistern wusste.
Seit März 2012 steht Icare d’ Olympe – gezielt für das VS-Programm des baden-württembergischen Verbandes selektiert – im Haupt- und Landgestüt Marbach. Die Homepage titelt „Ein Anglo-Araber der besonderen Sorte, er verbindet Adel, Energie, Bewegung und allerbestes Interieur“.
Im Hengstbuch des Trakehner Verbandes beschreibt ihn Zuchtleiter Lars Gehrmann wie folgt: „Icare d’Olympe ist bereits 16 Jahre alt, präsentiert sich aber als ein abgeklärter und charakterlich vornehmer Spitzensportler, der in seinem Heimatland Frankreich als Dressur-, Spring- und Vielseitigkeits-Pferd mehrfach einer überdurchschnittliche Eigenleistung unter Beweis gestellt hat. … Er ist ein trockener, markanter Hengst der Marke „alter Kämpfer“ der sich effektvoll und ohne viel Aufwand zu bewegen weiß und bei gutem Schritt auch im Trab und Galopp energisch abfußt. Seine große Sportlichkeit verbindet er mit ganz stabilen Nerven und einer erstklassigen Einstellung, er ist ein echter Leistungstyp mit Vorbildfunktion.“
Icare d’Olympe ist siegreich in der Dressur bis zur Klasse S, war erfolgreich bis *** CIC und **CCI, war fünfter bei der Weltmeisterschaft der Fünfjährigen Vielseitigkeitspferde in Le Lion d‘ Angers und in war in Springprüfungen bis zur Klasse M erfolgreich.
Hohe Zuchtwerte weisen ihn als Top-Vererber für die Vielseitigkeit (ICC 155) und als überdurchschnittlich für Dressur (IDR 119) und Springen (ISO 114) aus. Sein bislang erfolgreichster Nachkomme dürfte der in Frankreich und Belgien (SBS) gekörte Sohn Seaborg de Suzan AA sein, der 2010 als Vierjähriger in Spanien Champion der jungen Vielseitigkeitspferde (vergl. Dt. BuCha) war.
All dies führte dazu, dass Icare uns als Vatertier reizte. Dass sein Pedigree dazu von konzentriertem Leistungsblut strotzt, wird das nächste Türchen erzählen … 😉