Phlox‘ mütterliche Abstammung (Tür 13)

Die Mutterseite von Phlox – Die Staatsprämien- und Prämienstute Polarissima

Phlox‘ Mutter, die StPrPrSt. Polarissima, war zusammen mit ihrer Urgroßmutter Parole das letzte Pferd, das bei der Auflösung des Trakehnergestüts von Werner Tyrell auf dem Karthäuserhof blieb. Für Graciela Bruch, die als Studentenreiterin nach Trier kam und über Jahre hier die jungen Pferde mitgeritten hatte, war das Fohlen Polarissima das erste eigene Pferd. Im Alter von 20 Jahren gebar die Stute ihr letztes von zehn Fohlen: Phlox. Bis zum Schluss – mit 25 Jahren – war sie noch fit und kümmerte sich mit Hingabe um die jüngsten Pferde des Hofes, bevor sie am 25. März 2010 eingeschläfert werden musste.

Polarissima war Siegerin ihrer Zuchtstutenprüfung, die sie übrigens im 8. Monat tragend absolvierte. Als Vierjährige vertrat sie ihre Zuchtstätte und ihren Zuchtbezirk auf der Trakehner Bundesstutenschau in Verden. Bis 1993 wurde sie sportlich geritten und hat einige Siege und Platzierungen in Reitpferde-, Eignungs-, Dressurpferde- und Springpferdeprüfungen geholt. Auch Platzierungen in A- und L-Dressuren stehen auf dem Konto der Stute. Ihre Lebensgewinnsumme beträgt 479 € – und weit übertroffen hat sie die mit der bisherigen Gewinnsumme ihrer Nachkommen: Sieben davon sind bei der FN als Sportpferde eingetragen, fünf hatten Erfolge, und die verdienten bis Ende 2011 4.220 €. Die erfolgreichsten Kinder der Polarissima sind die Trakehner Poljana v. Testarossa (Springen bis Klasse L) und Porto Alegre Pascha v. Gipsy King (Dressur bis Klasse M) sowie der Zweibrücker Laxem v. Lordano.

In der Trakehnerzucht machte Polarissima als Siegerin der Landesschau 1995 im Zuchtbezirk Rheinland-Pfalz/Saar/Luxemburg eindrücklich auf sich aufmerksam – eine seltene Einheit also von Exterieurqualität, Bewegungsstärke, Eigenleistung und exzellenter Vererbung. Die Stute wird aufgrund dieser Leistungen in den FN-Stutbüchern A, C und D geführt. Zwei Töchter haben die Nachfolge ihrer Mutter in der Zucht angetreten: Poljana v. Testarossa hatte bei den Trakehnern ein Turnus-Fohlen und steht heute in der Landeszucht. Perlchen trägt den Zweibrücker Brand und hat als letzte Polarissima-Tochter ihren Platz in Bruchs Stutenherde gefunden. Sie stammt vom reingezogenen Trakehner Becket v. Suchard, der allerdings nur in Zweibrücken anerkannt war. Mittlerweile ist Perlchen, die in ihrer Art so ganz anders ist als ihre Mutter, auch bei den Trakehnern eingetragen – Ihr Tochter Palma B von Waitaki wurde in 2010 als Prämienstute mit der höchsten Springnote zur ZSTE in Rheinland-Pfalz eingetragen.

Polarissima ist eine Tochter des Unesco. Der damalige Zuchtleiter des Trakehner Verbandes, Eberhard von Velsen, beschrieb ihn anlässlich der Körung 1977 wie folgt: „Guter Kopf, schöne Oberlinie, breite, schräge Schulter, viel Kaliber und Muskulatur, kräftige Gelenke und ein starkes Vorderbein zeichnen diesen Hengst aus, der in seiner Gesamtqualität hoch einzuschätzen ist. Hinzu kommen ausgezeichnete Bewegungsabläufe.“ Unesco legte seine HLP 1978 auf dem Klosterhof Medingen mit 122 Punkten ab (LK I) und kam erst spät in den Sport, 12-jährig zu Gerhard Olze, mit dem er 80 Siege und Platzierungen in Springprüfungen der Kl. M und S erreichte. Unesco ist einer der drei gekörten Kassius-Söhne in der Trakehnerzucht, die allesamt S-Erfolge im Springen vorweisen können – und denen die Stutenbesitzer allesamt wahrlich nicht die Boxentüre einrannten. 14 Deckeinsatzjahre vor seinem Verkauf nach Italien 1991 bilanzierten sich zu 27 eingetragenen Töchtern.

