Der fleißige Leser unserer Homepage erinnert sich an das letzte Jahr und daran wie unser Flugzeug entstand? Wenn nicht, hier ist der Artikel zum Thema „Kipp den Samen einfach da rein, die rosst wenigstens!“ nachzulesen.
Wir kündigten ihn als das „blutloseste“ Fohlen der letzten Jahre hier auf unserem Hof an und tippten auf die Fellfarbe schwarz. Nun ist er braun, aber die restlichen Tips passten: Mordshals und nicht ultimativ lanbeinig, aber langbeinig genug. Harmonischer Körper, gute Gelenke, gutes Fundament. Genug Knochen. Typvoll – sowohl Rasse- als auch Geschlechtstyp. Im Bewegungsablauf kraftvoll und gut, wenn auch nicht spektakulär – aber zum Spektakeltraben wurde er auch nicht gezüchtet. Beste Gangart ist sicher der Galopp, was ja bei einem Springpferd per se schon mal was für sich hat und zumindest auch von den Dressurreitern gerne gesehen wird, die sich wünschen irgendwann einmal in eine Pirouette reiten zu können, ohne dass diese zum Kreisel des Todes wird….
Zur Blutleere stellt sich aber tatsächlich die Frage, welche Relevanz dieser Faktor in der Trakehnerzucht einnimmt. Wie kann der Trakehner, der in seinem Ursprung ja quasi ein Anglo-Araber war, überhaupt jemals blutlos werden? Wie kann das „Vergröbern“, das vor allem die Landespferdezuchten befürchten, weil sie zum Teil auf schweren Arbeitspferden basieren, eintreten, wenn doch immer nur die Blüter (xx, ox,AA, ShA) eingekreuzt werden durften / dürfen? Geht das überhaupt? Nach zweieinhalb Jahrhunderten? Eigentlich ein Thema, dass es sich lohnte mal gesondert zu betrachten…
In jedem Falle war der das Pedigree von Bel Avion dominierende Pilger ein eher schwererer Vertreter seiner Rasse, auch wenn er viele englische Vollblutahnen hatte. Die sportlichen Erfolge seiner Nachkommen sprechen allerdings dafür, dass sie genügend Blut/ Geist / Spritzigkeit mitbrachten, denn andernfalls hätten sie wohl nicht entsprechend in den schweren Klassen auf nationalem und internationalem Parkett bestehen können.
Unser Flieger erinnert uns auch in vielem an seinen Halbbruder, den Griechen. Zwar ist der Flieger was moderner in der Aufmachung, aber an Kraft und Selbstvertrauen sehr ähnlich gestrickt. Weniger Stratege als der Grieche, ein etwas weniger kreativer Geist, aber doch mutig und neugierig. Und mit Dampf auf dem Kessel versehen.
Nun hat sein Vater gerade einen nicht besonders glanzvollen 50-Tage Test absolviert. Es bleibt die weitere Entwicklung abzuwarten. Er sollte nun tunlichst im Sport unter Beweis stellen, dass er willens und in der Lage ist Leistung zu erbringen. Zeit dafür hat er ja nun, denn ein Deckgeschäft kann ihn nicht mehr ablenken. Die Interieur-Noten des Tests waren unterirdisch und ehrlicherweise nicht nachzuvollziehen wenn man das mit dem vergleicht, wie wir den Hengst bislang erleben durften… aber so ist es eben. Man steckt nicht drin. Und vor allem: Wir standen nicht dabei, uns steht eine Bewertung demnach auch nicht zu. Aus der eigenen Arbeit mit jungen Pferden wissen wir nur, dass der Ausbilder einen großen Teil daran hat, wie motiviert und willig sein Schützling mitarbeitet. Die Solidität der Grundausbildung ist die Messlatte, wenn mal ein anderer als der Ausbilder im Sattel Platz nimmt. Und da müsste sich aktuell das Landgestüt Moritzburg unserer Meinung nach schon ein paar Fragen stellen….
Von diesem ganzen Dilemma aber unberührt liest sich das Pedigree unseres schönen Fliegers noch immer wie das who-is-who der Trakehner Springpferde: Horalas – Abdullah – Verdenas – Carajan – Etjud – Zauberklang – Topki – Ostrjak….. alles drin was entweder selbst im schweren Sport ging oder mit direkten, im schweren Sport erfolgreichen, Nachkommen auf sich aufmerksam machte. Megaspannend und eine absolute Seltenheit!! Dazu ist er ein rund herum gelungenes Gesamtpaket. Wir denken, dass er ein Kandidat für den Hengstmarkt 2018 werden könnte und das streben wir jetzt als nächstes Ziel mal an. Hier könnte er dann unter Beweis stellen, dass er das, wofür er gezüchtet wurde, nämlich die Kompetenzen am Sprung, auch mitbringt. Hoffen wir, dass er a) gesund bleibt und sich b) positiv weiter entwickelt. – Wir werden berichten!
Ein Hammerpferd finde ich. Hoffentlich klappt alles, er wird gekört und wird Vater vieler wunderschöner Fohlen *Daumen drück*.