Neulich mal wieder in einem Reitstall gewesen. Zehn Minuten auf dem Platz zugeguckt und ein internes Memo verfasst „Der bekommt niemals ein Pferd von uns!!!“. Und dann steht man da und denkt darüber nach, dass man ja eigentlich für den Sport züchtet. Aber muss der höhere Sport denn immer Hand in Hand mit so einem Mist gehen? Im Amateurbereich ist vermutlich die Gefahr bei der Dressur am größten. Die Deppen, die sich völlig gefühlfrei auf die Pferde klemmen, von Biomechanik und Möglichkeiten nicht einen blassen Dunst haben, aber das fixe Bild des „Ideal-Tramplers“ fest vor Augen. Takt, Losgelassenheit … und schon verließen sie ihn. Beim Springen gibt es sicher die gleichen Dilettanten, aber sie erhalten zumindest nicht noch dauerhaft Bestätigung am Wochenende auf den Turnieren. Wenn die Stange fällt, ist die Platzierung passee – gleiches gilt bei Verweigerung. Aber trotzdem…..
Anders stellt sich dann doch die Vielseitigkeit dar. Vertrauen zwischen Reiter und Pferd ist ein wesentlicher Bestandteil, die Haltung der vierbeinigen Athleten ist meist artgerecht – hier hat man es nicht mit der „Angst vor Weideverletzungen“ zu tun und die tägliche Arbeit repräsentiert den Namen ihrer Disziplin: Sie ist vielseitig. Das Ergebnis sind zufriedene Pferde. Nun mögen die Kritiker des Sports von den Unfällen schreien… Ja, sie können passieren. So wie potentiell jeder Motorradfahrer konstant in Lebensgefahr schwebt und spätestens seit dem Fall Neymar weiß auch jeder, welche Verletzungen sich im vermeintlich ungefährlichen Nationalsport Fußball ereignen können… Aber wir schweifen ab..
Fakt ist, irgendwann entscheidet man sich für eine Richtung, die man in der Zucht gehen will. Unser Schwerpunkt liegt klar auf Busch und Springen. Die gewählten Väter unserer Fohlen haben alle Eigenleistung und /oder Nachkommenleistungen in einem dieser beiden Bereiche vorzuweisen. Auf dem Reißbrett entstehen die Modellathleten der Zukunft, Schlagworte: Gesundheit und Leistung!! Dann kommen endlich die Fohlen auf der Welt und schon ist es vorbei mit der sachlichen Betrachtung, mit der neutralen Professionalität, denn innerhalb von kürzester Zeit hat das Fohlen nicht nur eine Abstammung und einen Namen sondern auch eine Persönlichkeit. „Der liebe Schmuser“, „die selbstbewusste kleine Diva“, „der mutige kleine Filou“, „die kleine Kuschelmaus“, und so weiter und so fort…. Und dann kommen Sätze wie „Na den bekommt aber nur jemand, der …und es folgt eine Reihe von Anforderungen an den künftigen Besitzer des heiligen, gerade eben besprochenen Lieblinges. Schließlich soll es in Geist und Seele ebenso gesund bleiben wie im Körper. Und alt werden dürfen, sehr alt! Und geliebt werden!
Wir hatten bislang immer das Glück, die passenden Pferdemenschen für unsere Youngsters zu finden. Konnten unserer Verantwortung als „Produzent“ für dieses Pferdelebens nachgekommen und haben immer nur in die allerbesten Hände abgegeben. Doch nie so früh wie in diesem Jahr beim Franz! Gerade acht Wochen war er alt, als Manuela Schmid aus Bayern uns besuchte – just zwei Tage nachdem wir Franz’ Verkäuflichkeit veröffentlicht hatten. Franz kam, sah und siegte bei Manuela. Manuela kam, sah und siegte bei uns. Wer mit solchem Herzblut und soviel Liebe von seinen Tieren erzählt, der hat die für uns richtige Einstellung zum Pferd und wir freuen uns, dass Franz eine so tolle neue Besitzerin gefunden hat – die, ganz nebenbei bemerkt, als Juniorin hoch erfolgreich in der Vielseitigkeit in Bayern unterwegs war.
Die noch ausstehenden Fohlennoten waren ihr egal: „I woaß wos i seh! Un wos i seh dos gfällt mia!“ – O.k. bayrisch muss er noch lernen, unser Franz …… Gut geguckt Manuela, herzlichen Glückwunsch zum Erwerb des tollen Franzls! Wir freuen uns sehr für ihn, für Dich und für uns!