Ursprünglich war der Gedanke mal, den Adventskalender mit diesem Türchen zu öffnen. Einer Geschichte, der leider kein Happy-End vergönnt war, deren Erzählung es aber trotzdem wert ist. Die Geschichte unserer kleinen Masurenlicht.
Am 02. Mai und am 320 Tag ihrer Trächtigkeit fohlte Masurenglück und tat das Ganze natürlich wieder unbeobachtet!
Um 7:00 Uhr zeigte die Kamera noch eine Heu-kauende Glück. Um 7:45 zur Fütterung lag dann ein Fohlen in der Box. Glücki hatte mal wieder gewartet, bis die Eimerträger beschäftigt waren – hier mit dem morgendlichen Hygieneprogramm – um sich dann in aller Ruhe zum Fohlen abzulegen. Aber Mutter und Tochter waren wohlauf.
Beim Trinken war die kleine Licht was eigensinnig, sie wollte den Kopf nicht neigen und es dauerte ein paar Stunden, bis sie so richtig und komplett angedockt hatte.
Den ersten Ausflug im zarten Alter von knapp 12 Stunden absolvierte sie fröhlich. Sie entknitterte sich gut, entwickelte sich positiv und war vital bei ihren Ausflügen. Stand regelmäßig auf und trank sehr gut. Nur müde war sie schnell und schlafen tat sie tief. In Anbetracht der ungewöhnlich heißen Temperaturen und dem frühen Geburtszeitpunkt aber auch nichts alarmierendes.
Wir messen bei den Fohlen dreimal täglich Fieber – letzteres hatte sie nie. Einmal etwas erhöhte Temperatur, sonst im Normalbereich, allerdings im oberen Drittel. Wir vermuteten einen Infekt, der sie beschäftigte, überwachten sie sehr engmaschig und standen in enger Kommunikation mit dem Tierarzt. Am 09. Tag dann erstmalig Fieber – Wir begannen mit einer Antibiose.
An Tag 10 dann Fieber weg, aber eine leichte Schwellung im linken Sprunggelenk. Ab in die Klinik. Dort stieg sie fröhlich bockend aus dem Anhänger und turnte über den Hof.
Die Untersuchung führte zu Fortführung der bereits gewählten Antibiose und zur Punktion des Gelenkes. Das Sprunggelenk war nicht das Problem, das hatte sie schon „selbst hinbekommen“, aber das Knie. Einsenden des Punktats, Gelenkspülungen. Zu dem Zeitpunkt war uns bereits klar – egal wie es wird, Licht wird nicht verkauft, denn sicherlich hätte sie da im Gelenk einen Schaden behalten. Nichts, womit man guten Gewissens ein Reitpferd verkauft.
Die Antibiose schlug nicht wirklich an, es wurde trotz Spülen schlechter, die Untersuchungen ergaben einen resistenten Keim in der Lunge, der von da aus immer wieder in den Körper, in die Gelenke gelang… Woher der Keim kam? Keine Ahnung! Vielleicht Fruchtwasser aspiriert? Was auch immer… – Keine Chance auf erfolgreiche Behandlung!
Am 14. Tag, dem eigentlichen Tag ihrer Geburt, bekam sie Fieber und hatte auch Schmerzen. Wir haben den Kampf aufgegeben und haben sie über die Regenbogenbrücke gehen lassen. Frank hat sie auf ihrem letzten Weg begleitet, ich saß auf der Messe in Stuttgart fest.
Alles was blieb, ist eine Haarlocke von ihr.
Es war mit Abstand eines der schlimmsten Dinge, die uns je widerfahren sind! Ein so junges Leben aufgeben zu müssen, ist so unsagbar schmerzhaft, es ist kaum zu beschreiben.
Sie war ein starkes und vitales Fohlen, kein Kümmerling, sondern eine agile freundliche und immer hungrige Maus. Sie war ein ganz tolles Fohlen, dass uns in der Wahl von Göteborg als Hengst mehr als bestätigt hat.
Der Moment sie gehen zu lassen, war einer der Momente im Leben eines Züchters, auf die man gut verzichten kann! Momente, die in der Öffentlichkeit im Anblick von Erfolgen ins Hintertreffen geraten. Momente, die von Außenstehenden völlig vergessen und außer Acht gelassen werden, wenn wir Erfolge feiern. Und auch dann, wenn wir mit den emotionslosen schwarzen Schafen unserer Branche – und die gibt es! – in einen Topf geworfen werden. Jeder, der züchtet, kennt diese Alpträume – hat sie erlebt oder fürchtet sie. Für uns alle ist dieses Türchen! Für alle die Fahrten auf der emotionalen Achterbahn, die wir im Laufe des Jahres durchleben.
Unsere kleine Licht hat ihren Platz hier also verdient und wir freuen uns über sie zu schreiben, auch wenn sie das Züchterjahr nur kurz aufhellen konnte. Wir mochten sie besonders gern! Sie war ein zauberhaftes Fohlen.
Schon damals, als ich das erste Mal vom frühen Tod der kleinen Masurenlicht gelesen haben, sind bei mir die Tränen geflossen, so ein schönes Fohlen, so ein junges Leben, einfach ungerecht. Auch heute stehen mir Tränen in den Augen, und ich denke auch an unsere Tiere, die wir im Laufe der Zeit gehen lassen mussten. Glücklicherweise nie so früh, aber einigen dennoch viel zu früh. In der Hoffnung, dass so etwas nie wieder passiert, Euch alles Liebe und Gute.
Wir hauen immer innerhalb der ersten 2h eine abgemolkene Pulle Kolosteum rein, weil ich es nervlich nicht bis zum ersten Schluck aushalte… aber bei manchen Erregern kannst Du machen,was Du willst