Türchen 12 – Exkurs zur H.Dv.12 und ihre praktische Anwendung: Das Springen

12Tja, das Springen….. Unserer Meinung nach lässt sich das ganz simpel formulieren: Sie können es oder sie können es nicht!

Ziel der Ausbildung ist also nicht, dem Pferd das Springen beizubringen, sondern Ziel der Ausbildung ist es, ihm Sicherheit zu geben, ihm zu helfen seinen Körper optimal einzusetzen, Freude an der Aufgabe zu schaffen und die allgemeine Athletik zu fördern.

Gott sei Dank sind wir hier von den Balkenspaltgeräten, deren Unvermögen am Sprung oft nur ein deutliches Anzeichen von Unvermögen den ganzen Körper betreffend ist, verschont. Heute hat man sie ja häufig und gerne, diese Bewegungs-Legastheniker. Zu häufig zeichnet das „Bewegungspferd“ am kleinen Sprung doch ein amseliges und beängstigendes Bild. Und drauf sitzen, das will man da in gar keinem Fall!! 1937 gab es diese Sorte nicht, denn sie hätte im Feld den frühen Tod von Reiter und Pferd verursacht. Man stelle sich nur einmal exemplarisch vor, die Trakehner hätten 1945 bei ihrer wilden Flucht vor den Russen im Gros umdrehen müssen, weil ein Baum quer lag…..

Das Springen gehörte also von Anbeginn zur normalen Ausbildung des Pferde gemäß H.Dv. 12. Zunächst an der Hand oder freispringend, dann ab dem sechsten Monat auch unter dem Reiter.

„Springen unter dem Reiter über einfache Hindernisse bis 50 cm hoch, Gräben bis 1,50 breit“ standen für Monat sechs und sieben auf dem Plan. Für Monat acht und neun hieß es dann „dasselbe im Gelände“. Im zweiten Jahr der Ausbildung hieß es dann „Galoppieren über unebenen Boden. Leichte Hangsprünge. Schulen im sicheren Abspringen über leichte mehrfache Sprünge. Springen über einfache, Doppel- und Hochweitsprünge mit erleichternden Entfernungen. Gräben bis 2,50 m Springen unter dem Reiter bis 1 m hoch.“

Größten Augenmerk wurde auf die vorbereitenden Dinge gelegt. Man machte das Pferd am Sprung schon ohne Reiter sicher! Der Sprung war nichts Plötzliches oder Besonderes, er war ein Teil der regelmäßigen Arbeit. Es wurde mit Futter belohnt – Springen war gut, normal und aufgrund des Lobes lohnenswert für das Pferd.

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Wenn man schafft dies umzusetzen, so erlebt man dann, dass die jungen Pferde viel weniger über die neue „unterm-Reiter-Spring-Situation“ nachdenken, als wir es vielleicht tun. Bis hier hat unser Youngster ja Folgendes gelernt: Reiter gut. Reiten gut. Springen gut. Wie könnte er da etwas anderes erwarten als Reiter + Springen = Gut? Es ist die logische Konsequenz aus der vorbereitenden Tätigkeit.

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Ein alter Trainer sagte mal: „Nie überfordern im Training! Die müssen denken, sie können fliegen. Und wenn es dann mal drauf ankommt, werden sie fliegen. – Wenn Du denen schon dreimal gezeigt hast, dass sie nicht fliegen können, dann werden sie es auch nicht mehr versuchen!“