Türchen 11 – Exkurs zur H.Dv.12 und ihre praktische Anwendung Teil c)

11Das zweite Ziel wurde erreicht, die jungen Pferde laufen zufrieden und im Takt, mit pendelndem Schweif und – im Falle vom Blümchen – mit wippenden Öhrchen. Tiefenentspannung. Alles geschieht auf großen Linien, immer außen rum, die ein oder andere Diagonale wird in die Arbeit mit eingebaut, gleichmäßige Bewegung auf beiden Händen. Die Schrittpausen erfolgen am hingegebenem Zügel. Nun versuchen wir den dritten Teil umzusetzen.

c) Entwicklung der Schubkraft und des Ganges – Anlehnung

Die ersten Hilfen, denen das Pferd folgen lernen muss, sind die vortreibenden. Der Gehorsam auf diese Hilfen ist die Grundlage für die gesamte weitere Bearbeitung des Pferdes. Durch die vortreibenden Hilfen wird zunächst die Schubkraft der Hinterhand entwickelt. Das Pferd tritt an den Zügel heran, es kommt zu einer bestimmten Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul, die man Anlehnung nennt. Diese muss das Ergebnis der richtig entwickelten Schubkraft durch die treibenden Hilfen sein. Sie darf niemals durch Rückwärtswirken mit den Zügeln gewonnen werden.

Die Anlehnung ist richtig, wenn das Pferde dem Reiter das Gefühl einer sicheren, weichen Verbindung zwischen Hand und Pferdemaul gibt, wenn es ohne zu eilen, in fleißiger, taktmäßiger Folge am Schenkel bleibt und mit dem Rücken so federt, dass der Reiter in aufrechter, zwangloser Form am Sattel bleiben und treiben kann. Der Grad der Anlehnung muss zunächst immerdann vermindert werden, wenn Gefahr besteht, dass das Pferd sich auf den Zügel legt, die Hinterhand schleppen lässt und den Gang verliert. Besteht eine richtige Anlehnung, dann kann der natürliche Gang verbessert werden. Die Beine sollen dabei taktmäßig auffußen und federnd abfußen. Die Vorwärtsbewegung soll energisch, aber mühelos, niemals krampfhaft und gespannt sein. Der natürliche Gang wird gefördert durch die Einwirkung der Schenkel, welche die Hinterbeine zu energischem Abfedern und Vorschwingen veranlassen. Der Reiter muss sich auch hierbei stets mit seinem Sitz und seinen Bewegungen dem Pferde anpassen, seinen Schwerpunkt mit dem des Pferdes in Übereinstimmung bringen und elastisch mitschwingen. Er fühlt deutlich in beiden Händen und unter beiden Gesäßknochen, dass die Arbeit der Hinterhand sich in federnder Tätigkeit der Rückenmuskeln und in ruhigen, gleichmäßigen und schwungvollen Tritten äußert.

Hier war sie dann, die Sterntunde des Streberblümchens! Rubbeldiekatz wurde Schmali überholt, der sich mit dieser Arbeit viel, viel schwerer tat, als seine Halbschwester. Zügel- aus-der-Hand-kauen und wieder aufnehmen waren und sind Blümchens Paradedisziplin. Da darf man dem Bruder auch schon mal die Zunge raus strecken 😉 ….

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Schmali, von der Grundtendenz eh eher zu leicht, denn zu schwer in der Hand, hat(te) on Top auch ordentlich mit seinen Zähnen zu tun, die Hengstzähne, deutlich in der Startposition, aber noch nicht so richtig im Duchbrechen. Es brauchte ech Geduld! Er spielt(e) viel mit Gebiss und Zunge – wir haben es einfach ignoriert und ihn machen lassen (auch wenn wir uns manchmal anders wünschten…..). Komisches Gefühl – hat so was von Autofahren auf eisglatter Fahrbahn, da wird ja die Lenkung auch irgendwie zur Glücksache. 🙂 Auch interessant war, dass er es regelrecht brauchte, nach einer Trabphase seinen Hals im Schritt „auszuschütteln“ – als wären da Muskeln / Bänder, die in der Arbeit ziepen. Diese Phasen des Schüttelns wurden immer weniger und kürzer, bis sie schließlich ganz aufhörten. Jetzt, zu Beginn des Winters hat es Klick gemacht und das Zügel-aus-der-Hand-Kauen-lassen funktionert gut. Vorwärts und zurück im Tempo, der Hals fällt.

Schenkelweichen, kleinere Wendungen, Zulegen und wieder Aufnehmen – die beiden Youngsters machen einen echt guten Job!

Die H.Dv. sieht vom sechsten bis zum neunten Monat nach Anreiten das Zügel-aus-der-Hand-Kauen-lassen in allen Gangarten vor. Mit Blümchen haben wir das Ziel sicher erreicht, auch Schmali hat es nun – nach sieben Monaten (berücksichtigt man die acht Wochen Pause im Sommer) drin. Er  beginnt in die Hand zu ziehen und sich richtig zu trauen, vor allem beim Springen! Da will er hin, da will er vor Allem hin gucken und da hat er richtig Ehrgeiz. – Das ist sein Sport!

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In den vergangenen acht Monaten haben wir versucht, die beiden jungen Pferde im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu fördern und zu fordern. Vertrauen zu schaffen mit Blick auf die Zukunft, vor allem bei Schmali erhoffen wir uns in der Saison 2016 erstmalig von diesen Grundlagen zu profitieren. Blümchen wird dann wohl HOFFENTLICH!! endlich ihren Mutterschutz antreten ;-).