Im letztjährigen Adventskalender schrieben wir über unser Mauerblümchen, dass sich quasi ganz heimlich still und leise – ohne dass wir großartig Notiz davon nehmen konnten – von der hölzernen Püppi zum bewegungstechnisch doch sehr ansprechenden Jungpferd mauserte. Wir berichteten auch über das geplante Springpferd, das sich doch zu wenig auf die Stangen konzentrierte und bei jedem Freispringen das Programm des affektierten Äffchens bevorzugte.
Zu Beginn des Jahres waren wir so weit gut zufrieden mit ihrer körperlichen Entwicklung, beim Freispringen legten wir viel Augenmerk auf Körpergefühl und Rhythmus – wir ließen sie quasi ausschließlich in In-Out-Reihen trainieren. Heirbei fiel auf, dass Madame Lässig eine ständige Veränderung der Anforderung brauchte – mal hier hoch, mal da niedrig und dann wieder umgekehrt – da sich sonst spätestens beim dritten Durchlauf wenn alles bekannt und vermutlich langweilig war Stangensalat produzierte, weil ja gerade irgendetwas in der Umgebung ihrer Meinung nach viel mehr Aufmerksamkeit verdiente… Erst drei Wochen vor der SLP ließen wir wieder die „normale“ Reihe (Steil – 1 Galoppsprung – Steil – 1 Galoppsprung – Oxer) springen. Und da flog sie ab! Wow!
Eine Woche vor der SLP ließen wir nochmals Freispringen und da kam sie wieder hervor, unsere Madame Lässig…. Wofür noch auf den letzten Oxer konzentrieren, man war ja quasi schon fertig und konnte in Richtung belohnenden Hafereimer schielen, der gut 10 Meter weiter auf sie wartete. Mit einem lauten RUMS spaltete Madame die hintere Oxerstange und lernte an dem Tag vermutlich eine der wichtigsten Lektionen im Leben eines Springpferdes, nämlich dass der Sprung zu Ende ist, wenn man sicher gelandet ist – nicht vorher!
Diese Erfahrung nahm sie mit zur SLP und setzte Sie um. Das Ergebnis ist bekannt: Beste Stute im Freispringen mit der 9 als Benotung.
Mit dem Anreiten hatten wir im März begonnen und auch da war sie zu Anfang nicht sooooo einfach wie unser Mirar, den wir parallel in die Arbeit nahmen (der aber ja auch schon von der Vorbereitungsarbeit als 2jähriger Hengst profitierte). Blümchen war eher die Marke „Hans guck in die Luft“ und hatte ordentlich den Gang drin, war dabei aber nicht frech oder wehrig und so ließen wir sie einfach wie sie mochte, blieben lockere Beifahrer und es dauerte gut drei Wochen bis sie davon überzeugt war, dass dieses neue „Reitspiel“ ’ne wirklich klasse Geschichte war. Mitte April machte es plötzlich KLICK und sie mutierte von einem Tag zum Anderen zum Streber-Blümchen. Schritt, Trab und Galopp – Alles ging zwanglos und vertrauensvoll außen rum. Sie hielt den Takt, suchte die Anlehnung, war Aufmerksam – top!!
Eine lustige Anekdote sei dazu noch eingeschoben: Wir beginnen an der Longe links, die jungen Pferde dürfen sich dann so lang sie mögen einfach bewegen wie sie mögen. Wenn die Ruhe drin ist, dann gibt es zwei, drei Übergänge, dann Halt (Äpfelchen ins Maul), Nachgurten. Wechsel auf rechts, wieder Bewegung al Gusto. Wenn die Ruhe drin ist, dann gibt es zwei, drei Übergänge, dann Halt (Äpfelchen ins Maul), Nachgurten. Nocheinmal kurzer Wechsel auf links, damit vom letzten Gurten kein Zwicken über ist. Dann parken wir in der unteren Ecke vor unserem Aufsteig-Baumstumpf (Äpfelchen ins Maul) und es geht los.
Vor dem frei-Reiten erfolgte natürlich auch ein frei-Laufen – gleicher Rhythmus wie beim Ablongieren. Nach dem zweiten Wechsel auf links, trabte Blümchen einmal außen rum, parierte dann selbständig an der kurzen Seite zum Schritt durch. Ging bis zur Ecke, parkte vor dem Austeig-Baumstumpf und guckte uns an à la „Ich wäre dann soweit, Ihr auch?“ – Streber eben! 😉
Das Ergebnis der SLP ist ebenfalls bekannt. Sie siegte als jüngste Stute der Veranstaltung mit traumhaften Rittigkeitsnoten von Richter und Fremdreiter. Im Anschluss schrieb uns die Fremdreiterin noch einen Kommentar in ein Forum, der das sowohl das Züchter- als auch das Ausbilderherz erfreut:
„Schön wenn es immer wieder reell gerittene Pferde gibt, die sich vertrauensvoll über den Rücken nach vorne an die Hand lehnen, sich im Takt befinden und erkennen lassen wie Sie ( wenn weiterhin nichts schief läuft ) sich in der weiteren Ausbildung ‚ anfühlen‘. Dazu trägt die Ausbildung wie sowohl auch die Gene bei.“
14 Tage später machte unser Streber Blümchen den Sack zu, 54 Punkte auf der zentralen Eintragung: PRÄMIENSTUTE! Ende Juli dann die Tour zu Elite-Stutenschau in Wickrath: STAATSPRÄMIENSTUTE! So wie ihre Mutter wird sie gemäß der Statuten des Trakehner-Verbandes aufgrund ihrer super Leistungsprüfung mit einer 9 im Springen ebenfalls zum GP-Programm zählen.
Nur in einem, da wollte Sie ihren Streberstatus dieses Jahr nicht halten: Leider wurde sie nicht tragend. Nach super Rossen im März und April vertrug sie die Wetterkapriolen des Sommers leider (so wie viele andere Stuten auch) nicht, zeigte kaum Rosse und machte keine ordentlichen Follikel mehr. Erst im Oktober rosste sie wieder richtig deutlich. Der Bedeckungsplan mit Davidas wurde auf 2016 verschoben.
Sie wird weiterhin drei bis vier mal die Woche geritten, entwickelt sich top, macht schon erste kleine Sprünge unterm Reiter und nimmt alles in der Ausbildung willig und mit großem Eifer an. Wir sind stolz auf eine echte Traum-Stute, der wir nun mit noch größerer Begeisterung die Nachfolgeposition ihrer Mutter geben.
Und so fing vor gut drei Jahren alles an: