Nachdem wir die erfolgreichen Sportler vor zwei Tagen betrachtet haben, suchen wir heute nach ihren Wurzeln und wollen mit der Disziplin Dressur beginnen.
Zu den Olympioniken und international erfolgreichen Startern haben wir auch noch die TSFler hinzugenommen, die das TSF-Signum ja nicht ganz ohne Grund erhielten und dazu auch einige „Russen“ die in den letzten Jahrzehnten überzeugen konnten. Wir konzentrieren uns bei den nachfolgenden Pferden auf Sankt Georg und besser. Wie schon vor zwei Tagen, erhebt auch diese Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie wurde nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt und auch die Schlüsse, die wir abschließend ziehen werden, spiegeln alleine unsere Einschätzung / Meinung wider. Wir ergeben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit und ein jeder darf es anders sehen. 😉
Bei der Betrachtung der herausragenden Dressur-Spezialisten der letzten fünf Jahrzehnte, finden wir verschiedene der ursprünglichen Hengstlinien noch vertreten und einige sind neu hinzu gekommen. Vertreten sind Dampfroß über Pythagoras, Perfektionist über Jagdheld und Tempelhüter und Pilger über den russischen Zweig des Ossian. Aber auch einige neue Linien spielten sich sportlich in den Fokus.
Die Dampfroß-Linie stand einst für Knochenstärke, Tiefe, Robustheit und Wirtschaftlichkeit der Nachkommen. Im Dressursport haben sich in jüngerer Vergangenheit vor allem die Nachfahren des Pythagoras, im Zweig des Gabriel, hervorgetan.
Dampfross – Pythagroras – Guido – Gigant – Gabriel – Halali
- – Hyllos – Solero TSF
- – Hyllos – Solero TSF – Marinetty TSF
- – Marduc – Anduc – Angard – Olivia TSF
- – Marduc – Lehndorff’s – Amadelio TSF
- – Marduc – Lehndorff’s – Kaiser Wilhelm TSF
- – Marduc – Lehndorff’s – Persiano TSF
Dampfross – Pythagroras – Markwart
Dampfross – Pythagroras – Piligrim – Pepel
Herausragend hier Pepel, das Märchenpferd der Olympiade 1972, das mit seiner russischen Reiterin die Massen verzaubert. Pirouetten und Passagen aus einer anderen Welt waren das damals. Silber im Einzel, Gold mit der Mannschaft vor dem hoch favorisierten Trios des Gastgebers. Nach einer beeindruckenden sportlichen Karriere wechselte Pepel in das Gestüt Kirow in die Zucht. Gottfried Hoogen holte den Pepel-Sohn Sapros ins rheinische Kevelar, aber der Hengst blieb wohl sowohl züchterisch als auch sportlich in der Vererbung hinter den Erwartungen zurück. Die FN weist einen Nachkommen mit Erfolgen in der Dressur Klasse S und einen mit Erfolgen im Springen der Klasse S aus – Hier im Übrigen interessanterweise aus der Hope-of-Heaven Mutter Hexe IX von Symbol: Hip Hop Star.
Ganz anders im Übrigen Solero. 10% seiner wenigen Nachkommen laufen in Klasse S. und dabei – mit Ausnahme des westfälischen Scotch – alles Trakehner. Unverständlich, wieso er so wenig genutzt wurde, wollte man Dressurpferde züchten…
Die Perfectionist xx-Linie stand für sehr leistungsbetonte, mit hochwertigen Reiteigenschaften ausgestattete Nachkommen. In den Dressurvierecken der jüngeren Vergangenheit sah man sie über den Jagdheld- und über den Tempelhüterzweig vertreten.
