Drei Stuten sind im nächsten Jahr zur Belegung vorgesehen. Belle Surprise geht erneut zu Icare d’Olympe AA – Was auch sonst?! Passt einfach.
Bei Blümchen hoffen wir, dass die eigentlich schon für dieses Jahr geplante Bedeckung mit Davidas endlich fruchtet.
Bleibt unsere Miss Zauberhaft, Belle Francaise, für welche nächstes Jahr ein passender Hengst gefunden werden muss. Und das ist wirklich schwer!! Denn nein, wir wollen uns unser mühsam erhaltenes Springpedigree nicht vollkommen verseuchen! Der geneigte Leser mag sich also mitnehmen lassen auf unsere Gedanken-Reise und sei gewarnt… es wird heute was länger…
Auch wenn Franzis Vater nicht als DER Springpferdemacher gilt, so ist er doch selbst ein Spitzensportler, der in seinem Heimatland Frankreich als Dressur-, Spring- und Vielseitigkeits-Pferd mehrfach eine überdurchschnittliche Eigenleistung unter Beweis gestellt hat. Icare d’Olympe ist siegreich in der Dressur bis zur Klasse S, war erfolgreich bis *** CIC und **CCI, war fünfter bei der Weltmeisterschaft der Fünfjährigen Vielseitigkeitspferde in Le Lion d‘ Angers und in war in Springprüfungen bis zur Klasse M erfolgreich. Hohe Zuchtwerte weisen ihn als Top-Vererber für die Vielseitigkeit (ICC 155) und als überdurchschnittlich für Dressur (IDR 119) und Springen (ISO 114) aus.
Und das, was unsere zweijährige Franzi beim Freispringen zeigt, ist wirklich sehr vielversprechend.
Wir könnten hier nochmal Blut-zu-Blut praktizieren, und eine umgekehrte Anpaarung wie die vornehmen, die in diesem Jahr zu Maracana geführt hat. Statt Icare x Bonaparte N AA hätten wir dann Bonaparte N AA x Icare. Auch wenn Maracana wirklich alle Erwartungen weit übertroffen hat, so ist das aber doch nicht unser primärer Gedanke.
Einer der Kandidaten ist El Greco TSF, Vater des Griechen, einmalig in seiner Eigenleistung mit Erfolgen in Vielseitigkeit und Springen bis Klasse S sowie Dressur der Klasse M, überragend im Interieur und ohne Makel in der Gesundheit. Ein bewährter Vererber von allerbester Qualität mit hoch intressantem Pedigree, denn auch er ist frei von den „modernen“ Blutströmen, lediglich den jahrundertvererber Consul führt er in vierter Generation. El Greco besitzt auf dieser Seite schon eine ausführliche Beschreibung unter den Gewählten Vätern.
Zwei mehr oder minder unbeschriebene Blätter geistern auch durch unsere Gedanken: Titulus und Räuberfürst.
Titulus war in 2003 der erste gekörte Sohn seines so vielseitigen Vaters Kasparow und verhalf einer lange im Schatten gestanden Stutenfamilie wieder zur Blüte. Die Familie der Trude (O156A Maurischkat Argenquell) ist heute mit den beiden Springspitzen Titulus und Tarison (v. Hirtentanz), dem in Österreich gekörten Trakehner Tassilo W (v. Münchhausen) und dem bei der Canadian Trakehner Horse Society gekörten Tiernan (v. Manrico) immer
noch recht schmal, aber erfolgreich in der Zucht verankert.
Titulus ist im Mutterstamm sehr konsequent auf Springeignung gezogen. Die drei „mütterlichen“ Väter Timber, Caanitz, und Kopernikus haben vor allem selber bzw. mit Nachzucht im Parcours bis Kl. M/S überzeugt.
