Türchen 13 – Väter der Zukunft

… im Prinzip ist es ein sich wiederholdendes Drama – Man guckt in den Hengstverteilungsplan und weiß nicht mehr was man machen soll. Und das ganze auch nicht weil man sich in eine genetische Einbahnstraße durch Kombination von populären Linien begeben hat, sondern schlicht und ergreifend, weil da zu wenig nachkommt!!

Wir züchten seit 2008 fast ausschließlich springbetont und unsere Pferde haben mehr als einmal bewiesen, dass das auch nicht ganz so schlecht gelingt.

2020 war das Jahr in dem der Freispringtag in NMS der Tag des Grauens wurde. Ja, stimmt, es war ein geänderter Ablauf, Springen Richtung Ausgang und ja, auch bei den Holsteinern fiel die Latte unverhältnismäßig oft, nur gab es da eben welche, die trotz Ausgang und allem Zip und Zap in der Lage waren, die „Räder“ weg zu ziehen.

Vielleicht leidet der durchschnittliche Trakehner Hengst einfach an mangelnder Multitask-Fähigkeit und schafft es nicht, sich neben dem Ausgang auch noch auf das wesentliche beim Freispringen – nämlich die Stangen – zu konzentrieren. Aber für eines war es ja gut, anders als in den anderen Verbänden musste sich im Trakehner Verband keiner dem Vorwurf des zuviel Präparierens stellen!

Und so ging er mal wieder dahin, der Traum im aktuellen Körjahrgang ein künftiges Vatertier entdecken zu können. Ich meine, wir machen ja schon jede „Sauerei“ mit, nutzen die angloaarabischen Franzosen, bedienen uns der urältesten Genetik für Springveranlagung (Sarafan, Sixtus, El Greco) und sind wirklich offen für die osteuropäischen Genreserven. Aber wo sollen sie denn bald noch herkommen die Alternativen für die nächsten Jahre? Schauen wir mal auf die Springchampions der Jahre seit wir begonnen haben zu züchten:

2007 – Hope of Heaven
2008 – Redecker
2009 – Come Close
2010 – Tarison
2011 – Dürrenmatt
2012 – Avatar
2013 – Glücksruf 2
2014 – Davidas
2015 – Edmonton
2016 – Ziethen
2017 – Donausturm
2018 – Special Motion
2019 – Tempelhof
2020 – Osterwunder

Hope of Heaven war BuCha Springen qualifiziert, ihn haben wir auch schon mit sehr gutem Ergebnis genutzt. Leider ist HoH nun in Kanada. Aber per TG noch zu bekommen. Come Close lebt leider nicht mehr – wäre vielleicht was für die M gewesen. Davidas haben wir benutzt und wir sind sehr zufrieden mit seinen Nachkommen, er selbst bleibt aber deutlich hinter den Erwartungen. Der Rest ist zu jung, um etwas zu den Nachkommen zu sagen, der einzige, der uns allerdings aus dieser Riege neben Tempelhof ansprechen kann, ist Ziethen. Selber verschwinden die meisten Hengste springtechnisch leider in der Bedeutungslosigkeit.

Bei den Anglos erhält man oft den fragenden Blick bezüglich der Rittigkeit – schließlich wären die ja auch mal was mauliger… Ja, mag wohl sein, trifft auf Fee zu, bei Franzi aber überhaupt nicht.

Die „heilsbringende“ Ost-Genetik muss natürlich auch erst mit Nachkommen ihre Vererbungskraft beweisen, aber zumindest auf dem züchterischen Reißbrett kann man sich da was vorstellen, da dort nicht in den letzten 40 Jahren alles was springen konnte züchterisch hinten runter fiel. Unser Obi ist schon ziemlich gut gelungen und hinterlässt auch einen überzeugenden ersten Eindruck am Sprung.

Die ganze Diskussion wer was zu liefern mag – sei es der Anglo oder der „Russe“ – ist unserer Meinung nach obsolet, wenn es um ein SPRINGPferd geht, denn vor allem anderen müssen sie Vermögen liefern! Punkt. Für alles andere ist die Stute verantwortlich. Die Stute muss gesichert springen und sie muss sich nachweislich reiten lassen; und wenn es dann ganz ideal läuft, die Mankos die der Hengst mitbringt, abschwächen/ ausmerzen. Anders geht es unserer Meinung nach nicht. Wer heute glaubt, er könne aus einer durchschnittlich talentierten Stute am Sprung mittels einem der o.g. Springsieger der letzten Jahre ein überdurchschnittlich veranlagtes Springpferd züchten, der irrt vermutlich!

Schauen wir jetzt in Richtung Vielseitigkeit, dann brauchen wir immer noch ein gut springendes Pferd, aber hier zählen auch andere Faktoren rein. Die Anpaarung von Kros an BabyBelle würde vermutliche eher ein VS-geeignetes Pferd ergeben als Tempelhof an BabyBelle. Beide Kombis sind aber für uns unter unterschiedlichen Aspekten denkbar.

Deshalb bleiben die Väter der Zukunft weiterhin die der Vergangenheit:

Franzi wird bei der nächsten Bedeckung TG von El Greco bekommen und zwei weitere Trakehner TG Hengste sind interessant: Hope of Heaven und Ziethen.

Für BabyBelle warten wir gespannt auf das Tempelhof, aber definitiv stehen die Angloaraber hier ganz hoch im Kurs für die Zukunft. Und auch Kros ist noch ein Kandidat.

Immer noch im Rennen aufgrund der Carajan-Linienzucht – und vielleicht klappt es ja mal mit TG – ist Infinity. HUMBLE GS – ein Tip von einem guten Freund, ebenfalls unter dem Carajan-Gesichtspunkt – wird als Möglichkeit mal in Betracht gezogen werden und wir werden dazu recherchieren.

Negr und Adorator bleiben vorerst die bevorzugten „Polen“.

Ganz neu, gerade erst gekört und super interessant ist Cornut (Heops .x Inster Graditz x Ignam) aber leider nur im Natursprung im tiefsten Bayern zur Verfügung. In jedem Falle aber einer, den es lohnt zu beobachten.

Nur aus Masse kann Klasse kommen und wenn wir die sehr gut springenden Pferde weiterhin nur in homöopathischen Dosen finden, so wird es über kurz oder lang nicht einmal mehr genügend gut springende Vertreter geben. Damit ist dann – wie schon lange im Springsport – auch Feierabend für die Vielseitigkeit.

3 thoughts on “Türchen 13 – Väter der Zukunft”

  1. Mmh Special Motion ist doch der Sohn von High Motion der auch schon bei seiner Körnung gezeigt hat, dass er springen kann. Vielleicht sollte man das mal im Blick behalten?

    Bin da vielleicht voreingenommen weil ich selber einen Sohn von High motion habe der nicht nur Talent sondern auch jede Menge Motivation hat wenn es um Stangen geht.

  2. Special Motion ist bestimmt ein tolles Pferd und er hat auch damals den Preis gewonnen – Ein Springpferd ist er für uns aber nicht, auch würden wir Ihn nicht in die Kategorie der Springvererber packen. Darüber hinaus hat Special Motion seine Sportprüfung wenig überzeugend absolviert im Februar/2020. Also nein, er ist keine Alternative.

  3. Ich meinte auch eigentlich nicht special motion, der hat mich eher nicht so überzeugt, sondern dass man High motion und Söhne einfach mal m. M. nach für die VS und schlussendlich auch springpferdezucht wenigstens mal im Auge behalten könnte.

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