Nach der gestrigen Pedigree-Lektüre heute etwas leichtere Kost. Es gibt vier kleine Geschichten rund um den Pferdeverkauf.
Gott sei Dank besteht der größte Teil unserer Interessenten aus ganz phantastischen Leuten, die unser Konzept verstehen, eben genau solche Pferde aus dieser Aufzucht, mit diesem Familienanschluss und dieser Haltung suchen. Zu all unseren Kunden konnten wir auch über den Kauf hinaus eine freundschaftliche Verbindung halten, denn unsere Pferde und ihr Werdegang interessieren uns, liegen uns einfach am Herzen.
Heute wollen wir ein paar skurrilere Anekdoten zum Besten geben, denn auch diese erlebt man. Da bleibt oft nicht anders als wie der König im Türchen-Bild doof zu gucken. – Heute darf gelacht werden 😉
„Bitte PN“ … Na Gott sei Dank fand das Wort „Bitte“ noch seinen Weg in die Anweisung, die da auf eine Verkaufsanzeige, die wir einstellten eintrudelte. Aha, eine PN sollten wir also schreiben. Die Frage wofür, muss bis zum heutigen Tage unbeantwortet bleiben, denn auf unsere PN erhielten wir seltsamerweise kein Antwort „Hallo, Sie baten um eine PN von mir. Ich weiß nicht weshalb und wofür, aber wenn Sie es wissen, dann freue ich mich auf eine Antwort“ …. 🙂
Unsere Verkaufsanzeige enthielt alle relevanten Daten, plus einem Link zu dieser Homepage und wir glauben, dass jemand, der sich für unsere Pferde interessiert, definitiv in allen Belangen fündig wird. Und wenn dann eine Frage bleibt, kann man die doch uns gezielt stellen, oder? Was soll der Verkäufer mit „Bitte PN“ anfangen? Und mal ehrlich, wenn man sich für ein Pferd interessiert, dann gibt man sich doch ein bisschen mehr Mühe beim Züchter, oder liegen wir da so falsch? Wer keine Lust zum Schreiben hat, darf auch gerne anrufen. Auch gerne mit Rufnummernunterdrückung, wobei wir an dieser Stelle versichern, Interessenten nicht nachzustellen oder künftig mit unmotivierten Werbeanrufen à la „Du wolle kaufe Pferd?“ zu nerven.
Aber der Bitte-PN-Typ ist ja vom Grundsatz noch harmlos. Sehr beliebt bei uns ist der „Alles-geht-per-Whats-App-Typ“ Hier eine Originalkommunikation, die Gedanken jeweilig in die eckigen Klammern gesetzt. Wir sind die Grünen. 😉
Haben Sie das Fohlen noch zu verkaufen?
[Was ist das denn für ne komische Nummer?!]
Ich wünsche Ihnen auch einen guten Tag. Um welches Fohlen geht es?
Ach sie haben mehrere? Das im Internet.
[Wow. Das wird hart!]
Die sind alle im Internet. Ein Name wäre hilfreich.
Bel Avion.
Ja, der ist noch da. Lassen Sie uns doch mal telefonieren, was und wofür Sie genau suchen. Und vor allem: Mit wem chatte ich denn gerade?
Wie? Sie wollen was über mich wissen? Also mein Name ist XX aber ich bin gerade auf der Arbeit. Und ich will ein Fohlen kaufen.
[Hallo gehts noch?! Dann nerv mich doch nicht anonym und unhöflich, wenn Du grad eh keine Zeit hast!!]
Ja, das auch. Wir freuen uns doch immer, wenn wir Interessenten mit Namen ansprechen können und wir verkaufen auch keine Pferde per Whats App. Dafür haben wir sie nämlich zu gern. Nennen Sie mir doch eine Uhrzeit, ich rufe Sie dann auch gerne an und wir können uns zum Pferd unterhalten.
[Das sollte doch nun wohl Klarheit bringen oder? Und vielleicht ist sie ja einfach nur etwas unsicher/ ungeschickt.]
Könnte das Fohlen bei Ihnen bleiben und was kostet es?