Titulus war bester Springhengst seiner Körung und wurde in Neumünster an die kanadischer Bieterin Patricia Mallet zugeschlagen, die den Hengst zunächst für die HLP in Deutschland ließ. So kamen immerhin einige Fohlenjahrgänge für den gleichermaßen spring- wie bewegungsstarken Rappen zusammen. Seinen 30 Tage Test absolvierte Titulus dreijährig in Radegast mit einer Dressurnote von 7,63 und einer Springnote von 8,52, was ihm ein Endergebnis von 8,03 einbrachte. Ein Jahr später, als vierjähriger, legte er dann seinen 70 Tage Test in Redefin ab, mit einem Dressurindex von 101,02 (8. Platz), einem Springindex von 111,17 (6. Platz) und einem Gesamtindex von 108,55 Punkten als 6. von 16 Teilnehmern ab. Die FN weist aktuell Zuchtwerte von 100 (Dressur, 81%) und 115 (Springen, 70%) aus, was gemessen an der sehr geringen Nachkommenzahl sicherlich schon bemerkenswert ist. Ähnlich wie schon sein Vater bzw. treu seiner väterlichen Abstammung ist der Hengst als Doppelvererber einzuschätzen. Titulus selber machte schon bei seiner Körung eben nicht nur das phänomenale Springen aus, sondern auch seine sehr dynamischen, von gutem Antritt und Knieaktion gezeichneten Grundgangarten.
Titulus verließ nach der HLP Deutschland, um zunächst in seiner kanadischen Heimat zu wirken. Hier wurde er auch langsam in den Sport geführt. Einen mehrjährigen Aufenthalt in den USA nutzte die Besitzerin, um den Hengst – immer noch dosiert eingesetzt – bis Kl. S erfolgreich im Springsport herauszubringen.
Derweil sammelten seine Nachkommen in Europa erste Erfolge im Sport. Bis heute sind gerade einmal 8 Nachkommen bei der FN als Sportpferde eingetragen. Darunter befinden sich allerdings echte Hingucker: First Flight Alliance (MV Almox Prints J) arbeitete sich unter Elmar Lesch bis zu einer Finalplatzierung beim Bundeschampionat des Geländepferdes der 5jährigen hoch, ging dann über die Top Eventers Auktion nach Frankreich, und ist aktuell CIC2* erfolgreich. Tiberius (MV Heling) ist sogar CCI3* erfolgreich in der Vielseitigkeit und kann zudem auch Erfolge in Dressur Kl. L und Springen bis Kl. M aufweisen. In den USA gilt der aus einer Vollblutmutter gezogene Sunsprite Syrius als eins der größten Talente im Busch, mit mehrfachen 2* Erfolgen als sechs- und siebenjähriger. Und auch im Springen fallen die wenigen Titulus Nachkommen in Übersee auf. Eins der erfolgreichsten Trakehner Springpferde der letzten Saison ist die Stute Hypnotic (MV Advocate), die unter der Juniorin Tara Suhs als 6jährige mehrfach siegreich in Kl. M war und für den großen Sport aufgebaut wird.
Seit 2015 ist Titulus zurück in Deutschland und zur Saison 2016 in neuem Management – Seine Station wird in Kürze bekannt gegeben. Mit einem Rutsch hätten wir allerdings bei dieser Anpaarung Kostolany und Sixtus im Pedigree. Dies aber erst in Generationen vier und fünf, weit genug hinten, um das Produkt der Anpaarung auch für die weitere Zucht interessant zu machen, ohne direkt in das Inzuchtproblem zu steuern.
Last but not least: Räuberfürst von Lossow aus der Räuberliebe von Finley M – Stradivari… Gekört in diesem Jahr, vom Zuchtleiter kommentiert mit
„Ein ganz interessanter spätreifer, noch sehr jugendlich wirkender Hengst mit vornehmer Sympathieaustrahlung, ganz hohem Adel, einer sehr guten Oberlinie und einem herrlich hamonischen Seitenbild. Ein ungemein sympathisches Pferd, er ist immer bei der Sache.
