Türchen 14 – Rückblick auf den Hengstmarkt

Am 07. November war es soweit und wir traten unseren Jahresurlaub an: 4 Tage Trakehner Hengstmarkt 😉

Im Vorfeld hatten wir – wie jedes Jahr – schon Kreuzchen bei denen gemacht, die uns aufgrund der Abstammung besonders interessierten. Und wie jedes Jahr nutzten wir auch dieses Jahr den Donnerstag ausschließlich für die Fundamentsbetrachtung. Uns interessiert es nicht wirklich wie die jungen Hengste auf dem Pflaster traben. Es ist kalt und windig, 100e Leute ums junge Pferd, dazu das bekannte Wutschen und Wedelnn – wenn da einer klemmt oder sich festhält: Sei es drum, uns egal. Aber den Unterbau und die Füße, DIE kann man nur an dem Tag wirklich sehen! Da unserer Meinung nach das Fundament einen nicht unerheblichen Teil des (haltbaren) Reitpferdes ausmacht, ist der uns der Donnerstag fast genauso wichtig wie der Folgetag, an dem Freispringen gezeigt wird.

Tja was blieb vom Donnerstag. Die, die im Vorfeld das Kreuzchen bekommen hatten, waren weiter im Rennen, keiner hatte sich ob seiner Füße für uns disqualifiziert. Ganz im Gegenteil! Damals noch Taryk, heute Tempelhof, hatte für uns das mit Abstand beste Fundament – korrekt, genügend stark und mit ordentlichen, großen Hufen versehen. Der Rest präsentierte ob seiner Abstammung in weiten Teilen nichts unerwartetes. Mini-Füße und Spinnenbeine unter hochgeschossenen Jungs. Wie immer war auch Kunst am Huf zu sehen, „plan fußen“ blieb bei einigen graue Theorie und das erste Fragezeichen ob der Gesamt-Qualität schwebte über unseren Köpfen. Aber das ist ja häufig so am ersten Tag. Und dann mussten wir auch schon rennen, damit Glück und Flieger rechtzeitig „ready to compete“ waren.

Tag zwei, Freitag, der Tag des Freispringens. „Unser Tag“! Wer hier bei uns nicht punktet, fällt dem inneren Vergessen anheim. Nur wenige Nichtspringer bleiben im Gedächtnis – es sei denn, sie zeigten sich besonders untalentiert oder besonders unwillig / frech. Dieser Freitag sah zwei wirklich sehr, sehr gute Springer! Taryk von Lücke aus einer Hirtentanz-Mutter und Infinity von Oktavio aus einer Buddenbrock-Amiego Mutter. Ersterer noch etwas geschmeidiger als der zweite, aber beide mit guten Vermögen und guter Technik ausgestattet. Es war eine Freude, die beiden am Sprung zu sehen!

Der dritte für uns recht interessante Hengst war Blancor, ein Adorator-Sohn aus der Vollschwester zu Balisto Z. Ein Hengst der sicher mit Vermögen ausgestattet ist, dem aber seine Abmessungen in der Reihe noch deutlich im Weg standen. Hier hätte man sich mehr Zurückkommen und Arbeiten durch den Körper gewünscht. – Trotzdem, ein Hengst, der weiter beobachtet werden sollte.

Dann gab es noch ein paar Dressurpferde, die einen ganz ordentlichen Job machten, aber auch jede Menge, bei denen schon nach zwei Durchläufen zu erkennen war „Nicht sein Sport!“

Der Dritte Tag, das Freilaufen. Spätestens jetzt war klar, dass die Qualität des Jahrgangs mehr als zu wünschen übrig lies! „Unsere“ drei Springer gefielen uns noch immer gut, die vergebenen Sternchen und Kreuze hatten Bestand. Aber das, was sich da als Dressuraspiranten präsentierte, war mehr als bitter! Natürlich liegt auf dem Sektor nicht unser Augenmerk, aber trotzdem begeistern wir uns doch auch gerne für Bewegungsgenies und freuen uns, wenn wir da was richtig tolles zu sehen bekommen. Dafür ist man ja schließlich da! Und auch wenn der Schock über den schlimmen Unfall, der zum Ende des Freilaufens passierte, die Stimmung noch zusätzlich trübte, war dem Publikum die Unzufriedenheit über „ihre“ Hengste 2019 deutlich anzumerken.

Und so wurden es bei den Tretemaxen dann die Einäugigen unter den Blinden… – Einzig und alleine Ferrari Forever begeisterte uns maximal! Kein anderer hätte Sieger sein dürfen, aber da schaue man eben auch mal mit deutlichem Blick auf die Mutter, deren Stamm und auch die Sportler, die aus ihm hervor gegangen sind!