Unescos Vater Kassius dürfte – im Nachhinein betrachtet – der wichtigste Sohn des großen Impuls gewesen sein. Vor allem seine sportive Vererbung hat der Zucht Impulse verliehen. Immerhin verzeichnete die FN 130 Nachkommen des 1970 geborenen Webelsgrunder Fuchses in ihren Listen. Allein sechs davon konnten Erfolge in S-Springen verbuchen. Fünf Kassius-Töchter waren in den Leistungsstutbüchern verzeichnet, darunter Elanda/Bay in den Abteilungen A, B und D.

Unescos Mutter Udine, eine Sommerrappstute von 1.61 m Stockmaß mit glatter 2er-Bewertung im Stutbuch, bewährte sich in der Zuchcht. Selbst eine Vollschwester des M-Dressurpferdes Lord und des in L-Dressur und L-Springen erfolgreichen Uhland, brachte sie elf Fohlen, darunter den gekörten und S-erfolgreichen Unesco.

Udines Vater war der qualitätvolle Komet-Sohn Herbststurm, der auch bei Ulexis und Starway als Urgroßvater auftritt. Herbststurms Mutter war die berühmte Herbstgold vom Gründerhengst Totilas. Uwe Sauers internationaler Grand-Prix-Star Hirtentraum von Traumgeist xx stammte aus der Herbstsonne, einer Vollschwester Herbststurms. Herbstgold war vierfache Hengstmutter, neben dem Dressurvererber Herzbube vom Komet-Sohn Gunnar und Herzkönig v. Erzsand brachte sie den Pindar-xx-Sohn Hertilas, der als Dressurvererber und Großvater des berühmten Reitpferdevererbers Ibikus bekannt wurde. Udine stammt aus der Stutenfamilie der Freia, die u.a. mit Pferden wie dem in schweren Dressuren erfolgreichen gekörten Ursprung TSF, den S-Dressurpferden Ulmenglanz und Ulan, den M-Dressurpferden Uccello und ElSt. Urbanita sowie den Hengsten Uckermärker, Ultra Chic und Union Jack positiv aufgefallen ist.

Polarissimas Mutter Polarschnee II war eine Tochter des Persaldo, Sohn des stark benutzten Hessenstein, der über Komet und Famulus wertvollste Blutlinien vereinte. Persaldos Mutter, Perpetua vom Schimmelhof, war eine Vollschwester des Stempelhengstes und Leistungsvererbers Pregel.Bei seiner Hengstleistungsprüfung in Marbach, wo Persaldo einige Jahre als Landbeschäler wirkte, empfahl er sich als „eleganter, etwas ranker Hengst mit guten Dressur- und noch besseren Springanlagen“, jedoch mit „eigenwilligem Charakter“. Vier Söhne des Persaldo wurden gekört; Atlas I aus der Akelei III von Impuls war ein in der schweren Klasse erfolgreiches Dressurpferd, sein Vollbruder Atlas II und Feldspat aus der Faschine von Schabernack wurden jedoch ebenso wie Atlas I nur sparsam in der Zucht eingesetzt. Der wichtigste Sohn des Persaldo, Polarwind, war ein Sohn von Polarschnees Großmutter Parole, über die später noch berichtet wird. 46 Polarwind-Töchter wurden beim Trakehner Verband eingetragen, die FN registrierte 65 Sportpferde, die bis 2007 14.103 Euro gewannen. Polarwind wurde im ostholsteinischen Gestüt Grammdorf sowie im bayerischen Gestüt Nannhofen eingesetzt, außerdem war er ein Jahr als Pachthengst in Österreich. Polarwind ist Vater des ATA-Siegerhengstes von 1980, Mandinka. Er und ein weiterer Sohn, Marcus, tragen das Blut dieses wertvollen Vererbers in männlicher Linie über die Zucht in den USA weiter. Eine Reihe bester Stutenmodelle, darunter Laudatio, Mutter des S-Dressurpferdes Lafredo von Frescobaldi xx, die auf Landesschauen hochprämiierte Ladakh, die bayerische Eintragungsiegerin Lobby (alle drei aus der Larthi von Kassio), zählen zu Polarwinds Töchtern. Persaldo selbst brachte es auf 25 eingetragene Töchter – davon 17 beim Trakehner Verband – und 37 registrierte Sportpferde mit einer Gewinnsumme von 8.903 Euro. Die Persaldo-Tochter Hetra aus der Helia III von Prince Rouge xx ist Urgroßmutter des als bester Springhengst der Körung 2007 ausgezeichneten Hope of Heaven von Alaskatraum, der ja bekanntermaßen als Vater von Maravedi zeichnet und in Türchen Nr. 10 bereits kurz beschrieben ist.