[Nein, ganz offenbar keine Klarheit. – Die merkt mal gar nix!]
Ja könnte es, die Details müsste man besprechen. Lassen Sie uns doch einfach telefonieren.
Ist der Stall mit dem Bus zu erreichen?
[BITTE WAS??!!]
Der Bus fährt bis zur Hauptstraße, die letzten 800 Meter muss man aber laufen.
[Ich glaube gerade nicht, dass ich das tatsächlich beantworte.. Seit wann sind Verkehrsanbindungen relevant für den Pferdekauf?!]
Nein dann geht das nicht.
[Na denn! Gut, dass wir drüber sprachen und meine Daumenarthrose nun dank vieler unnütz getipselter Zeilen in diesem Chat mit einem geistigen Tiefflieger näher gerückt ist ……]
Bitte sind sie doch so gut und beschäftigen künftig andere Menschen.
Der Chat ruhte zwei Monate.. dann:
Suchen Sie noch immer ein Zuhause für Ihr Pferd
[Hä?! Ist der Bus nicht mehr relevant?]
Falscher Chat!
[Natürlich zu uns fährt ja auch kein Bus..] Aber ein paar von den laut lachenden Smileys bekam sie trotzdem noch spendiert. 😉
Aber Whats-App hat eben auch wirklich seine Berechtigung, denn bevor sich heute jemand auf eine Reise bemüht, werden verständlicher-weise Bewegungs- und Springvideos angefordert. Täten wir auch. Sollte ja auch beim Stand der Technik kein Problem darstellen. Standard. Selbstverständlich. Macht jeder.
Im Extremfall werden dann aber auch weitere Dokumentationen aus allen Lebenslagen erwartet. Die Hufe von vorne, seitlich, unten, Gelenke in Nahaufnahme, kurz: Das ganze Pferd in kleine Pixel aufgeteilt. Dass sie den Protagonisten – man verzeihe den Ausdruck – nicht noch von unten beim Kacken gefilmt haben wollen, ist alles.
Nachdem nun alles erledigt und zur Zufriedenheit befunden wurde, wird ein Termin vereinbart – meist mit ein oder zwei befreundeten Begleitern, denn vier / sechs Augen sehen mehr als zwei (zumindest wenn sie in der Lage sind etwas zu erkennen).
Alles gut. Dann kommen sie. Und krabbeln wissend um das Pferd. Dann drücken sie unspezifisch drauf rum. Die Angst in uns wächst! Ob sie ihn grillen wollen und den Speck fühlen? – Denn um zu überprüfen, ob da eine Muskelverspannung vorliegt, sind sie an der falschen Stelle. Naja, aber vielleicht passen sie ja beim nächsten Chirotermin einfach was besser auf 😉
Dann kommt das Probereiten. An der Longe. Der dreijährige läuft brav außen rum. Schritt, Trab, Galopp. Dann wandern die Reiterhände bis zum Knie um den Kopf in die gewünschte Haltung zu bringen. Pferd folgt. Reiterin zwitschert „Priiiiiima“ [Aha, die Dame muss wohl die unsäglichen Pferdeprofis bei Vox mit als Lehrfilm erachten] dreht sich um und „Das kann er aber noch nicht so, oder? [NEIN NATÜRLICH NICHT! ER IST DREI UND GERADE DAS VIERTE MAL UNTERM SATTEL!!] – Nein, er ist ja gerade dabei seinen Takt zu finden. Die Ausbildungsskala? Sie wissen schon: Takt – Losgelassenheit – Anlehnung… [ICH HACKE IHR DIE HÄNDE AB!!] und nun lassen sie das bitte, denn das stört den Takt des Schrittes …[DIE BEKOMMT DEN NICHT!]
Zurück am Anbindeplatz werden die Hufe angehoben. Große Hufe. Runde Hufe. „Kann es sein, dass er zum Zwanghuf neigt?“ [BITTE??!!] Nein, ganz bestimmt nicht. Es folgt eine Erklärung und unser Hinweis den Zwanghuf und seine Beschaffenheit doch noch einmal in der Literatur nachzuschlagen. Das Pferd war der Grieche. Wenige Tage später wurde er top getüvt und wir haben gemeinsam mit dem Tierarzt herzlich über den Zwanghuf gelacht. Sein Statement „Das ist wirklich ein tolles Pferd“ – „Ja, bis auf den Zwanghuf!“ „Naja, man kann eben nicht alles haben!“….
