Türchen 19 – Von kleinen Krümeln die sich verspäten…

Da wir dieses Jahr selbst nur ein Fohlen hatten, suchten wir nach einer weiteren tragenden Stute, die über die Fohlensaison zu uns kommen sollte. Es fand sich eine geeignete Kandidatin, die darüber hinaus passender Weise auch noch die Elchschaufel trägt. Und so zog früh im Jahr Kontessa, Vollschwester zum bis Grand Prix erfolgreichen Buddenbrook-Sohn King Arthur, der 2014 zum Trakehner Hengst des Jahres gekürt wurde. – Die Abstammung war zwar kein Einstell-Kriterium, aber ist ja ganz interessant zu wissen . 😉

Ausgerechnet war das Fohlen von Schwarzgold für Anfang April, „Prima“ dachten wir, dann sind die beiden Fohlen ne gute Woche auseinander – Passt!!

Die Integration klappte auch gut, Kontessa wurde sehr schnell ziemlich beste Freundin von Oksana und so bildeten die drei dunkelbraunen Damen die Mami-Truppe. Zweimal Mami und einmal Gouvernante, bzw. Oma.

Die Kamera wurde im Stall montiert und die Kontessa wurde beobachtet. Sie machte nicht wirklich Euter. Und da merkt man dann mal, wie man doch verwöhnt ist von den eigenen Damen, der ganzen PH-Wert-Messung und der damit doch recht genauen Einschätzung des kritischen Zeitpunkts. Ohne Euter keine Milch und ohne Milch kein PH-Wert. Das heißt dann tatsächlich Nachtwache über einen langen Zeitraum mit regelmäßigem Kamera-Check.

Das S.O.S Fohlenpaket lag bereit und wir beobachteten. …

Am 15. April fohlte Blümchen und wir hofften, dass sich Kontessa davon „animieren“ lassen würde. Die Tage verstrichen. Zwischenzeitlich hatten wir mal Angst, dass da gar nix drin sei, denn die großrahmige Kontessa konnte ihre Trächtigkeit figurtechnisch sehr gut verbergen. Eine tierärztliche Kontrolle ergab aber, dass nach wie vor eine Trächtigkeit vorhanden war. Am 07. Mai machte Kontessa die 365 Tage Tragezeit voll.  Nach wie vor kein Fohlen in Sicht.

Am Sonntag den 13. Mai musste das S von SF dann auf Dienstreise, eine Woche Stuttgart stand auf dem Plan. Es kam wie es kommen musste: Kontessa fohlte am 14. Mai um 1:30. – 372 Tage Tragezeit!!

Hengstfohlen, zart und klein und trotz langer Tragezeit eher unreif aber trotzdem fidel und munter. – Eine neue Situation dass S von SF auf den Zuschauerrang hinter dem Monitor verwiesen war, ein andere Chance bestand ja von Stuttgart aus nicht.

Frank kämpfte vor Ort dann zunächst alleine bis die Besitzerin eintraf und leider war die Milch nicht wie erhofft während der Geburt eingeschossen. So war dann da definitiv zu wenig. Es gab Kolostrum aus dem Notfallpaket und auch die Flasche wurde versucht, aber die lehnte KRÜMEL kategorisch ab! Keine Chance.

So kam es trotz zweimaligem Klistier im Laufe des Montags zum Darmpechverhalten und das arme Krümelchen ging mitsamt seiner Mutter in die Klinik. Die Untersuchungen ergaben aber, dass er genügend Immunglobuline hatte, so dass er lediglich gegen die Verstopfung an den Tropf gehängt wurde. Kontessa bekam ein Mittel zur Steigerung der Milchleistung. Alle Therapie schlug an, Stute und Fohlen entwickelten sich gut und durften dann am folgenden Samstag, also nach fünf Nächten, wieder nach Hause. Was eine Aufregung!! Die Milchleistung steigerte sich langsam und Krümel wurde frühzeitig mit Fohlenstarter gepäppelt. In der Regel können wir darauf wunderbar verzichten, aber fürs Krümelchen war es elementar und ab dem Moment, ab dem er richtig selber fressen konnte entwickelte er sich in großen Schüben.

Trotz seines holprigen Starts entwickelte sich der kleine Krümel über den Sommer ganz fantastisch und wurde im Juli sicheres Prämienfohlen. Sein Gangpotenzial verspricht viel Freude im Dressurviereck in einigen Jahren.

Im Umgang ist er ein echtes Schätzchen, selbstredend ist er Obis bester Freund und pfiffig ist er obendrein: Er weiß genau, dass er noch klein genug ist, um unter der Litze, die über den Tag den Laufstall abtrennt, hindurch zu flutschen. Diesen entscheidenden Vorteil nutzt er jeden Nachmittag aus, um sich fünf Minuten vor den Mitbewohnern an den Futtertrog zu stellen 🙂  – Es sei ihm gegönnt, schließlich hat er ja noch zu wachsen.