Heute ist es eine traurige Geschichte, die eim Adventstürchen erzählt wird – die Geschichte von Toulouse, den wir genau vor drei Jahren an diesem Tag über die Regenbogenbrücke geschickt haben.
Die Geschichte von Toulouse ist eine Geschichte, von Erfahrungen, die man wohl als Pferdehalter schmerzhaft selber mal machen muss und von verpassten Chancen aber auch vom Glück ein solches Pferd einmal besessen zu haben, denn dieses Glück ist vielleicht vielen nicht vergönnt! Mit Toulouse hatten wir die ganze Bandbreite durch. Vom hoffnungsvollen Youngster, den jeder haben wollte, über eine langwierige Verletzung mit Bangen „wird er wieder?“ bis hin zu einem tragischen und dummen Unfall, für den niemand etwas konnte, der ihn aber letzlich dann das Leben kostete.
Toulouse wurde mehr oder minder am Telefon gekauft – ein Freizeitpferd für Frank. Anreiten und dann sollte er fürs Spazierenreiten wohl reichen ….
Wir holten ihn vom Gestüt ab und stellten ihn zu unserm damaligen Stallbetreiber „nach Hause“, wo er in aller Ruhe im Offenstall erwachsen werden sollte. Über den Winter hin erzählte uns dessen Tochter schon immer, dass Toulouse so „wie Schweben“ würde, wenn er über die Wiese trabte. Mir zeigte er das nie. Er kam halt durch eine Winter-Mocke-Wiese auf mich zu gestapft. Wir sind dann spazieren gegangen, haben Fellpflege betrieben und halt so das Gewöhnungsprogramm.
Am ersten April kam er dann in die Reitanlage. Beim ersten Laufen lassen in der Halle, trat er die sprichwörtlichen Lichter von der Decke! Ich starrte fassungslos auf unser schwarzes Bewegungswunder und konnte nicht glauben, dass er uns gehörte! Hysterisch habe ich die Gestütsleiterin angerufen und in den Hörer geschrieen „Der bewegt sich ja abartig!“ – Antwort: „Hab ich doch gesagt, der kann sich bewegen.“
„Reines Spazierreitpferdedasein“ adé, wir starteten die Ausbildung in Richtung Sport. Ich glaube, Toulouse war das rittigste und angenehmste Pferd was ich bislang hatte. Er war stets freundlich und gelehrig, leistungsbereit und eines der erhabendsten Gefühle die ich jemals beim Reiten hatte, hat mir dieses Pferd vermittelt. Nicht im Viereck, sondern im Gelände, wo er bei immer gleich bleibenden Rhythmus seine unglaubliche Riesen-Galoppade auspackte und mir ein Gefühl vom Fliegen vermittelte.
Zwischen 4- und 6-jährig bekamen wir mehrere „unsittliche“ Angebote für unseren Freund sowohl aus dem Dressur- als auch aus dem Springlager. Dann habe ich beschlossen, dass derjenige, der dieses Pferd kaufen möchte, mein Herz mit kaufen muss und ich entschloss, mir den Luxus eines guten Pferdes zu gönnen!
Das Pferd sprang wie’s Gewitter! Es musste der Stall gewechselt werden, BuCha-Träume vom Bereiter und so weiter und so fort…..Der Rest ist Geschichte, der vorgeschriebene Stallschmied ruinierte das Pferd und verschaffte ihm für lange Zeit `nen gelben Schein. Rückblickend glaube ich aber, dass es gut war! Andernfalls wäre er sicher an Leib und Seele nicht unversehrt geblieben. Unser nächster Stall-Wechsel zur Selbstversorgung und letztendlich der Wechsel auf den eigenen Hof haben Toulouse sicherlich das Leben beschert, dass mehr im Zentrum des Pferdeinteresses steht als die Teilnahme am BuCha.
Toulouse war ein besonders feines und sensibles Pferd. Er war vornehm und edel. Niemals wäre er rüpelnd oder traktorhaft gewesen. Im Leben hätte er niemandem auf die Füße getreten, denn er war stets höflich und vorsichtig. Bei unsern Pferde-Damen war er der Auserkorene für die Fellpflege, keiner konnte es offensichtlich so gut wie er. Und auch er war es, der sich als erstes neben den Fohlen aufhalten durfte. Ihm wurden sie zuerst vorgestellt.
Wenn wir unsere kleine Herde beobachteten, so war ich nie ganz sicher wer eigentlich von den beiden Freunden Mattes und Toulouse der Chef war. Ich kann es auch heute nicht sagen, sie standen mehr unter dem Motto „Gemeinsam sind wir Quark“. Mattes war glaube ich in diesem Duo, mehr der, der fürs Grobe zuständig war.
Ein Pferd zu dem ein besonderer Draht da war – Toulouse war nicht für jedermann, er war für mich.
Am 06. Dezember 2008 rutschte er einfach blöd aus und verletze sich das Becken irreparabel schwer. Wir haben gekämpft, wir haben verloren. Am 14. Dezember haben wir ihn über die Regenbogenbrücke geschickt. Es war schwer! Und das ist es heute noch manchmal. – R.I.P schwarzer Freund!