Türchen 18 – Taryk, am Sprung eine Klasse für sich!

Er war der zweite, der im Vorfeld von Neumünster mit einem dicken Kreuz versehen wurde. TARYK, Kopfnummer 18, Braun, am 16.04.2017 geboren und mit einem Stockmaß von 164 cm mit einer angenehmen Größe versehen. Am Ende von Tag 1 stand noch ein Kreuz. Gutes Fundament! Ausgesprochen hübsch! Sehr guter Antritt. Am Ende von Tag 2 gab es weitere Sternchen: Absolut überzeugendes Springen! Vermögend und mit Übersicht. Immer durch den Körper arbeitend – das war wirklich sehr gut! Tag 3 Konnte die Bewertung nur noch abrunden: Sehr guter Schritt, guter Trab, sehr guter Galopp. Er war zurecht Publikumsliebling und wurde zurecht gekört, prämiert und später dann als Reservesieger bestimmt.

Die vielbeschriebene Trakehner Familie durften wir dann wieder einmal schätzen, denn Züchterin Gisela Gunia öffnete die Boxentür von Taryk für eine Schmuserunde. Der Hengst ist ein echtes Schätzchen! So ein liebes ausgeglichenes Wesen und das trotz des ganzen Trubels um ihn herum.

„Praktisch und sachlich im Auftreten, immer mit ganz viel Körperbeherrschung. Beim Springen war er eine Klasse für sich. Er verbindet Geist mit Kraft und ist darüber hinaus hoch motiviert. Der Hengst hat wirklich Spaß an der Leistung und über die ganzen Tage nicht einen Taktfehler gemacht. Wir wollen nicht die Springpferdezucht revolutionieren, aber wir brauchen ein hohes Maß an Kraft und Springpotenzial für die Zucht von Vielseitigkeitspferden!“

Körkommentar Zuchtleiter Lars Gehrmann

TARYKs Pedigree ist ebenfalls weg vom heutig so oft zu lesenden „Einheitsbrei“ – Vater LÜCKE, ein 168 cm großer bunter Fuchs wurde 1997 geboren und 2003 vom Trakehner Verband gekört. Seine Hengstleistungsprüfung hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits in Neustadt Dosse absolviert und als Reservesieger für den Teilindex Springen beendet. Im Gesamtklassement rangierte er als vierter von 43 Teilnehmern. Für Leistungsbereitschaft, Springvermögen und im Fremdreitertest erhielt er jeweils die 10. Hannover nahm ihn aufgrund seiner überdurchschnittlich guten Leistungen in das Hannoveraner Springpferdeprogramm auf.

Lücke war in Springen bis zur Klasse S erfolgreich. 2004 stand er erstmalig im Deckeinsatz und wurde nur sparsam benutzt. Die FN hat 35 eingetragene Nachkommen registriert, wovon 18 erfolgreich waren – 2 davon in Springen bis Klasse S: Zum einen der Trakehner Kieron 2 aus der KeyWest (Guter Stern x Consul) und die Hannoversche Stute Lady Lüka aus einer Akkord II-Mutter.  Darüber hinaus hat eine gute Handvoll Nachkommen Erfolge bis Klasse M. – Das ist eine sehr gute Quote bei so wenig Masse! Seine Nachkommen-Lebensgewinnsumme beläuft sich mittlerweile auf knapp 9.000,00 €

Sechs Töchter sind eingetragen, davon drei Prämienstuten. Zwei gekörte Söhne: TARYK und TECUMSEH

Lückes Vater war der1990 geborene Elitehengst FRIEDENSFÜRST, der damals als besonders moderner Vererber galt: 174 cm groß, langbeinig, bergauf getragene Bewegungen und hohe Rittigkeitswerte. Im Hengstbuch wurde er wie folgt beschrieben: Trotz Übergröße versteht es dieser typvolle Rondo-Sohn, ein hohes Maß an Harmonie, Gleichgewicht und Losgelassenheit, besonders unter dem Sattel zu entwickeln. Wohlgeformte Halsung, bedeutender Schultergürtel, mit großzügiger Sattellage. Das etwas offen gewinkelte Hinterbein entwickelt Tragkraft in allen drei Grundgangarten mit Energie und Kadenz, so dass dieser Hengst ein bedeutendes Beschälerbild verkörpert.

Friedensfürst kam über Umwege zum Trakehner Verband: Im November 1994 legte er eine fabelhafte Hengstleistungsprüfung in Adelheidsdorf (5. v. 53) ab, bestach durch sehr gute Leistungen mit herausragenden Noten sowohl in der Dressur als auch im Springen. Es folgte die Erstkörung im Dezember 1994 durch den Hannoveraner Verband in Verden. Im Januar 1995 erkannte der Trakehner Verband ihn in Alsfeld an.

Im Anschluss an die HLP startete er in eine ausgesprochen erfolgreiche Dressurkarriere. Zunächst war er unter Nicole Uphoff und später unter Lisa Wilcox auf den großen Dressurplätzen unterwegs. 58 Erfolge weist die FN in der schweren Klasse aus, davon mehr als die Hälfte unter den ersten drei, bei 22 Siegen. Bis zu seinem viel zu frühen Tod im Alter von 11 Jahren galt er als einer der großen Hoffnungsträger des Dressursports.

