Adventstürchen 9 – 2014 / Anpaarungsplan 2015 oder Traum einer „Flugzeugproduktion“

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„Trakehner können nicht springen“ … – Nun, dann sollten wir es Ihnen sagen, damit sie es auch bleiben lassen.

Scherz beiseite, die vorstehende Aussage hört man ja was öfter, aber sie ist so natürlich Quatsch. Ihren Ursprung findet sie wohl darin, dass DER Trakehner im Sinne der Gesamtpopulation keine Springpferdezucht repräsentiert, so wie es beispielsweise der Holsteiner tut. Das mag daran liegen, dass sich das Gros der Züchter in den letzten 30 Jahren eher den Bewegungskünstlern verschrieben hat. Aber es gibt da auch andere, ein kleine Gruppe von besonders halsstarrigen Züchtern hält am Trakehner-Springpferd fest und paart Jahr für Jahr mit eben diesem Ziel an. Man fühlt sich hier an die Einleitung in Asterix und Obelix erinnert „Wir befinden uns im Jahre 50 v. Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt… Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten….“

Katrin Burger, die stellvertretende Oldenburger Zuchtleiterin, erläuterte in einem Seminar Anfang 2014 „Ein Dressurpferd im Pedigree versaut das ganze Springpferd!“ – Hier ging es darum, dass die Fachleute das Springpferd im Fohlenalter rein am Pedigree und der anhand dessen zu erwartenden Qualifikation bewerten. Das, ebenso wie das „alles versauende Dressurpferd“, kann sich im Alter relativieren, nämlich dann, wenn der Sportler beweist, was in ihm steckt. Aber nichts desto trotz: Ist ein Springpferd im Pedigree des Dressurpferdes gerne gesehen, so ist es umgekehrt absolut verpönt!

Das gallische Dorf der Trakehnerzüchter wird unter anderem repräsentiert von Dr. Mechthild Bause / Gestüt Inselhof, Jürgen Ebel, Manfred Klötzer, Graciela Bruch / Gestüt Welvert, Marion Gotschalk und Hemann-Josef Vollmers. All diese Züchter haben Trakehner Springpferde gezüchtet, die ihre Rasse 2014 ganz vorne in der schweren Klasse repräsentierten. Ein paar Jahre zurückgehend, würde man noch mehr herausstellen können, so z.B. Familie Schubert / Gestüt Buchenhain oder auch Dr. Ursula Mittermayer, als Züchterin von Suchard und Balisto Z. Trakehner können sehr wohl springen! 😉

Zurückkommend auf die obenstehende Aussage von Katrin Burger muss also das Ziel heißen reine Trakehner-Springpedigrees auch „unverseucht“ zu halten. Bei Planung eines Springpferdes wird man weder einen Caprimond noch einen Gribaldi akzeptieren wollen.  Ein Dressurpferd, was auch ganz nett springt, kann hier keine Alternative sein. Und da wurde die Luft in den vergangenen Jahren immer dünner…  Alljährlich präsentierten sich auf dem Hengstmarkt in Neumünster einige wenige, die das Prädikat „Spingpferd“ verdienten und meist fanden sie postwendend Käufer aus dem Ausland. So z.B. der springpatente Sohn des Favoritas xx aus der Zucht von Horst-Dieter Jäger in 2013.17-DavidasNMS2014-web-0360

2014 war es erstmalig anders. Nicht das Ausland kaufte, sondern das Ausland lieferte!! Und was für ein Flugzeug!!! Margaret Mc Gregor schickte ihren Davidas von Horalas aus der Devi Danae von Abdullah über den großen Teich  nach Deutschland. Eine Abstammung, die in jedem springbegeisterten auf den ersten Blick das große Kribbeln entstehen ließ!! Schon die Vorfreude vor dem Hengstmarkt war besonders groß! Und schon am Freitag hielt er, was seine Abstammung versprach – Überragend am Sprung! Wir denken der beste, den wir in den letzten fünfzehn Jahren in NMS sahen.

17-DavidasNMS2014-web-1377Gut eineinhalb Jahre zuvor war es Erhard Schulte, der ihn auf dem Gestüt Holders Hill in Auburn / Illinois / USA entdeckte. Ein bunter Jährlingsfuchs spielte mit einem gleichaltrigen Kumpel auf den hügeligen Weiden des Gestütes. Rückblickend berichtet Erhard Schulte „Mühelos und im Gleichgewicht ging es auf und ab. Seine besondere Ausstrahlung und seine vornehme Art zeichneten ihn schon damals aus.“ Über vier Tage wurde der Jüngling dann genauestens beobachtet und gemeinsam mit Margaret MacGregor ein Schlachtplan entwickelt, diesem besonderem Youngster die Reise nach Deutschland zu ermöglichen. Es folgten Quarantäne und jede Menge Organisation bis Davidas als Zweijähriger gemeinsam mit einem einjährigen Dreiviertelbruder (ebenfalls Horalas x Abdullah / anderer Mutterstamm)  im April 2014 in Amsterdam landete.

Der Rest ist Geschichte: Er ging in die Vorbereitung,  wurde gekört, prämiert, erhielt den Sonderehrenpreis des „Besten Springhengstes der Veranstaltung“ und wurde drittteuerster Hengst in der Auktion. Seine Station bezieht er zunächt in Moritzburg, in zwei bis drei Jahren soll er dann wohl Boxennachbar von Phlox im Gestüt Sankt Welvert werden. – Good deal, Davidas!! It couldn’t have worked better for you!

So mancher Züchter mit Springambitionen verlor sein Herz 2014 an Davidas und plante schon den Einsatz als Vatertier in 2015. Die Stunden vor der Auktion bauten nochmal Spannung auf, als der Buschfunkt schon berichtete, dass solvente Käufer aus dem russischen und chinesischen Ausland bereits Interesse bekundet hatten.

Lars Gehrmann kommentierte „Davidas erhielt den Prämientitel aufgrund seiner sportlichen Auftritte, die nicht nur das erstklassige Freispringen betreffen. Und seine Pedigree-Konstellation verdeutlicht den hohen Leistungsanspruch an diesen jungen US-Amerikaner, der ein Geschenk und eine Chance für die Trakehner Zucht ist. “

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Noch in Neumünster haben wir entschieden unseren Plan für Fee zu ändern. Eigentlich sollte sie nach ihrem Fohlen geritten werden und in den Sport, das wird um ein Jahr verschoben. Wir wollen sie unbedingt einmal mit Davidas decken. Blümchen wird erstmalig gedeckt – auch sie erhält Davidas. Und es stünde noch eine Nummer drei zur Verfügung, Terra Incognita – eine Vollschwester der Tiara TSF auch sie soll dann zu Davidas. Dreimal Flugzug bitte!!

Und in diesem Falle werden wir uns tatsächlich für einen Junghengst entscheiden. Ohne Probleme! Sein Vater lief international erfolgreich, sein mütterlicher Großvater lief international erfolgreich, seine Ur-Großmutter lief erfolgreich im Springsport bis zur Klasse M, bevor sie Zuchtstute wurde… Hier steckt Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit über Generationen. Mehr dazu gibt es in den nächsten zwei Tagen 😉