Ansonsten nehmen wir es uns heraus, bezüglich der Dressurfraktion und den nun in mehreren Generationsvarianten auftretenden Nachkommen bestimmter Vatertiere zu konstatieren: Mit leichtem Spiel und dunkelmetallschimmernd fahren die Züchter die übrig gebliebene Mini-Population ganz offensichtlich mit Vollgas an die Wand! Minifüße, hypermobil, nicht tragfähig, Wackeldackel von vorne bis hinten. Die arme Körkommission konnte einem leid tun! Und wenn sich dann on Top Hengsteinkäufer darüber beschweren, dass sie nichts passendes mehr finden, dann sollten sie zuallererst bei sich selbst beginnen in der Verantwortungssuche, denn sie haben die Verursacher ja aufgestellt und vermarktet. Die schönen schwarzen Nichtskönner, die Fohlenproduzenten, denen die Herzen der ZüchterINNEN zufliegen. Sport ist Mord oder so ähnlich…..aber so lange alle an der Nummer verdienen, passt das System ja.

Da kommt es dann abschließend einem Verzweiflungsruf gleich, wenn Zuchtleiter Lars Gehrmann in seiner Kommentierung am Ende die Züchter beschwört, doch bitte auch mal einen Springer anzupaaren. Die Genreserve eines Infinity besonders hervorhebt mit „hätten wir Verbandshengste“ würden der Verband den aufstellen. Das Springen ganz offen anpreist, wegen der Kraft im Rücken, wegen des Dampfs im Hinterbein. Und betont, dass es am Donnerstag beim Freispringcup großartige Leistungen zu sehen gab.

Tja, aber die, die es betrifft, die waren ja Donnerstag noch gar nicht da. Oder haben zumindest nicht so richtig hingeguckt. Die haben sich nur am Samstag gewundert, dass es en Gros jetzt nicht mal mehr zum Traben reicht. Schritt hatten wir ja schon in den letzten Jahren ad acta gelegt bei der Fraktion. Und galoppieren tun sie wenigstens konsequent im Kreuzgalopp….wenn es nicht so traurig wäre, könnte man glatt drüber lachen. – Und jetzt ganz klar: Das ist kein reines Trakehner-Problem, das haben die anderen auch, nur haben die noch mehr „Alternativen“. Der geneigte Leser darf nun an Graupen-Loui aus dem gestrigen Türchen denken und sich ausmalen, dass seine Kinder und Enkel hohe zweistellige Prozentzahlen des Jahrgangs ausmachen. Viel Graupensuppe, die da auszulöffeln ist….

Nicht desto trotz haben wir uns bei allem Trübsinn ob der Dressurler über die Körung „unserer“ drei Kandidaten gefreut! Und weil sie definitv schon auf der Liste der potentiellen Väter stehen, erhalten Sie in den nächsten Tagen auch eigene Türchen.

Um oben erwähnten schweren Unfall gibt es eine Spendengruppe bei Facebook, die Inge Weißkirchen initiiert hat . Sie schreibt:

Viele von uns waren Zeugen des schweren Unfalls auf dem diesjährigen Hengstmarkt. Die betroffene Helferin Christiane Petersen befindet sich Gott sei Dank auf dem Weg der Besserung, wird jedoch noch einige Zeit arbeitsunfähig bleiben. Christianes Unfall berührt uns umso mehr, als dass sie in Neumünster ehrenamtlich für unser Trakehner Pferd tätig war und nun neben der Bewältigung des Alltags unter erschwerten Bedingungen auch noch für die Betreuung ihrer Tiere (Pferde und Ziegen) aufkommen muss. Es wird noch einige Zeit dauern, bis Christiane selbst körperlich dazu wieder in der Lage sein wird. Momentan ist die Bewerkstelligung dieser Aufgaben mit erheblichen Mehrkosten verbunden. Deshalb bitten wir Euch, Christiane auf ihrem Genesungsweg finanziell zu unterstützen. Ob 1 € oder 500 € – alles ist willkommen und wird am Ende der Aktion an Christiane überwiesen. Einfach auf den Link gehen bzw. kopieren, alles weitere ist selbsterklärend: https://paypal.me/pools/c/8kLU1q0oVC
Ist wirklich ganz einfach!

Wenn Ihr nicht über paypal, sondern direkt an Christiane spenden möchtet, wendet Euch bitte per PM an Antonia Döllner. Sie wird Euch dann gern die Bankverbindung geben. Herzlichen Dank im Namen der Trakehner-Familie!

https://www.facebook.com/groups/790477218138110/

Vielleicht mag ja der ein oder andere, der die Gruppe bei Facebook übersehen hat (oder gar kein Facebook nutzt), hier aber mit liest, einen Obulus spenden. Christiane freut sich bestimmt!