St. Martin ritt durch Schnee und Wind …

Am Sankt-Martins-Tag ist Morgenstern bereits seit einigen Jahren einer der Hauptakteure im Sankt-Martins-Zug des Polhausener Kindergartens. Sankt Martina springt dann rein ins Kostüm, rauf aufs Pferd und gemeinsam geht es dann ins fröhliche Getummel aus Fackeln und Laternen. Kaum fängt die Musik an, so geht ein Ruck durch unseren Herrn Stern, wichtig schreitet er vor Kindern sowie Kapelle und selbst die rechts und links neben ihm durch die Feuerwehr gezündeten, zischenden Bengalenfeuer können ihn nicht aus der Ruhe bringen. Am Feuer steht er dann später gelassen am langen Zügel und genießt die Bewunderungen der Kinder.

Zeit und Anlass einmal mehr mit dem Vorurteil des angeblich hysterischen Trakehners aufzuräumen! Jeder Trakehner-Züchter oder -Reiter kennt das dumme Geschwätz vom „siebten Gewährsmangel“ und „dem schwierigen, nervigen Trakehner“. Der Blick in die Entstehungsgeschichte der Rasse zeigt, dass die Produktion von Pferden für die Kavallerie die Hauptaufgabe der ostpreußischen Pferdezucht war. Englisches und arabisches Blut schuf auf Basis der Schweiken eine Rasse, die hart, ausdauernd und genügsam war. Ein untadeliger Charakter war oberste Prämisse, Pferde mit bissigem oder nervösen Verhalten wurden sofort aussortiert. Die Härte und Leistungsbereitschaft der ostpreußischen Pferde stellte sich nach dem Ersten Weltkrieg als wichtiger Vorteil für die aufstrebende Sportreiterei heraus. Im zweiten Weltkrieg retteten diese ostpreußischen Pferde 1000e von Soldatenleben. Die Flucht aus Trakehnen im Oktober 1944 ist sicherlich die größte „Leistungsprüfung“, die es jemals in der Geschichte einer Zucht gegeben hat. Immer schon hat der Trakehner auf Grund seiner frühen Ausrichtung für Ausdauer- (Militär-) und später Sportzwecke den Landespferdezuchten wichtige Impulse geben können. Als echte Alternative und sinnvolle Ergänzung zum Vollblut halfen Trakehner Hengste nach dem Krieg, Reitpferdepoints in den Landespferdezuchten zu verankern.

Selbstverständlich bringt der Trakehner, über den in seinen Genen fest verankerten Anteil an arabischem und englischem Vollblut, etwas mehr Sensibilität und Geist mit,  und vielleicht kann auch nicht jeder mit diesem Geist umgehen. – Pferde mit Köpfchen für Reiter mit Köpfchen! Kadavergehorsam wird es wohl in unserer Rasse tatsächlich eher selten geben, aber dafür kluge, sensible und dem Menschen zugewandte Pferde. Pferde für Menschen, die eben diese Eigenschaften zu schätzen wissen – so wie Reitmeister Hubertus Schmidt, der anlässlich des Hengstmarktes in Neumünster fogendes Statement zu Imperio abgab: „Ich habe in meinem Leben schon mehr als 50 internationale Grand Prix geritten und so etwas habe ich noch nicht erlebt, dieses Pferd ist unglaublich, seine Leistungsbereitschaft und sein Nerv – er ist eines der besten Pferde, wenn nicht das beste Pferd, was ich je in meinem Leben geritten habe.“