Das Jahrbuch Sport verzeichnet für Friedensfürst eine Nachkommenlebens-gewinnsumme von 62.500 €. 191 Nachkommen sind als Turnierpferde registriert, davon 105 mit Erfolgen. Eine Handvoll weist Erfolge bis Klasse S aus, sowohl in der Dressur als auch im Springen. Auch die Nachkommengewinnsumme erwirtschaftet sich aus allen Sparten der Reiterei, denn trotz seines ausschließlichen Dressureinsatzes haben die Nachkommen des Friedensfürst vor allem auch Dampf am Sprung, wie Lücke und seine Nachkommen ja unter Beweis stellen.

Zwei Vollgeschwister zu Taryk sind bereits siegreich in Springen bis Klasse M bei der FN gelistet. Die 2012 geborene TABAMBA und der ein Jahr jüngere TECUMSEH. Tecumseh, ebenfalls gekört, ist amtierender Springchampion der Trakehner 2019.

Die hohe Qualität dieser Vollgeschwister am Sprung wundert nicht, denn neben dem sehr guten Vater ist eben auch Mutter TARYA konsequent Richtung Springen gezogen – Die Mutterväter Hirtentanz, Caanitz und Kopernikus haben jeweils selbst, bzw. mit ihrer Nachzucht im Parcours bis in die hohen Klassen überzeugt.

HIRTENTANZ wurde 2005 in Neumünster gekört und wurde bester Springhengst seines Jahrganges. Er erhielt 2010, als erster Trakehner Hengst nach 40 Jahren, die Deckerlaubnis des Holsteiner Verbandes. Von Anfang an nur im Springen unterwegs, kletterte er konstant auf der Karriereleiter nach oben und verbuchte hier Siege und Platzierung bis zur Klasse S. – Alleine in 2019 stand er 14 mal in der Platzierungsreihe von S-Springen, dreimal davon an erster Stelle. Seine Zuchtwerte weisen hohe Zahlen sowohl für das Springen also auch für die Dressur aus. Vater AXIX war ebenfalls bester Springhengst seiner Körung – auch wenn er später „nur“ in der Dressur eingesetzt wurde. Bis zum GrandPrix lief der großrahmige Rappe unter Terhi Stegars erfolgreich auf internationalem Niveau. Axis haben wir im letzten Jahr bei Berlusconi ein Stückweit portraitiert. Hirtentanz‘ Mutter, die Elitestute HERZLANI, absolvierte eine erstklassige Stutenprüfung mit der Wertnote 8,74 und brachte neben Hirtentanz noch zwei weitere in S-Konkurrenzen erfolgreiche Pferde: Highlander von Hohenstein und Die oder Keine von De Niro liefen erfolgreich in Dressuren bis Klasse S.

Taryks Großmutter TARABISCOTE von Caanitz ist nicht nur Großmutter zu den o.g. Vollgeschwistern, sondern auch zu den gekörten Hengsten TITULUS von Kasparow aus der Tiffany XI von Timber und TARISON von Hirtentanz aus der Tiara VI von Humanus. Aus einem weiteren Zweig der Stutenfamilie stammen der in Österreich stationierte TASSILO W  von Münchhausen und der bei der Canadian Trakehner Horse Society gekörten TIERNAN von Manrico.

Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Nachkommen dieser Stutenfamilie: Taryk war bester Springhhengst seiner Körung, Gleiches galt für Titulus und  Tarison. Sie selbst, bzw. Ihre Nachkommen bestechen in Springen und Vielseitigkeitsprüfungen bis hin zu nationalen und internationalen Championaten. Die ersten sind bereits erfolgreich in der schweren Klasse angekommen.

Das aktuell weltweitefolgreichste Trakehner Vielseitigkeitspferd TSETSERLEG von Windfall ist ebenfalls ein Nachfahre der Tarabiscote von Caanitz, ihre Enkelin Tramontana von Humanus brachte mit Buddenbrock Thabana, die Mutter von Tsetserleg wurde. Tsetserleg wurde 2019 unter Boyd Martin USA Meister der Vielseitigkeit, Goldmedaillengewinner bei den PanAmerican Games war zweitplatzierter im Land Rover Kentucky CCI5*.

Unserer Einschätzung nach kann da eigentlich nicht wirklich viel schief gehen! Es sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn bei Springsport x Springsport nicht auch wieder was geegnetes für den Springsport rauskommen sollte 😉 – Also hier noch einer, der fest auf der Liste steht!

Last but not least: Taryk wurde von der Besitzergemeinschaft Donatus Landgraf v. Hessen  & Dr. Elke Söchtig/ Gut Elmarshausen ersteigert und heißt seit kurzem nun TEMPELHOF. Auch wenn uns der Name etwas an den stillgelegten Flughafen denken lässt, wünschen wir uns, dass dieser junge Hengst sein Potential am Sprung noch weiter entfalten kann und zu echten Höhenflügen durchstartet.

Fotos: Jutta Bauernschmitt und Homepage des Hengsthalters