Zudem eine sehr interessante Pedigree-Alternative mit Lossow – Suchard im steigenden Mannesstamm über Kassius und Symbol, was wirklich selten geworden ist in der Trakehnerzucht und mütterlicherseits interessant kombiniert mit Finley M und Stradivari, den beiden Halbblutspezialisten und dann nochmal Habicht.
Das ist mal ein Pedigree was nicht standardmäßig von der Stange ist, sondern was es verdient hat, auch züchterisch zu einer stärkeren Verbreitung zu kommen. Dieser Hengst begeistert einen sofort wenn man ihn sieht – durch seine Erhabenheit und durch sein Auftreten und ist dabei noch längst nicht fertig in der Entwicklung. Dem sollte, das wünschen wir ihm, eine große Zukunft bevorstehen.“
Wir gestehen an dieser Stelle ehrlich, dass wir diesem Kerl schon vor dem Hengstmarkt mit Blick auf einen möglichen Franzi-Partner schon ein dickes Kreuz im Katalog verpasst hatten. Nicht zuletzt auch aufgrund des angloarabischen Blutanschlusses im fallenden Mutterstamm und der Erinnerung an Beau Cadeau, der ausgesprochen gelungene Finley-M-Sohn von Belle aus dem Jahr 2009.
Dann kam Neumünster und wir sahen einen Youngster mit ausgesprochen sportlichem Exterieur, korrekt und als wirkliches Edelpferd erkennbar. Auf dem Pflaster ging er ab wie die Feuerwehr, mit Abdruck und tollem Motor. Dann baute er von Tag zu Tag mehr ab, blieb im Springen hinter unseren Erwartungen zurück und beim Freilaufen wirkte er einfach nur noch müde. Es war enttäuschend…..Trotzdem haben wir uns noch nicht ganz von ihm verabschiedet, denn zum einen ist seine Abstammung ist schon wirklich vielversprechend und zum Anderen war sein Interieur auch was, was uns wirklich gut in den Kram passt. Das war nämlich einfach toll!! Und wenn man mal ehrlich ist, dann muss man einem so jungen Hengst eben auch zugestehen, dass es Formtiefs geben kann, dass vielleicht die letzte Kondition in der kurzen Vorbereitungszeit von Ende August bis Oktober doch nicht gereicht hat und dass es sich bei allem Anspruch an das Vatertier einfach noch um Babies handelt!
Mit seiner Station, dem Söderhof, hat es der Fürst aber sicher gut getroffen und dem Vernehmen nach erholt er sich aktuell von den Strapazen des Hengstmarktes mit viel Schlafen und Relaxen. Die Arbeit beginnt wohl erst im neuen Jahr und dann werden wir ihn im Frühjahr nocheinmal gesondert angucken fahren, um die weiter Entwicklung zu begutachten.
Zur Abstammung: Der Vater des Räuberfürst, Lossow, wird im Trakehner-Hengstbuch wie folgt beschrieben:
„Dieser vielleicht letzte Suchard-Sohn besticht durch sein sportliches Auftreten, bei dem vom Fleck weg Ehrgeiz und Antrittstärke erkennbar werden. Bei guter Dreiteilung und imponierender Kruppenformation könnte er in der Hals-Schulter-Partie noch etwas an Großzügigkeit gewinnen. Im Trab und im Galopp verfügt er über eine klare Bergauftendenz mit gewünschter Knieaktion.“
Der in 2001 geborene Lossow wurde im April 2004 in Kerpen durch den Trakehnerverband gekört. Im Rahmen seines Veranlagungstests in 2005 erhielt er Höchstnoten für Interieur und Rittigkeit: Charakter: 10, Temperament: 9, Leistungsbereitschaft: 9, Trab: 8,25, Galopp: 7,38, Schritt: 8,25, Rittigkeit: 8,88, Springanlage: 7,44, Rittigkeit Fremdreiter: 9,25. Noch im selben Jahr qualifizierte er sich unter Jana Freud für das Bundeschampionat des Deutschen Reitpferdes. 2006 platzierte er sich beim 70-Tage-Test in Schlieckau bei 33 Teilnehmern im mittleren Drittel. Er erhielt weitere sportliche Förderung, war siegreich bis zur klasse L, bis eine Verletzung seine Karriere beendete.
