Türchen 5 – Bel Re, der König ohne Fehl und Tadel geht auf Reisen!

Wir wissen es noch wie heute, wie der König, bis dahin unser bestes Hengstfohlen, im Alter von gut zwei Monaten auf der Weide verunglückte.

Ein Wimpernschlag brauchte es, um von himmelhoch jauchzend nach zu Tode betrübt abzustürzen. Was eine verdammte Schande um dieses grandiose Hengstfohlen! – Die Geschichte ist dem treuen Besucher unserer Homepage bekannt: Zukunft ungewiss. Spätere Nutzung als Reitpferd mit einem dicken Fragezeichen versehen. Nichts desto trotz, er blieb, im Zweifel hätte er eine Zukunft als Weidepferd genießen dürfen. Vom Kindergarten in die Rente…..

Nun ist er zweieinhalb Jahre alt und nahezu perfekt im Körper! Groß (171 cm) dabei aber mit einer 21.5er Röhre und zur Größe passenden Hufen sehr gut fundamentiert. Korrekt in der Stellung. Er hätte sicher eine Chance auf Körung gehabt, aber hätte, hätte Fahrradkette, ….  jetzt ist er seit einigen Tagen Wallach.

Man sieht ihm die Nachwirkungen seines Unfalls schon an, die Bewegungen sind zu Beginn an manchmal was hakelig, aber er kann sich drehen und rückwärts richten, galoppiert bergauf und bergab, spielt und steigt mit seinen Kumpels – kurz gar nicht so schlecht, wenn man die ursprüngliche Prognose bedenkt.

Wie auch seine Schwester Franzi, hat unser König ein zauberhaftes Wesen, ist immer freundlich und kuschelig und er ist und bleibt ein echtes „Schwätz-Brett“ – Ruft man die Jungs auf der Wiese, kommt er laut wiehernd angaloppiert. Während der Kastrationsphase und der darin begründeten Aufstallung war er derjenige, der morgens brummelte, sobald man durch die Tür auf den Hof hinaus trat.

Er mag den Menschen und er mag Beschäftigung…. – Das war letztlich der Grund, weshalb wir ihn dann doch annoncierten, denn bei uns wäre er eben „nur“ Weidepferd geblieben. Den Text der Annonce als werbewirksam oder verkaufsfördern zu beschreiben, wäre wohl stark übertrieben – das Gegenteil war der Fall. Wir wollten sicher sein, dass, wenn jemand kommt, derjenige sich der Gesamtsituation auch komplett bewusst ist und weiß worauf er sich einlässt. Jemand, der nicht nur auf Schnäppchenjagd ist und meint er wisse eh alles besser, als die doofen Züchter. Weder gab es Videos, noch Fotos, noch wurde auf irgendwelche Mails geantwortet. Wer eine Audienz beim König wollte, der musste schon persönlich vorsprechen und sich augenscheinlich als würdig erweisen 😉

Und man mag es kaum glauben, aber da kam doch tatsächlich jemand…. Extra für den König reisten seine neuen Besitzer knapp 600 km an. Er wird im Leben wohl keinen Sattel tragen müssen, seine Ausbildung wird an den Leinen sein. Er bekommt einen Laufstall und Pferdegesellschaft. Die Chemie zwischen uns allen stimmte auf Anhieb. Wir freuen uns sehr. Wir freuen uns für unseren König, der damit eine Chance bekommt, sich noch weiter zu entwickeln und eine Aufgabe hat.

Am zweiten Advent wird er uns in das Land zwischen den Meeren verlassen. Sein liebes Wesen wird uns fehlen, um so mehr, als dass wir die letzten Wochen wieder intensiveren Kontakt hatten. Aber so ist es immer, ein lachendes und ein weinendes Auge begleiten unsere Pferdekinder in die neue Heimat.

Marcel und Marlen wünschen wir in jedem Falle alles erdenklich Gute mit ihrem / unseren König!