Ausgerechneter Geburtstermin war Anfang Juli, einige Tage vor dem 335T-Termin kam am 29.06.2022, kurz vor 13:00 Uhr der kleine BEL RAZZO zur Welt. Auf dem Paddock!! – Was haben sich die blöden Weiber eigentlich dieses Jahr gedacht?! Auf zum fröhlichen Schönbeck-schocken?!
Um viertel nach 12 verließ unsere Freundin Marion den Stall, „Alles in Ordnung, Franzi ist munter und säuft gerade Wasser. Alles bestens!“
Der PH war am Morgen noch >6.5 gewesen – zwar im Vergleich zum Vorabend fallend – aber noch im grünen Bereich. Engmaschige Kontrolle, aber immer noch alles mit der Ruhe. Frank hatte einen Blick drauf.
Viertel vor eins klingelte mein Telefon im Büro, Frank war dran: „FOHLEN KOMMT!!!“ – Treppe runter, rein ins Auto, auf nach Hause! Gut, dass nur wenig Ampeln auf der Strecke stehen und an dem Tag nicht die hübschen Schwarz-Weiß Bilder vom Straßenrand gemacht wurden. Ohne Zweifel wäre ich in den Folgewochen auf Schusters Rappen unterwegs gewesen.
Als ich Zuhause ankam, stand er bereits und wir schoben das wehrige kleine Ding vom Paddock in den Stall. Franzi blubbernd hinterher.
Nomen est Omen! Bel Razzo, italienisch für „Schöne Rakete“, erledigte sein Fohlenprogramm in erhöhtem Tempo: Aufstehen, nicht mehr hinlegen, Milchbar aufsuchen, Mekonium absetzen und in kräftigem Strahl urinieren – alles zur großen Freude von uns Züchtern, 9 Punkte gab es im Gießener Versorgungsschema.
Nichts desto trotz hing uns die kleine Licht im Nacken, wir machten alle Untersuchungen doppelt und dreifach, und wachten mit Argusaugen über die erste Woche. Hatten ein weniger lustiges und nicht ganz so günstiges Erlebnis mit SNAP-Tests (doch davon berichten wir ein anderes Mal).
Franzis Rakete entwickelte sich super! Wie auch schon sein väterlicher Halbbruder Monte Bravo (2021) strotzte er vor Selbstbewusstsein. Boxentür auf , Fohlen raus und weg. „Hey Chicas, ich komme!“ 🙂 Franzi war eigentlich konstant in Eile, dem Kerl hinterher zu kommen. Und als echtes Einzlkind wurde er auch von allen Tanten und Onkel nach Strich und Faden verwöhnt. Was ihm aber genauso wie Monte Bravo eigen ist, ist sein wirklich freundliches und nettes, kuscheliges Wesen. Selbstbewusst ja, aber nicht frech.
Kros hat die Wünsche an Ihn in Punkto Verbesserung erfüllt. Mehr Gummi ist drin, im kleinen Raketenmann und der Galopp ist mehr bergauf. Typvoll ist er – wie sollte es auch anders sein bei diesen Eltern- und unverkennbar ein Hengstfohlen.
Zur Eintragung fuhren wir dann zum „Fohlenchampionat West“ dass in guter Erreichbarkeit auf der Anlage der Trakehner Freunde Johannisberg in Windhagen stattfand.
An der Entstehung dieser Veranstaltung waren wir als Ideengeber tatsächlich nicht ganz unbeteiligt. Wir wünschten uns seinerzeit eine Veranstaltung für spring- und vielseitigkeitsbetonte Fohlen, damit sich Gleiche mit Gleichen messen können. Damit auch die Quantität stimmt, hatte schon die erste Idee einen überregionalen Anspruch. Es wurde aber noch viel mehr daraus und in einem Gemeinschaftsprojekt der Zuchtbezirke Rheinland-Pfalz-Saar, Hessen und Rheinland entstand das Fohlenchampionat West.
Am frühen Morgen wurde verladen – ein Aufgabe, die Mutter und Sohn innerhalb von weniger als einer Minute erledigten. Hänger auf, Pferde rein. Kein Mucken und kein Zucken – Bel Razzo fand es spanndend den unbekannten Raum zu erkunden.
Unser kleiner „Raketen-Mann“ trat in der um 11:00 Uhr startenden Konkurrenz der spring und vielseitig gezogenen Hengstfohlen an. Auftretend nach Geburtsdatum war er als jüngstes Fohlen der letzte Starter des Rings. Gewohnt selbstbewusst und keck betrat er den Ring, und trabte dann wenig aufgeregt neben seiner Mutter her. Schade, das kann er besser und da wäre mehr drin gewesen! In der Galoppade wusste er dann aber deutlich auf seinen Schwerpunkt zu verweisen und die lange Seite war mit wenigen Sprüngen beendet. Auf der abschließenden Schrittrunde benahm er sich vorbildlich und zeigte gelassen schreitend einen wirklich sehr guten Schritt! So hatten wir das zu Hause auch noch nicht gesehen. Der Lohn folgte auf dem Fuße: Qualifiziert für den Endring!
Auf diesem traf man sich pünktlich um 14:45, nochmals im Schritt. Nochmals hier wirklich gut! – Siegerfohlen! Irre! Toller kleiner Raketenmann!
Den Gesamtsieg der Hengsfohlen und Gesamtsieg der Schau trug dann später sein Dressurkollege davon, aber das war schon so vollkommen in Ordnung. Der Gesamtsieg der Stutfohlen ging aber ins Vielseitigkeits-/ Springlager: Es war die Tochter des Göteborg aus einer Vollblut-Mutter. Sie wurde auch gleichzeitig bestes Halbblutfohlen. Die Qualität dieser My Götestar führte uns nochmals den herben Verlust unserer kleinen Masurenlicht vor Augen, bestätigte uns aber auch in der Wahl von Göteborg als Vatertier.
Da er spät geboren ist, haben wir in Richtung Verkauf keine wirklichen Anstrengungen unternommen. Er darf erst einmal bis Januar / Februar bei seiner Mutter bleiben und dann schauen wir weiter. Da sie nicht tragend ist, gönnen wir ihm vielleicht auch noch den März, so dass er dann mit Absetzen im Frühjahr direkt auf die Weide gehen kann. Aktuell spielt er viel mit Omael und Omari und teilweise kann man nur die Augen verschließen, wenn der kleine Kerl die Nacht wieder auf der Kaba-Dose verbracht hat. Sein Selbstbewusstsein hat nie einen Knacks erfahren….
Aber alles im Händling ist wirklich sehr einfach mit ihm: Beim Schmied ist er brav, einmal hatte er ein Kletschauge, das er ganz wunderbar mit Salben behandeln ließ etc. pp. Mal schauen, wohin sein Weg ihn führt. Ob er bei uns bleibt oder 2023 doch noch auszieht? – Wir warten es ab, denn was anderes bleibt ja eh nicht 😉 Wenn er bleibt, ist das unser nächstes Körprojekt, denn die Qualität stimmt in jedem Falle!