Ende 2010 wechselte er nach Bayern, ins Gestüt Sankt Vitus, wo in 2012 seine ersten Nachkommen geboren wurden. Diese konnten seitdem durch die Bank weg überzeugen: Mehr als zwei Drittel seinen Kindern wurde Championatsqualität bezeugt, Oktave aus der Ophira von Titelheld wurde im Rahmen des bayrischen Championats 2013 zum Sieger-Stutfohlen gekürt. Räuberfürsts Vollschweser Räubernacht, die bayrische Stutfohlen-Championesse in 2012, wurde diesjährig bei der ZSTE in Bayern mit 1,72/21,0 und 55 Punkten ( 8,5 – 8,0 – 7,5 / 7,5 – 8,0 – 7,5 / 8,0) eingetragen. Im Springen erhielt sie jeweils eine 8 für Vermögen und Manier.
Räuberfürsts Mutter Räuberliebe brachte zudem den Körkandidaten Räuberschatz v. Laurel (NMS 2009) und das Nachwuchs-Geländepferd Pirate Stan Finley v. Laurel, der beim Bundeschampionat 2013 startete. Großmutter Räuberbraut II lieferte die Prämienstute Räuberburg v. Patmos, den zweimaligen Bayerischen Trakehner Geländepferdechampion, Räubercharme v. Heldenberg, und die Stutfohlen-Championesse von Bayern 2011, Räuberglück v. Legretto. Zu dieser schmalen Familie zählen auch das Nachwuchs-Dressurpferd Rebana und der trakehnisch gezogene, aber bayerisch gebrannte CIC**-Buschcrack Twister.
Lossows Vater Suchard trat leider viel zu früh von der züchterischen Bühne ab. Selbst erfolgreich im Springen bis zur schweren Klasse, war er der erste Trakehner, der im rein springorientierten Stutbuch von Zangersheide aufgenommen wurde. Gleiche Ehre wurde seinem Sohn Balisto a.d. Bernina von Anduc zuteil. Balisto war Prämienhengst seiner Körung, bester Springhengst des Jahrganges und verbuchte im Laufe seiner Karriere Erfolge bis zu schweren internationalen Springprüfungen. Sein Vollbruder Budweiser Classic wurde ebenfalls gekört und kann Erfolge im Springsport bis zur Klasse M aufweisen. Finch Hatton TSF, erfolgreich in internationalen Vielseitigkeitsprüfungen, ist ebenfalls ein Sohn des Suchard.
Lossows Mutter, die 1989 geborene Staatsprämien- und Prämienstute Lossainen von Louidor, gilt als eine der bedeutendsten Stuten der Nachkriegszeit. Sie wurde mit den Noten 9, 8, 8 / 9, 9 ins Hauptstutbuch eingetragen, legte ihre Stutleistungsprüfung mit der Gesamtnote 7,89 ab und krönte ihre Laufbahn mit dem Sieg der Bundesstutenschau in Neustadt-Dosse 1997. Bereits vor Lossow konnte sie aus der Anpaarung an Suchard einen gekörten Sohn stellen. 2002 in Neumünster erhielt Lessen das positive Prädikat, wurde aber von dort direkt nach Großbrittanien verkauft, wo er in schweren Springprüfungen erfolgreich war.
Mit Räuberfürst käme auch einmal Arogno ins Pedigree, ebenso wie auch Habicht, aber beide eben erst in Generation sechs, so dass auch das im Hinblick auf einen züchterischen Einsatz kein Problem darstellen würde.
Ein herzlicher Dank geht bei diesem Türchen einmal an Maren Engelhardt, die mit Infos / Text und Bild bei Titulus unterstützt hat sowie an Stephan Bischoff, der seine Fotos von Räuberfürst zur Verfügung gestellt hat. Danke Euch beiden!!