Türchen 3 – Stress lass nach oder Projekt „Staatsprämienstute SF Masurenfee“

3So manches Mal fragt der Züchter sich, warum er sich eigentlich dem Vollstress hingibt….. Dem interessierten Leser unserer Homepage war der Verlauf bei Fee im letzten Jahr bekannt. Zunächst beste Halbblutstute auf der ZSTE  Westfalen, dann tragend geworden am 12. Juli 2014, Staatsprämienvergabe im August und geplant war die SLP für Ende September. Die Betonung liegt auf WAR. Denn neben der Staatsprämie  brachte Fee aus Wickrath auch einen Atemwegsinfekt mit, ergoTraining nicht möglich – wir schrieben die SLP für 2014 ab. Kein Problem, so dachten wir, da ist ja in 2015 genug Zeit……

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt….
Eigentlich sollte Fee ja nur dieses eine Fohlen bekommen und dann erstmal geritten werden und in den Sport. Davidas, der Springsieger 2014, kreuzte unsere Pläne. Da wollten wir dann doch gerne direkt eine Anpaarung versuchen, bevor auch der im Sport verschwindet. Die Besamung klappte analog zu 2014, am 12. Juli 2015 nahm Fee auf. Mitte August saß dann das erste Mal ein Reiter drauf, das klappte prima, sie konnte sich offenbar noch an das Anlongieren aus dem Vorjahr erinnern. Das Reiten war eine logistische Höchstleistung: Einer in der Box beim Fohlen, einer an der Longe, einer auf dem Pferd…. – Klar zu erkennen: Einer zu wenig bei einem zwei Mann-Betrieb…. Aber Gott sei Dank haben wir doch auch oft Hilfe, so dass zumindest ein, zwei Mal die Woche etwas machen konnten.

Ab September sollte es dann richtig los gehen, mit unserem Freund und „Aushilfsreiter“ Torsten, der schon Blümchen im Mai so erfolgreich durch ihre SLP steuerte. Mit dem Herbst kamen dann aber nicht nur bunte Blätter und Wind, sondern direkt auch zwei ausgewachsene wochenlange Krankheitspakete bei den menschlichen Protagonisten. Und so wurde es der 17. Oktober bis wir tatsächlich einmal den Platz im vollen Ausmaß umrundeten.

Fees Tochter blieb während der Arbeitseinheiten ihrer Mutter mit Frank oder einer „Ersatzbetreuung“ in der Box und genoss ihre Bestechung: Sonderfütterungen und Kuscheleinheiten. Fee machte einen motivieren Job, lernte gut und eifrig – war mit viel Go versehen. Ein wenig Stress hat die junge Mutter wohl doch immer etwas begleitet, ganz entspannt ließ sie ihre Tochter nicht in der Box zurück. Hinzu kamen die ortsüblichen Verdächtigen: Nachbars Hühner, der Gärtner nebenan, Bobbycars oberhalb des Reitplatzes auf der Straße… aber bei aller Aufregung war sie stets hochanständig!! So ritten wir dann irgendwie innerhalb von drei Wochen von „Anreiten an der Longe“ zur „Reitpferdeprüfung“.

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Gut eineinhalb Wochen vor dem Prüfungstermin wurde sie dann merklich „schwanger“. In ihrer Paradedisziplin, am Sprung, hielt sie sich in der Niere fest, sprang nur noch wenig durch den Körper und nicht „zu Ende“. Selbiges ereilte uns dann auch beim reiten. Wenig Durchschwung durch den Körper, alle Bewegungen wurden knapper…irgendwas störte sie einfach und lange Rede, kurzer Sinn: Uns war sonnenklar, dass wir ein ähnliches Ergebnis wie bei Blümchen wohl nicht erzielen würden können. Das Minimalprinzip fand Anwendung: Hauptsache brav und die Prüfung bestehen, damit der Titel Staatsprämie auch wirklich vergeben wird. Für die Verbandsprämie bietet der Sport noch alle Möglichkeiten.

