Türchen 14 – Die Spätreife

Der Protagonist im Bilde des heutigen Türchens ist „Schmali“. Der geneigte Leser unserer Homepage kennt unseren Mirar von Beginn an als Schmali, ein zartes Kerlchen, der immer deutlich weniger als sein Jahrgangskollege und bester Kumpel Belgabad (aka Turbo) war. Und so verkauften wir Schmali fünfjährig mit 164 cm in jungendliche Hände: Mia, selbst nicht in die Höhe geschossen, passte ideal zu ihm.

Heute , achtjährig, hat es sich erledigt mit „Schmali“! 169 cm groß und aus Schmali wurde Brummi 🙂

Fee, dreijährig nur 164 cm und eine halbe Portion, misst heute 170 cm und ist wirklich viel Pferd. Da sieht man den Halbblüter nicht wirklich. Aus den ursprünglichen 53 Punkten bei der Eintragung wurden 54 – Es macht kein anderes Pferd draus, wird ihr aber gerechter.

Wenn man unsere Glücki anguckt, die dreijährig mit 163 gemessen wurde, jetzt schon 165 cm misst und da gerade im Körper richtig viel passiert, kann man sich vorstellen, was da noch kommt.

Der tatsächliche Verlauf des Wachstums ist abhängig von der genetisch bestimmten Endgröße.

Bild könnte enthalten: eine oder mehrere Personen, Reiter, Pferd und im Freien

Man muss also erkennen, dass es eigentlich totaler Quatsch ist, solche Pferde – so, wie es unser Selektionssystem vorsieht – mit drei Jahren zu beurteilen. Glück wurde dreijährig mit „noch sehr grün“ kommentiert und erhielt im Körper nur eine 7 weil sie aussah wie ein Quarter …Nicht ganz das, was als Anforderung an ein Warmblut bezüglich des Körpers gestellt wird. Nun gut eineinhalb Jahre später steht sie schon ganz anders da und wurde kürzlich neu bewertet, darf sich nun also Prämienanwärterin nennen und ganz bestimmt wird sie diesen Status auch im Rahmen einer SLP oder Turniersportprüfungen nächstes Jahr bestätigen.

Bei spätreifen Pferden verzögert sich aber nicht nur die Wachstumszeit sondern auch die Kraftentfaltung und die Beweglichkeit. Diese Pferde erreichen ihre endgültige Höhe meist erst mit einem Lebensalter von sieben bis acht Jahren. Der Körper formt sich langsam bis dahin aus und auch das Gangbild oder die Körperarbeit am Sprung kann sich nochmals verändern. Ich erinnere mich noch, dass Blümchen 2-järig über die Stangen stolperte – merkt man heute nix mehr von 😉 Ihr Körpergefühl gab zweijährig nicht mehr her. Oder auch die Kraftentfaltung in der Bewegung sowie die damit einhergehende Selbstdarstellung bei Fee und Glück – die liefen dreijährig eben locker daher, den Rüssel gerne Richtung Boden – lockkeres Jogging-Programm. Wenn Fee heute irgendwo hin kommt, dann wirft sie sich zuallererst in die „Hallo-hier-komm-ich!-Pose“

Zurück zum Wachstum: Die verschiedenen Körperpartien, Organe und Gewebe zeigen spezifische Wachstumsgeschwindigkeiten, so dass sich das äußere Erscheinungsbild während des Wachstums durch Proportionsveränderungen auszeichnet. Bei frühreifen Pferden läuft diese Entwicklung schneller ab, als bei spätreifen. Nun könnte man auf die „Reifung“/ das Wachstum per Fütterung Einfluss nehmen, die Auswirkungen einer solch intensiven Aufzucht hinsichtlich Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Lebensdauer der Pferde sind aber unserer Meinung nach nicht in Kauf zu nehmen. Bei uns dürfen sie langsam reifen, langsam Wachsen und die Röntgenbilder unserer Protagonisten geben uns bislang Recht.

Die Spätreife, die den Züchter bei der Vermarktung bekümmert, ist dann aber wieder schön für den Reiter, der möglichst lange Freude an seinem Pferd haben möchte. Beginnt der Zellabbau beim Frühreifen schon mit 12 Jahren und die Lebensdauer beläuft sich auf 15-25 Jahre, so verzeichnte der Spätreife hier seinen Zenit bei 15 Jahren und erfreut sich einer Lebenserwartung von 25-35 Jahre. Das ist ja auch was wert.