Last but not least die Geschichte von Eltern die ihr Kind ganz offenbar auf subtile Art loswerden wollten. Wir hatten damals ein Pferd von einem Freund hier, 167, hübsch, vielseitig veranlagt. Acht Jahre alt. Man telefonierte, suchte ein Pferd für die 13 jährige Tochter, sollte klein VS gehen können, ein Termin wurde vereinbart. Die Tür ging auf und ein ganz zartes Mädchen (winzig!!) stand mit samt Eltern vor uns.
„Zuhause reitet sie A-Dressur“
[Wieso bekommt das Kind um alles in der Welt kein Pony??!! Sie ist so klein!!] Prima, bist Du schon mal mit Sporen geritten?
– Ja. Zuhause immer.
Gut dann bekommst Du diese ganz kleinen. [Damit Du mit Deinen winzigen Beinen überhaupt bemerkt wirst]
Das Kind steigt auf, reitet los. [Ojeh!! A-Dressur??!! – Das langt nicht mal für den Jugendreiterwettbewerb!] Kind trabt irgendwann an, kommt aus dem Takt, plumpst rückwärts in den Sattel und hackt mit beiden Beinen zu, klemmt sich fest. – Pferd denkt „Gas? – Bitte gerne!“ und galoppiert in aller Ruhe an. Kind hackt etwas mehr mit den Beinen, klemmt was das Zeug hält. „Mehr Gas? Bitte gerne wieder.“ – Pferd legt zu. Kind hackt wieder – Pferd wird schneller. Nicht panisch. Sondern einfach nur der „Hilfe“ folgend. Kind schreit. – „Ganz ruhig, langes Bein. Und jetzt einfach ein bisschen Hand dran und parieren.“ – Pferd wird langsamer, pariert durch – brav – Kind kommt aus dem Gelichgewicht, hackt zu……. das Spiel ging von vorne los. Ganze drei Mal!! Dann haben wir das Pferd im Lauf durch einen beherzten Sprung an den Zügel mit der einen Hand und an das Bein des Kindes mit der anderen Hand (um den Fliehkräften entgegenzuwirken) gebremst. – Ich glaube mir wird schlecht! – Sprachs, beugte sich vor und kotzte vom Pferd! Wir waren fertig für den Tag, sattelten ab, brachten das Pferd zurück auf die Weide um dann unseren Ohren nicht zu trauen: „Das ging doch gar nicht so schlecht.“ [BITTE!!] „Mit ein bisschen Unterricht und Unterstützung bekommt sie das sicher bald hin“ [NEIIIIN!!] „Nein, wir glauben nicht, dass das eine wirklich gute Kombi wäre, sicher Pferd war heute sehr brav, aber das kann ja auch mal anders ausgehen. Vielleicht doch was kleineres?“ – Wie die Eltern letztlich entschieden, wissen wir nicht nur dass auch dieser oben beschriebene Protagonist seinen passenden Menschen fand.
Es sind eben doch zum allergrößten Teil Pferdemenschen die hier zu uns kommen und nicht nur Menschen die ein Pferd haben wollen. 😉 99% aller Kontakte sind toll, auch wenn man vielleicht nicht immer zueinander findet. Nur wären die Geschichten nicht so amüsant zu erzählen 😉
Das beruhigt mich aber, dass nicht nur wir solche Erlebnisse hatten. Von der Dame, die auf einer Dreijährigen ihren Kindern Unterricht geben wollte und noch nicht mal wusste, was Leichttraben ist, bis zu der, die beim Antraben sofort schrie, dass sie an die Longe wolle. Von denen abgesehen, die 2005 ankündigten, in 1 Stunde dazu sein und den Weg bis heute nicht gefunden haben! Aber die, die bei uns ein Pferd bekommen haben, waren echte Pferdeleute.