Am 03.11 ging es dann los. Abreise morgens um halb sieben und ab da war die Welt für die kleine Maracanã erstmals nicht mehr in Ordnung!!  Dunkler, nur schummrig beleuchteter Hänger? – NEIN!!  Mit ein bisschen  Schieben war sie dann aber nach fünf Minuten drin. Fee hinterher. Los ging es. Ruhige Fahrt, kurz nach 9 waren wir da um 10 ging es los mit freispringen. Beim Blick in die Halle schwand unsere Begeisterung: Winzige Halle, es war ein Rundlauf aus Gattern aufgebaut, die Reihe war Steil – Steil – Oxer. Der Oxer stand gefühlt vor der Wand!  Ideal für ein Pferd was sich eh schon überm Sprung festhält und nicht zu Ende springt….- Sch****!!!

Fee war als letzte dran. Aus der Box geholt und warm geführt. Aus dem Stall hallte lautstarker wütender Protest ihrer Tochter! Frank hatte alle Hände voll zu tun, die kleine Miss Rotzig zu beschäftigen. Sie mochte weder die angebotenen Äpfelchen noch den Hafer. Sie feierte schlicht lautstark ihre Wut! Ihre Mutter antwortete…… In der Freispringhalle angekommen, hörte Fee aber auf mit ihrer Tochter zu „telefonieren“ und sprang – erwartungsgemäß etwas festgehalten und unter ihren Möglichkeiten – ordentlich. Sie erhielt für Technik und Vermögen jeweils die 8.

Ab zum Satteln und dann die Aufgabe reiten: Es waren je drei Pferde in der Halle. Einer ritt ab, einer ritt die Aufgabe, der dritte war unterm Fremdreiter. Draußen wütete die kleine Maracanã.

Fee machte einen super Job. Alle geforderten Aufgaben absolvierte sie brav und ohne Murren oder Zucken. Nur wenn sie an der kurzen Seite und der Tür vorbei musste rief sie mal kurz nach ihrer Tochter. Auch beim Reiten blieb sie natürlich unter ihren Möglichkeiten, wenig Durchschwung und alles was verhalten, aber ordentlich und viel besser als wir es erwartet / befürchtet hatten. Wir waren überglücklich und hoch zufrieden! Dann kam die Fremdreiterin, die einen netten Job machte, aber vermutlich noch nie in einem Springsattel gesessen hatte…. Sie ritt Fee sehr vorsichtig, wir hatten sie vorab gebrieft, dass die Stute tragend ist und auch bei ihr Fee ganz lieb, hat alles toll gemacht. Glückseligkeit beim Züchter!! Und dann kamen die Noten…… eine 6,5!!! in der Rittigkeit von den Richtern. BITTE??!!

Die Bewegungsnoten wären ja noch nachvollziehbar, wenn man den fehlenden Schwingungsgrad und Durchzug nach vorne extrem streng bewerten wollte. Wir hätten sie wohl eher im 7er Bereich gewertet, denn es war alles taktmäßig und geregelt, zulegen und aufnehmen war erkennbar – eine so strenge Bewertung haben wir bislang bei noch keiner SLP – egal ob Rheinland, Westfalen oder Trakehnern erlebt. Aber bei aller Strenge war die 6,5 in der Rittigkeit eine absolute Frechheit!!! Was erwartet man denn bitte von einer vierjährigen, fohlenführenden und erneut tragenden Stute anderes, als da brav und willig ihre Runden zu drehen? Wer, wenn nicht Zuchtrichter müssten dies bewerten können??!! Es gab einmal eine 8 bei einer Stute, das war eine 5-jährige Sportstute, die auf L-Niveau vorstellbar war. 6er Noten waren für die jungen Stuten an der Tagesordung, waren gewiss keine Ausnahmen. Man kann nur den Kopf schütteln und einen Haken dran setzen. Wir waren auf unser Pferd so stolz und so stolz auf ihre Leistung und ihre tolle Einstellung, dass wir uns nicht wegen irgendwelcher Wichtigtuer in der Mitte grämen werden.

So wurde es dann mit dem Schnitt von 7,015 an dem Tag eben nur die Staatsprämie, denn die Verbandsprämie hätte bei den 53 Exterieurpunkten der zentralen Eintragung eine 7,5 erfordert. Der Verbandsprämie sehen wir nun für das Jahr sehr 2017 gelassen entgegen, denn dass sie die erforderlichen Erfolge im Sport holt, das steht für uns mit der top Einstellung, die Fee immer mitbringt, außer Frage. Vielleicht machen wir aber auch in 2017 einfach nochmal zum Spaß eine SLP – ohne Fohlen und etwas weiter geritten… man wird sehen.