„Auf dem Papier kann man nicht reiten“ – der Spruch stimmt wohl schon, aber dennoch ist es gerade das Papier, welches dem Züchter hilft, über die Rittigkeit des Nachwuchses zu spekulieren. Hier kommt El Greco mit einer mütterlichen und väterlichen Abstammung daher, die die Hoffnung auf Rittigkeit doch groß sein lässt 😉
El Greco entstammt der Familie der Ethies (O76A1 / Gehlhaar-Ditterke), die auf Ethel zurückgeht, eine im ostpreußischen Kreis Goldap in der Zuchtstätte Schmidt gezogene fuchsfarbene Staatsprämienstute.
El Grecos Mutter war die abzeichenlose dunkelbraune Elchniederung, eine knapp mittelgroße, feine Stute. Ihr zweites Fohlen, Enrico Caruso, wirkte lange in Hämelschenburg, wurde Prämienhengst der Bundeshengstschau 1985 und war Reservesieger seiner HLP 1981 in Medingen. Im Dressursport war er selbst bis Klasse S siegreich, vererbte sich immer typvoll, mit sehr viel Bewegungsmöglichkeiten und bestem Interieur. Darüber hinaus waren seine Nachkommen mit beachtlicher Doppelveranlagung für die Disziplinen Dressur und Springen ausgestattet. Über seine Söhne Kostolany und Trocadero (GB) konnte er größeren Einfluss auf die weltweite Zucht nehmen. Einige Töchter konnten Spitzenpositionen innerhalb der Trakehnerzuicht erreichen und im Turniersport sind seine Nachkommen bis zur schweren Klassen in Springen und Dressur erfolgreich.
Ab 1985 wirkte Enrico Caruso auf der Tylord Farm in den USA und wurde von der ATA als Elitehengst ausgezeichnet. Auf tragische Weise endete das Leben dieses Ausnahmehengstes am 14. Juni 2005, als nach einem Blitzeinschlag die Stallungen der Farm nieder brannten.
Elchniederung brachte in 20 Zuchtjahren 14 Fohlen- das letzte im Alter von 23 Jahren: Es war der Fontainbleau-Sohn El Greco.
Als Mutter zweier gekörter Hengste und eines M-Dressurpferdes (E chat noir v. EH Consul) dürfte Elchniederung post mortem wohl durchaus die Kriterien für die Verleihung des Elitetitels erfüllen. Dr. von Velsen hatte sie zunächst mit den Maßen 1.60/18.5 und den Noten 2,4,3/2,4 eingetragen, fünfjährig bewerte Klaus Hagen die Stute um (Maße: 1.61/19.5, Noten: 2,3,3/2,3).
Vater der Elchniederung war Amagun, der neben Herzbube wohl der beste Sohn Gunnars war. Gunnar wiederum galt als bester Sohn des in Schmoel gezogenen Rappen Komet, der das wertvolle Erbgut der bewährten Trakehner Stutenfamilien der Kokette und der Goldelse verband. Mütterlicherseits stammte der im Gestüt Hörem gezogene Dunkelbraune aus der Poll’schen Familie der Gundula, aus der auch der wertvolle Ginster hervorging.
Amagun ist trotz nur sechsjähriger Wirkungszeit in Deutschland Vater von fünf gekörten Söhnen geworden, darunter der in die USA abgegebene Siegerhengst Virgil. Die beste seiner 40 eingetragenen Töchter dürfte Elchniederung sein. Vor allem in den Niederlanden machte er sich einen hervorragenden Ruf als Sportpferdevererber, seine KWPN-Nachkommen Courage und Ampère nahmen an den Dressurwettbewerben der Olympischen Spielen teil; Courage gewann unter Tineke Bartels-de-Vries die Mannschaftssilbermedaille in Barcelona 1992 und war u. a. mehrfacher Weltcup-Finalist und zweimaliger erfolgreicher EM-Teilnehmer, Ampère war für die Niederlande 1984 in Los Angeles am Start und wurde später unter Gina Capellmann Mannschafts-Welt- und Europameister. Auch der Trakehner Siegerhengst des Jahres 2000 und mittlerweile in schweren Dressurprüfungen siegreiche King Arthur, geht auf eine Amagun-Tochter zurück. Der letzte lebende Nachkomme des Mannesstammes ist der unter Holger Hetzel in schweren Springkonkurrenzen erfolgreiche Kairos TSF, der über Leonardo-Virgil Urenkel des Amagun ist.
Amadine, deren Erstlingsfohlen Amagun war, entstammte der Familie der Amica (Pflaumbaum / Fohlental) und führte im Pedigree den erstklassigen Vollblüter Traumgeist xx und den Kallwischkener Perserfürst. Auf DLG- und Landesschauen hoch prämiert und im FN-Leistungsstutbuch D geführt, brachte die mit 1,2,2/1,1 bewertete Braune die erfolgreichen Turnierpferde Agent v. Herbststurm und Amadeus v. Donauwind; fünf ihrer sieben Töchter waren im Trakehner Stutbuch eingetragen. Auch der im schweren Springsport Alaskatraum sowie der für Frankreich startende Grand Prix-Hengst Adenauer sind dieser Familie zuzurechnen.
