Geistige Werte, Teil I: Charakter – Temperament – Nerven
„Last not least die inneren Eigenschaften“, Köhler verdeutlicht, dass das „last“, das eigentlich wohl das „first“ sein sollte, meist ohne die im zustehende Gewichtung bleibt, wenn man sich nach aller, wie er es nennt, Exterieurbetulichkeit überhaupt noch daran erinnert. Er beschreibt eine – wenn auch zweifelhafte – Jahrhunderte alte Tradition und fordert diese durch zweckmäßigere Gesichtspunkte in der Praxis zu ersetzen.
„Mann reitet zwar nicht auf dem Kopf, aber man ist doch – verdammt – darauf angewiesen, was da drin steckt!
Kluge und zugleich selbstbewusste, dabei unbekümmerte Wesen behalten auch in Situationen den Kopf klar. Sie pflegen besonders menschenfreundlich zu sein und der Mensch kann sich auf sie verlassen, während ihm ihr aufgeweckter Geist einen immer wieder interessanten Umgang verschafft und ihn durch Voraussicht und Mitmachen beim Reiten erfreut.
Im Titel finden sich Franzi und der Grieche – die Fohlen aus diesem Jahr und über ihre spätere Reiteignung kann man stand heute nur spekulieren. Zwei Fohlen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, aber eines ist ihnen doch gemein: Ihr einwandfreier Charakter, ihr Selbstbewusstsein / ihr selbstsicheres Auftreten, ihr ausgeglichenes Temperament und ihre guten Nerven!
Unser Erstling Maravedi brillierte bereits Dreijährig im Gelände als mutiges Führpferd, BabyBelle aus dem selben Jahrgang, ist durch nichts aus der Ruhe zu bringen und auch der gesamte Rest – ausgeglichen und nervenstark! Und sind wir doch mal ehrlich, alles andere macht doch auch keinen Spaß!
Horsemen erwarten charakterliche Anständigkeit mit Esprit. Sie können darauf auch bauen, solange sie selbst Geduld und Einfühlungsvermögen walten lassen und Maß zu halten verstehen. Denn es ist nicht das Wesen eines anständigen Charakters, in bedingungsloser Duldung alles über sich ergehen zu lassen.
Die Idealvorstellung im Temperament sieht Köhler in dem leistungsbonitierten Phlegmatikus, der nach dem Motto „Mehr sein als Schein“ nur dann aus sich heraus geht und alles gibt, wenn er dazu aufgefordert wird – Als Gegentyp beschreibt er den „Kikeriki“, der sich in unrationeller Aufwendigkeit verausgabt….
Auch hier werden der Grieche und Franzi erst in einigen Jahren zeigen können was in ihnen steckt – gewiss ist jedoch schon heute: Zur Sorte Kikeriki gehören sie beide nicht! BabyBelle trieb uns bei ihrer Eintragung schier zum Wahnsinn – Raschelwerkzuge, Regenschirme und Geklapper, nichts mochte sie erregen.
Womit wir beim letzten der drei heutigen Punkte angekommen wären: Die Nerven. Zurecht fordert die Reiterei dicke Nerven mit absoluter Klarheit im Kopf. Die Selektion auf Nervenstärke schreibt H.J. Köhler der Zucht als Aufgabe zu – Wem auch sonst?
Fein, wenn man dann in seinen eigenen Stall guckt und konstatieren kann, dass wir keinen nervenschwachen haben, dass alle unsere Pferde die Nähe zum Menschen suchen und diese genießen und dass sie sich schon über Generationen schlicht und ergreifend reiten lassen !! Und auch unser Sommerlade-Kind Belle, die mit entsprechend schwerer Vorgeschichte zu uns kam und mit Sicherheit im Laufe ihrer 12 Lebensjahre bis dahin auch genug Gründe hätte anbringen können, schwachere Nerven zu zeigen, strahlt heute mit Gelassenheit und Nervenstärke!
[whohit]Tuer 2[/whohit]