Türchen 2 – Vom schöngeistigen Eigenwille oder der Frage „Wer braucht schon den Trab?“

Franzis Erstling wurde mit Spannung erwartet, große Zufriedenheit herrschte, als Bel Animo – der Schöngeist – in der Nacht auf den ersten Mai geboren wurde.

Er entwickelte sich super und neben einer enormen Galoppade hatte er richtig Gummi im Trab und zeigte darüber hinaus einen sehr guten Schritt.

Gerade das „Gummi“ schreiben wir Papa Titulus zu, der seinem mit Blick auf Parcours oder Busch gezüchteten Nachwuchs drei wirklich überdurchschnittliche Grundgangarten zu zaubern half. Nomen est Omen – vornehm im Umgang – Bel Animo war von Beginn an ein echter Schöngeist.

Und so kam es, dass Franzis Primus das Ticket für die Fohlen-Auktion in Hannover lösen konnte … und vom Moment an das Traben quasi einstellte…. Wenn man ihn auf der Weide beobachtete, die er in Riesengaloppsprüngen vermaß, so ging dem Betrachter das Herz auf, das könnte ein echter Buschi werden. Kraftvoll, räumend, wendig und immer im Gleichgewicht. Nur der Trab, der blieb dann aus.

Hannover kam und es galt zum einen Fotos zu machen und zum anderen noch ein Video zu zaubern. Bitte im Trab. Eine echte Aufgabenstellung! Unsere Pferde sind eben nicht „Kickerikieh“, sie sind gelassen. Praktisch. Ökonomisch. Ist ja auch eigentlich schön, aber hin und wieder könnte man es doch auch mal anders gebrauchen….Wenigstens fürs Foto! Undankbares Pack, das!… Aber dann gelang es doch! Genau einmal. Bewaffnet mit Regenschirm und Rappeldose.

Mensch mit Schirm, Rappeldose und Kamera in der Mitte auf der kleinen Wiese stehend, den Schirm auf und zu klappend, Grunzgeräusche von sich gebend die Rappeldose schüttelnd – Franzi mit Sohn außen rum und endlich, endlich ließ sich auch  der Schöngeist mal wieder dazu herab zu traben.

Nun war das Gras eigentlich was hoch und so nahmen wir uns eine Reproduktion auf dem Platz am nächsten Tag vor. Trotz allem Wutschen und Wedeln gelang es nicht. Ein Regenschirm verlor an diesem Tag sein Leben. Er war wohl häufiger und schwungvoller auf und zu gemacht worden, als es die geplante Verwendung vorsah.

Nun gut, Wir beschlossen aber zu fahren und wir hofften darauf, dass nun die neue Umgebung in Hannover und die doch sehr eingeschränkte Bewegung das ihrige tun würde und unser Schöngeist ein bisschen Spaß daran finden würde, sich zu präsentieren. Hatte er auch, nur leider nicht im Trabe……

Den ersten Tag verbrachte er damit, über die Rickchen zu springen und auf die Mutter zu klettern. ER demonstriert Kraft in der HH und Körpergefühl am Sprung – nur wollte das keiner sehen…. Wir hätten ihn am liebsten mit was beworfen.

Den zweiten Tag fand die Präsentation auf dem Rasen vor dem Zelt statt. Es hatte geregnet, bzw. regnete noch. Der Boden war rutschig, die Zuschauer saßen unter Schirmen. In letztere konnte man schon aus dem Fenster guckend rein beißen. Als der Schöngeist dann an der Reihe war, war ihm rutschig grad egal. Er bockte, drehte sich in der Luft, schlug Haken und gab Vollgas. Kurz: Er zeigte, dass er das, wofür er gezüchtet war bestens beherrschte…. Wir hätten ihn am liebsten mit was beworfen – wieder!

Am Samstag Abend kam die Auktion und auch ihr Geschehen ließ ihn unbeeindruckt. Er verbrachte die meiste Zeit auf zwei Beinen oder komplett in der Luft…. Un schon wieder hätten wir ihn am liebsten mit was beworfen!

Nun, er wurde nicht das teuerste Fohlen, aber er war wohl das lustigste. Stephan Bischoff und Uli Sahm hatten die Situation ganz wunderbar auf einem Foto eingefangen:

Bel Animo verweigerte sich dem Auktionszirkus so konsequent, hätte er den Mittelfinger recken können, hätte er es wohl getan. Da wir ihn nicht unter Wert gehen lassen wollten, steigerten wir ihn zurück. Dann ziehen wir ihn eben selber auf, stellen ihn als Hengst vor oder reiten ihn dreijährig an.

Als er den Auktionsring verließ entwischte er uns und TRABTE!! hoch erhobenen Hauptes federnd und mit großen Tritten auf dem weiten hannoverschen Tuniergelände von dannen. Der geneigte Leser wird es erahnen… – …. Wir hätten ihn am liebsten mit was beworfen!

Resümee: Unser Fohlen gehörte zu einer kleinen erlesenen, selektierten Gruppe. Das ist als Erfolg zu werten. Die erfolgreiche Auktion hat nicht sollen sein. Aber so haben wir diese Erfahrung auch mal gemacht. Und gelernt, dass auf den Auktionen ganz offenbar nur eine bestimmte Klientel kauft. Und diese Klientel scheint nicht wirklich nach Sportlern zu schauen.

Der bedeutende Sohn des A-Kader-Mitglieds Imperio aus einer Spitzen sportlichen Stutenlinie konnte nicht verauktioniert werden. Der Sohn des im Sport überragend auftretenden Adorator konnte nicht verauktioniert werden. Bel Animo, väterlicher Bruder eine aktuellen **** Eventers konnte nicht verauktioniert werden. Und warum? – Weil sie keine Trabe-Äffchen sind. Hoch und höchstpreisig verkauft wurden Nachkommen eines gequetschten Hengstschau-Siegers, der bislang nicht mehr auf dem Tanzkärtchen stehen hat, als eine bestandene Hengstleistungsprüfung….

Pferdezucht quo vadis? .. Aber zu dem Thema kommen wir in den nächsten Wochen dann noch einmal 🙂

1 thoughts on “Türchen 2 – Vom schöngeistigen Eigenwille oder der Frage „Wer braucht schon den Trab?“”

  1. Aber schön war Hannover, zumindest für uns, trotzdem. Und eure Franzi, ja die hättet ihr oft genug verkaufen können, die Wunderstute!!!

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