Nun ist die Körung vorbei und der Gedanke geht schon Richtung Münster Handorf, wo wir – wenn es nach Plan läuft – Orik wieder sehen werden. Seine Besitzerin erhielt auf der Vorauswahl die Empfehlung, Orik in Münster Handorf zu zeigen, da er zum Vorauswahlzeitpunkt Ende August noch sehr grün war. Logisch, da sie ihn nicht schon frühzeitig gepimpt hat.
Tja, das mit dem „grün“ zur Vorauswahl wird sich vermutlich bald relativieren, denn die überarbeiteten Tierschutzleitlinien zum Umgang und zur Nutzung von Pferden sehen vor, dass Pferde erst ab dem 30. Lebensmonat gearbeitet werden dürfen.
Der grundsätzliche, aktuell gültige Passus zu „2. Wettbewerbseinsatz, weiterführende Ausbildung, Hengstleistungsprüfungen, Auktionen“ gibt vor, dass zwischen dem Beginn der Ausbildung und dem ersten Einsatz bei Wettbewerben oder vergleichbaren Veranstaltungen ein ausreichend langer und individuell angepasster Zeitraum für den Leistungsaufbau zur Verfügung stehen muss.
Mit diesem Leistungsaufbau darf per Definition dann erst mit 30 Monaten begonnen werden, was im Falle von Orik bedeutet: Geboren am 09.4.2017 + 30 Monate … Am 09.10.2019 hätte mit dem Training begonnen werden dürfen. Geht man jetzt davon aus, dass zwischen vier und sechs Monaten Vorbereitung zur Körung angebracht sind, wäre ein Körveranstaltung zwischen Februar und April angemessen. Aktuell kören wir die Hengste mit ca. 30 Monaten. Minus 6 = ? ….. Das wird künftig nicht mehr funktionieren!
Und wenn Du nicht mehr weiter weißt, so bilde doch `nen Arbeitskreis…
„Laut Beschluss der Zuchtverbände soll nun eine Arbeitsgruppe aus Zuchtverbandsvertretern, Hengsthaltern und Ausbildern das Kör- und Vorbereitungssystem einer kritischen Überprüfung unterziehen und gemeinsam ein Konzept mit den notwendigen Änderungen und Maßnahmen zur Umsetzung erarbeiten. Die Zuchtverbände sollen der AG dazu ihre eigenen Überlegungen liefern. Eine Vorstellung erster Teilergebnisse soll dann im Mai 2020 im Rahmen der FN-Tagungen in Aachen erfolgen.“, so die Pressemitteilung der FN.
Was an dieser Stelle wieder als ganz enorm zu bemerken ist: Die Überarbeitung dieser Leitlininen hat nicht erst gestern begonnen, sondern 2017. Jetzt „schon“ reagiert der Dachverband…. Rekordverdachtig!!! Was machen die da eigentlich in Warendorf?!
Aber egal, für Orik passt also mit Februar in Münster-Handorf alles bestens. Auch ohne neue Leitlinien wurde hier nicht zu früh gearbeitet – deswegen war er ja (Gott sei Dank) noch grün.
Für Obi hatten wir auch eine „Vorbereitung-zur-Körung-Laufbahn“ in Betrachtung gezogen. Er hat sich toll entwickelt, bewegt sich gut, der erste Kontakt mit der Stange war positiv zu werten.
Was heißt die Novelle also nun für uns? – 15.04.2018 geboren, ergo Beginn der Ausbildung Mitte Oktober. Dann ist der Hengstmarkt, wie wir ihn kennen, vorbei. Als Option besteht die Frühjahrskörung mit allen Nachteilen (keine Vermarktungsplattform, weniger populär) aber auch Vorteilen (weiniger kostenintensiv, weniger Aufwand, näher). Oder das Kör-System ändert sich und man schafft Alternativen. Im Sinne der Pferde ist die Änderung in jedem Falle gut. Es ist zu hoffen, dass den Junghengsten so noch eine weiterer, kompletter Sommer auf der Weide gegönnt ist. Entspricht in jedem Falle unserem Weg. Wir werden nämlich keinen frühzeitig „opfern.“
Also: Schauen wir mal, was sich so tut im Körungszirkus. Im Zweifel wird er sonst Ende 2020 Wallach und dann in 2021 Reitpferd.
Zurück zu den neuen Leitlinien: Die enthalten natürlich auch Schwachsinn – „Junge Pferde dürfen nur in Begleitung eines Pferdekumpels aus dem Stall“ – O.K. Verkauf also nur noch im Doppelpack??!!
oder „Hengste müssen in Gruppenhaltung mit gemeinsamen Auslauf gehalten werden“ – O.k. und wer sammelt die Streifen auf, in die sie sich gerissen haben?
Da waren wieder Leute am Werk, die von der Praxis nur wenig bis gar keine Ahnung haben. Aber das ist man ja aus diesem Ministerium gewohnt.
Dennoch, die 30 Monate sind eine gute Entscheidung pro Pferd!! Zu hoffen ist, dass die Funktionäre und Verantwortlichen etwas gutes draus machen!!