Elchniederung war eine Tochter der Rappstute Elbing. Elbings Erstling Eckstein von Hessenstein wurde in M-Dressurprüfungen eingesetzt, ihrer erste Tochter Ellena, ebenfalls von Hessenstein, erhielt später das Prädikat „Elitestute“, u. a. für ihre beiden in Dressurprüfungen der Klasse S siegreichen Söhne Edelmann von Mahagoni und Eddy’s Magic von Guter Stern. Vater der Elbing war Konsul, der über Komet und Famulus hochinteressant gezogen war, züchterisch jedoch ansonsten bedeutungslos blieb. Einer seiner Söhne, Admiral, wurde für die Trakehner Zucht gekört und brachte die Hengstmutter Galathee, deren Flaneur-Sohn Gajus nur spärlich in der Zucht eingesetzt wurde. Dennoch lieferte er die Spitzenstuten Kelly und Kimora. Kimora ist als Mutter der aktuellen S-Dressur-Sieger und gekörten Hengste Kaiserdom TSF und Kaiserkult TSF sowie des M-Dressurpferdes Kasan inzwischen Elitestute.
Von besonderem züchterischen Wert war Elbings Mutter Ethies, war sie doch eine der wenigen Töchter des Springvererbers Ozean in der Trakehner Zucht. Sein Blut ist in der deutschen Springpferdezucht heute noch fest über seinen Enkel Grannus verankert. In der Trakehnerzucht erstarb seine direkte Hengstlinie mit dem Ausscheiden des langjährig höchst sporterfolgreichen Heimherr, als Sohn des Cesars von Ozean. Heimherr ging mit rund 100 Siegen und Platzierungen in den Klassen M/A und S unter Ralf Runge im Springsport und war 1985 erfolgreichstes Trakehner Springpferd.
Heimherr stammte im Übrigen aus einer Carajan-Mutter – jenen, von uns verehrten Springvererber, den wir auch in BabyBelles Pedigree finden.
Ethies stellte mit Edda von Hessenstein und Emir von Uran zwei bis Klasse M erfolgreiche Springpferde und begründete mit ihren sieben Töchtern einen eigenen Zweig innerhalb der Familie ihrer bewegungsstarken Großmutter Ethel, deren ebenfalls bedeutende Tochter Erste II von Impuls der Ethel-Familie die hervorragende Elitestute Etüde IV von Mahagoni schenkte, die Mutter bzw. Großmutter der gekörten und in schweren Dressurprüfungen erfolgreichen Hengste Enchanteé von Consul und Epernay von Buddenbrock ist.
Neben Elbing nahm noch eine weitere Tochter der Ethies besonderen Einfluss: Eichel III von Trautmann.
Eichel III wurde in fünf Zuchtjahren Mutter von vier Fohlen; unter ihren beiden Töchtern war auch die Elitestute Eileen II von Magnet. Die kleine Schimmelstute Eileen II wurde in 18 Zuchtjahren in den bekannten Züchterställen Gehlhaar und Hanke eingesetzt und brachte 15 Fohlen. Aus der Anpaarung mit dem in Hämelschenburg eingesetzten Schimmel Falke stammten die Nachkommen, die ihr das Elite-Prädikat sicherten: Egmont wurde nach bestandener Hengstleistungsprüfung in die USA abgegeben, wo er lange Jahre deckte und unter anderen das S-Dressurpferd King’s Crossing stellte, sein Vollbruder Eisenerz wurde in Neumünster prämiert und wechselte nach Brasilien. In Deutschland gibt es von beiden Hengsten nur sehr wenige Nachkommen.
Von Amiego brachte Etana die Zuchtstute Europa II, vom Elitehengst Benz stellte sie die Siegerstuten der Eintragungen im Zuchtbezirk Niedersachsen/Hannover 1995 Esprit IV und 1997 Eldana sowie die Reservesiegerin 1998 Elita. Mit Editha erreichte eine weitere Vollschwester den Prämienstatus. Etanas Sohn Emerson, ebenfalls von Benz abstammend, wurde vom Trakehner Verband gekört. Der korrekte und bewegungsstarke, knapp mittelgroße Fuchshengst wurde nach der Körung als Reitpferd verkauft und hat nie gedeckt. 1998 wurde Etana aufgrund des gekörten Sohnes Excalibur und ihrer hochdekorierten Benz-Töchter der Elitetitel des Trakehner Verbandes verliehen. Etanas Töchter sind hochdekorierte Schaustuten: Bei der Trakehner Bundesstutenschau 1997 erhielten mit Esprit, Eldana und drei ihrer Töchter den Ib-Preis der Familiensammlungen, bei der Bundesstutenschau des Deutschen Reitpferdes im darauffolgenden Jahr wurden die drei Benz-Töchter aus der Etana mit dem Ib-Preis der Familiensammlungen aller deutschen Reitpferderassen ausgezeichnet. Esprit war Siegerin ihrer Klasse und 2. Reservesiegerin der Trakehner Bundesstutenschau 1997, hoch platziert auf der Bundesstutenschau 1998 und Gesamtsiegerstute der Trakehner Landesschau in den Neuen Bundesländern 1999. Die Benz-Tochter Eichmedien aus der oben erwähnten Europa von Amiego startete ihre Karriere als Verlosungsfohlen beim Hengstmarkt in Neumünster 1997. Zehn Jahre später wurde an der selben Stelle ihr Sohn Ettinger von Connery Reservesieger der Körung 2007. Der Fuchshengst bestach vor allem durch Elastizität und Bewegungsmechanik. Mit der Caprimond-Tochter Elinda steht eine hochbewertete Tochter der Etana im Züchterstall Hanke, ihre Vollschwester Erina II ist Mutter des 2008 gekörten Everio von Summertime.
Quelle: Hengstdatenbank www.trakehnerfreun.de