Es war der letzte Tag des letzten Jahres, als uns die nette E-Mail eines – uns damals noch fremden – Trakehnenerbegeisterten erreichte. Ein echtes „Bewerbungsschreiben“, das Lust darauf machte die Familie kennen zu lernen, die hinter dem Interesse an einem unserer Nachwuchspferde stand. Das im Übrigen nicht zuletzt auch wegen unseres geliebten Sarafans, denn einer seiner Söhne bewohnte gehörte dort seit über 20 Jahren zur Familie.
Es kam zum ersten Kennenlernen im Frühjahr, Flieger zeigte sich von seiner besten Seite und man verabredete sich zu einem erneuten Treffen, sobald das Anreiten vollzogen wäre. Das Anreit-Programm lief etwas verzögert an, da zunächst der Zahnarzt kommen musste, war dann aber völlig unspektakulär mit einem in sich ruhenden immer braven Flieger. So überzeugte er dann auch beim zweiten Besuch und hatte Mitte Juni glückliche neue Besitzer.
Fliegers Lebensmotto heißt „In der Ruhe liegt die Kraft“ oder neudeutsch „Immer schön die Base chillen!“… Nichts brachte ihn je wirklich aus der Ruhe. Bis November blieb er noch bei uns, wurde ein paar mal die Woche im Kreis gedreht und qualifizierte sich – ebenso wie Glück – auf der Landesstutenschau für den Freispringcup in Neumünster. Nach Bel Greco gehörte somit auch BabyBelles zweiter Sohn zu den 10 besten jungen Springpferden, eine aus Züchtersicht sehr erfreuliche Tatsache.
In Neumünster hatte er zum einen bestimmt ein bisschen Pech der erste Starter zu sein, trotzdem legte er mit 8,6 und 8,3 sehr ordentlich vor. Sechstbeste Note, siebter Platz.
Hier wurde ihm seine etwas (nach)lässige Art an den kleinen Sprüngen zum Verhängnis, denn Herr Flieger mag sich erst ab einer gewissen Höhe mühen, über das Kleingedöns kann man ja auch drüber „stolpern“. Trotzdem, alles in allem eine tolle Leistung über die wir uns sehr gefreut haben.
Schon gestern haben wir ja zur Atmosphäre der Halle geschrieben und da bekam es unser Flieger richtig dick. Als erster Starter durfte er schon in die Schleuse vorziehen und während wir warteten, wurden Richter und Sponsoren noch vorgestellt und natürlich auch mit verdientem Applaus vom Publikum bedacht. – Das war schon ne spannende Nummer, da so im Gang zu stehen. Da chillte selbst der Flieger seine Base nicht mehr…..
Da „unser“ Flieger im Norden zur weiteren und vielseitigen Ausbildung verblieb (sehr positives Feedback kam zwischenzeitlich schon vom Bereiter ) wollten wir abschließend noch eine gemeinsame Runde – Fee als Führpferd voran, Flieger unter neuem Besitz hinterher – durchs Gelände drehen. Die gewählte Strecke entpuppte sich als Schmierseife und so entschieden wir durchs Dorf zurück zu gehen. Kein Problem…. bis wir kurz vor der Heimat gut 200 Meter entlang einer Rinderwiese reiten mussten. Es waren definitiv fröhliche mit ausgeprägtem Territorialverhalten ausgestattete Jungtiere, die mit gesenktem Haupt auf uns zubockten.
In dem Moment denkt man sich „Alles klar, jetzt geht es ab!“ und wartet auf den Raketenantrieb. Nicht so der Flieger: Kurz ging der Stetz hoch, zwei Tritte wurde passagiert und dann blieb er stehen und guckte er mit großen Kinderaugen auf die bockenden Rindviecher. Als er sich davon überzugt hatte, dass sie ihn nicht fressen würden, lies er sich auch motivieren zu Tante Fee aufzuschließen. Dieser gilt auch großes Lob, sie hat sich erst gar nicht dazu herabgelassen, die Pöbeleien der Paarhufer wahrzunehmen.
Traurig war es dann schon, als wir ihn im Norden ließen. Aber neben dem tränenden Auge gabs eben auch ein lachendes – Der Flieger hat tolle Menschen gefunden!