Polarschnee II hatte sieben Nachkommen, Polarissima wurde als ihr bedeutendstes Fohlen eingeschätzt. Mit Paaris vom Lateran-Sohn Lattich stellte sie jedoch auch einen gekörten Sohn. Der recht kleine, in knappem Rahmen stehende Schimmelhengst mit deutlich arabischer Prägung deckte nur wenige Jahre und hinterließ lediglich zwei eingetragene Töchter.

Die Mutter der Polarschnee II war Polaris IV, eine abzeichenlose Dunkelschimmelstute. Persaldo, Loretto, Schöngeist und Unesco wurden mit Polaris angepaart; sie lieferte in 13 Zuchtjahren 13 Nachkommen, was ihr die Eintragung ins FN-Leistungsstutbuch Abteilung D einbrachte. Eine Reihe ihrer Kinder gingen im Turniersport unter anderem Pied D’Or von Unesco, der sich in Springprüfungen der Klasse M behaupten konnte.

Polaris’ Vater war der viel gerühmte Trakehner Springvererber Carajan, dessen hengstlinie bereits in Türchen 3 besondere Berücksichtigung gefunden hat. Ihre Mutter war die Präminstute Parole, die das Gesamtdeutsche Trakehner Stutbuch (Band II) als „kleine, hochedle, mit großen Bewegungen ausgestattete Schimmelstute“ beschreibt. Parole wird heute als Begründerin eines eigenen Familienzweigs innerhalb der großen Hauptgestütsfamilie ihrer Großmutter Polarfahrt geführt, die Stute brachte 14 Fohlen in 18 Zuchtjahren. Parole’s erstes Fohlen, der Carajan-Sohn Pollux, bewährte sich im Parcours bis zur Klasse M. Ihr zweites Fohlen war der Pregel-Sohn Primo, der gekört wurde sicherlich auch einer der qualitätsvollsten Nachkommen seiner Mutter war. Seine Hengstleistungsprüfung in Medingen legte er mit sehr guten Bewertungen in alles Kriterien ab, in der Zucht hat er sich als Vater vielseitig einsetzbarer, rittiger Reitpferde bewährt. Herausragend unter seinen Töchtern sind sicherlich die Elitestute Holey Pasadena, hocherfolgreich in schweren Springprüfungen und inzwischen auch zuchtbewährt bei Sigrun Wiecha in Schleswig-Holstein als Mutter der doppelt prämiierten Honeymoon vom Elitehengst Parforce und des M-Dressur-Platzierten Halvi von Vivus. Vier der sieben Parole-Töchter wurden als Zuchtsuten eingesetzt. Neben Polaris IV waren dies die Maharadscha-Tochter Polarfee II sowie die Unesco-Töchter Polargold und Paroli.

Der Vater der Parole war Doktryner ox, ein im polnischen Gestüt Michalow gezogener Vollblutaraber-Schimmel, der von 1957 bis 1964 im „Haras National Avenches“, dem Schweizer Nationalgestüt, aufgestellt war. Doktyner ox stammte von Miecznik ox ab, einem direkten Sohn des Trakehner Hauptbeschälers Fetysz ox. Miecznik ox stammte aus der hochedlen Koalicja ox, deren Kopfbild noch heute das Verbandsemblem des Araberzuchtverbandes VZAP ist.

Paroles Mutter Polarlicht war eine der wenigen Töchter des großformatigen Tempelhüter-Urenkels Wilder Jäger, die mit dem Totilas-Sohn Polarkreis einen bedeutenden Vererber für die Trakehner Zucht der neuen Bundesländer stellte. Ihre Vollschwester Polarschnee war im Dressurviereck bis zur Klasse M erfolgreich. Polarlichts Mutter Polarfahrt war eine der bekanntesten Vertreterinnen von Trakehnens Gurdzener Rappherde, die eine blühende Familie in der Nachkriegszucht begründete. Ihr gekörter Sohn Polarfürst fand trotz seines frühen Todes sogar in den Springpferdezuchten in Holstein und den Niederlanden Anerkennung, sein Vollbruder Polarsturm war eines der ersten erfolgreichen Trakehner Dressurpferde mit S-Erfolgen in der Nachkriegszeit, ihre Prämientochter Polaria war DLG-Siegerstute und begründete wir Parole einen eigenen Familenzweig. Aus der Polarfahrt-Familie entstammen Sportpferde mit Erfolgen in allen drei Reitsportdisziplinen bis zur schweren Klasse, wie zum Beispiel Polarkreis von Donauschimmer (S-Vielseitigkeit), Potzblitz von Helianthus (S-Springen) und das für Mexiko startende Olympia-Dressurpferd Pentagon von Condus.