Perfectionist xx – Jagdheld – Ararad – Hutten – Humboldt
- – Heros – Ultimo
- – Impuls – Imanuel
Perfektionist xx – Tempelhüter – Sandor – Akcjonariusz – Tranzyt – Patron
- – Mackensen – Charly Chaplin
- – Mackensen – Charly Chaplin – Konradi TSF
- – Mackensen – Charly Chaplin – Polarzauber TSF
Charly Chaplin selbst ein beeindruckender Sportler, ebenso beeindruckend in der Vererbung! 11 seiner 66 Nachkommen sind erfolgreich in Dressuren der Klasse S – 16.67 %. Und über Polarzauber schreibt die Olympionikin Dorothe Schneider „Polarzauber TSF war ein „Spaßmobil“. Ich habe selten ein so leistungsbereites und gleichzeitig so charakterstarkes Pferd geritten. Wie ein Uhrwerk absolvierte „Polarbär“ zuverlässig und stets gut gelaunt das Programm und kam so auf über 60 Siege in schweren Dressuren bis Inter I. Ein echtes Schleifenpony!“ Außerdem „2002 wurde Polarzauber TSF sechsjährig in Alsfeld gekört, aber nur sehr wenig züchterisch genutzt. ..Seine bunten Abzeichen verdankte Polarzauber seinem Vater Charly Chaplin, der sich unter Christoph von Daehne in Grand Prix-Dressuren platzierte. Mütterlicherseits geht er auf Polarfahrt zurück, eine der 28 Original-Trakehner Stuten, die zum Ende des 2. Weltkrieg in den Westen gerettet werden konnten.“ Ein bisschen bunt und vielleicht ein bisschen mehr Gesicht …. Die Trakehner Züchter ließen ihn links liegen…
Die Pilger-Linie, die vor allem für erstklassige Spring- und Jagdpferde stand, wurde vor allem Russland und Osteuropa weiter gepflegt. Hieraus stammten einige hoch erfolgreiche Pferde – allen voran der großartige Biotop, der sein Publikum international unter Dr. Rainer Klimke zu verzaubern wusste. Der Hengst Goldschmidt führt das Blut seines legendären Vaters in die aktuelle Zeit. Aber auch Springlegende Topki wurde Vater einiger Spitzendressurpferde.
Pilger – Ossian – Ostrjak – Topki
- – Chrust
- – Optik
- – Plot
- – Poltinnik
- – Ritm
- – Rotor
- – Wetrok
Pilger – Ossian – Ostrjak – Eol – Blesk
- – Biotop
- – Biotop – Titan
- – Russian Dance
Arabischen Ursprungs sind die nächsten Vertreter, die ihre Wurzeln ebenfalls in Russland haben. Die Nachkommen des Pomeranets ox, der sich durch die Schaffung von Sportpferden allererster Güte Legendenstatus erarbeitete:
Pomeranets ox – Hockey
- – Ariekin
- – Hochot
- – Perechlest
- – Podchod
- – Podkhot
- – Proshektor
- – Saporoshez
Pilger mit seinen russischen Nachkommen und Pomeranets wollen wir hier gerne in einem nennen. Mehr als 40 Nachkommen des Hockey erreichten das Grand-Prix Klassement – sowohl im Springen als auch in der Dressur. Über die Mutter führt Hockey Pilger, der in der russischen Leistungszucht nicht wegzudenken ist. So schrecklich der Eiserne Vorhang auch gewesen ist, der Zucht hat es gut getan. Gezüchtet wurde nach Leistung, dann kam Leistung und dann kam noch mal Leistung. Der wirtschaftliche Druck war im Kommunismus nicht so stark gegeben, es wurde anders selektiert, die Zucht lag größtenteils in staatlicher Hand… Das schuf eine „Gen-Konserve“, der wir heute beispielsweise die Existenz eines Adorators zu verdanken haben.
Kommen wir schlussendlich zu den „modernen“ Linien, den jungen Linienbegründern. Es waren in der jüngeren Vergangenheit vor allem die Nachkommen dieser, die das Bild dominerten. Burnus AA über seinen Enkelsohn Sixtus und Fetysz ox über Famulus – Maharadscha:
Burnus AA – Habicht – Sixtus
- – Axis TSF
- – Buddenbrock – Connery – Edberg TSF
- – Buddenbrock – Connery – Imperio
- – Buddenbrock – Connery – Imperio – Heuberger TSF
- – Buddenbrock – Hinnerk TSF
- – Buddenbrock – King Arthur TSF
- – Buddenbrock – King Arthur TSF- Woltair TSF
- – Buddenbrock – Merlot TSF
Grandioser Sixtus! In jeder Klasse des Sports stellt dieser Hengst S-erfolgreiche Nachkommen. Fünf in der Dressur, zwei in der Vielseitigkeit und jeweils einen im Springen und im Fahren. Da kann man wieder nur den Kopf darüber schütteln, das der diesjährig angetretene Aspirant in Neumünster nicht gekört wurde. Wir haben es nicht verstanden….
Fetysz ox – Famulus – Maharadscha – Flaneur – Arogno
- – Ivernel – Kasimir TSF
- – Ivernel – Pret a Porter – Le Rouge
- – Karon – Caprimond – Hohenstein – Insterburg TSF
- – Karon – Caprimond – Hohenstein – Münchhausen TSF
- – Karon – Caprimond – Hohenstein – Münchhausen TSF – Iselle
- – Karon – Caprimond – Hohenstein – Münchhausen TSF – Meraldik
- – Karon – Caprimond – Hohenstein – Münchhausen TSF – Mon Baron TSF
- – Karon – Caprimond – Hohenstein – Münchhausen TSF – Sambatänzer
- – Partout
- – Polarpunkt – Elfengeist – Rosafina WRT
- – Wakond – Kavarell
Fetysz ox – Famulus – Maharadscha – Flaneur – Troubadour
Diese Linie hat über Caprimond unser Meinung nach eine Bedeutung und eine Verteilung erlangt, die ihr gemessen an ihrer Wirkung nicht zusteht. Insterburg und Münchhausen sind unbenommen tolle Sportler und Münchausen blickt auf einige sehr erfolgreiche Kinder. In der Großen Masse (und die hat es hier gegeben!) blieben die Vererber dieses Zweiges in der eigenen Rasse doch sportlich wirkungslos.
Nun kommen noch einige Nachkommen aus der Linie des Urahn Eclipse xx, die sich hervortaten, wobei die Nachkommen des Neuquen xx mit besonders beachtlichen Leistungen unter Amateuren hervorstechen: Allen voran Finckenstein TSF, der sich mit Rikke Svanne von der Dressurpferde-A bis in den GrandPrix vorarbeitete und mittlerweile zum Dänischen A-Kader zählt. – Sollte je der Wunsch nach einem Dressurpferd in uns wachsen, so steht Finckenstein ganz fest auf unserer Liste der gewünschten Väter.
Raufbold xx – Egejus – Mister X
Star Regent xx – Exclusiv – Sergeant Pepper TSF
Teddy xx – Bek xx – Problesk
Teddy xx – …- Swazi xx – Consul – Donnersberg TSF
Pindar xx – Loretto – Hertilas – Ibikus – Arrak – Merlin TSF
Patricius xx – Van Deyk
- – Kaiserdom TSF
- – Kaiserkult TSF
- – Polarion TSF
Neuquen xx – Saint Cloud – Latimer
- – Finckenstein TSF
- – Hibiskus – Pommery TSF
- – Karolinger TSF
- – Petit Poumpidou TSF
Last but not least: Pasteur xx und seine Nachkommen:
Pasteur xx – Mahagoni – Enrico Caruso – Kostolany
- – Gribaldi
- – Gribaldi – Abendstern
- – Gribaldi – Distelzar
- – Gribaldi – Distelzar – Donaugold
- – Gribaldi – Rudi’s Memory TSF
- – Gribaldi – Seal
- – Shannon TSF
- – Silvermoon – Cadeau – Cote d’Azur TSF
Pasteur xx – Mahagoni – Marlon
Pasteur xx – Mahagoni – Peron TSF
Pasteur xx – Mahagoni – Ravel – Cornus – Ursprung TSF
Kostolany, ein Indikator für Sportlichkeit, Rittigkeit und vielseitige Verwendung. Was ihm auch immer wieder zugeschrieben wird, ist sein erstklassiger Charakter. Vielleicht ein Grund dafür, das mehr seiner Nachkommen im „kleinen“ Sportbereich aktiv waren und es nur 3 % seiner Nachkommen in die Spitze schafften. Da zeichnen einige von den vorgenannten ein anderes Bild. Sein erfolgreichster Sohn ist Gribaldi, Gribaldi das Weltpferd, der Superstar! No. 1 der Weltrangliste der Dressurvererber.
Schaut man gleichermaßen in die Sportlisten und die Vererbung, so stellt man aber fest, dass er ganz offenbar leider in der Verpaarung zu Stuten anderer Zuchten besser passt, als zu unseren Trakehnern, denn die Big Player stammen leider aus anderen Zuchtverbänden. 70 Trakehner-Nachkommen hat Gribaldi bei der FN registriert – überragend hier Rudi’s Memory TSF aus der Rispe von Bartholdy, deren Sohn Rusticus von Favoritas xx mit überragendem Springen auf seiner Körung in 2013 glänzte. Auch das eine Bestätigung der Theorie von Dr. Reed.
Die Zahlen, wenn auch nicht in die Tiefe gehend, bestätigen uns in unserem Empfinden, dass die inflationäre Nutzung mancher Hengstlinien vor dem Hintergrund der sportlichen Vererbung mehr als fragwürdig erscheint. Nicht jeder passt zu jedem und was dem einen die Eule ist dem anderen die Nachtigall. – Eine ähnliche Betrachtung wird es in zwei Tagen für die Vielseitigkeits- und Springpferde geben, was dann auch ganz spannend ist, welche der Vererber wir wieder antreffen. Morgen lassen wir es etwas ruhiger und weniger recherchelastig angehen.