Türchen 18 – Theorien rund um die Pferdehaltung, die immer wieder Freude bereiten….

Durch die Matrix-Therapie kommen wir auch hin und wieder in verschiedene Reitställe. Eine kürzlich miterlebte Situation beschert jetzt ein Türchen.

„Mach die Fenster zu, es ist kalt“…. Spätestens ab November graut es uns, die Stallgassen der meisten Reitställe zu betreten! Frei nach dem Motto „es ist noch keiner erstunken, aber schon ne Menge erfroren“ müssen die Pferde eingehüllt in wohlig warme Decken im luftdicht versiegelten Stall stehen. Der Klimawiderständler Pferd, dessen Wohlfühltemperatur bei 4° bis 5° angegeben ist, hat ab sofort gefälligst die menschlichen Empfindungen zu ertragen.Als wäre das noch nicht genug, schreit dann konstant irgendwer, dass es „zieht“, sobald die Tür auf ist – klar, der Mief will ja entweichen, es könnte zum kurzen Luftaustausch kommen. Langsam aber stetig tropft das Kondenswasser von den Fenstern. Die Luft beißt beim Atmen. – Schrecklich!

Flucht ist nicht möglich und schon bald wissen die kundigen Stallkollegen weitere Horror-Stories des Winters zum Besten zu geben: Wenn Pferde im Regen stehen, werden sie krank. Wenn man Pferde im Winter laufen lässt, brechen sie sich die Knochen. Wenn Pferde im Winter husten, haben sie sicherlich einen Zug bekommen…. Ahja!

Ein ausgewachsener D-Zug wird es wohl gewesen sein, der allerdings weniger die Pferde, als ihre Leute gestreift hat… In Wikipedia ist wie folgt zu lesen: Im deutschsprachigen Raum ist die Annahme verbreitet, dass Zugluft, je nach Temperaturunterschied, Dauer und Intensität, Erkältungen verursachen, auslösen bzw. begünstigen könnte. Tatsächlich kann eine Erkältung (welche eine Infektion darstellt) ohne Krankheitserreger und ein geschwächtes Immunsystem nicht auftreten….. Wenn es für den Menschen gilt, dann doch wohl erst recht fürs Pferd, oder nicht?

Ferner ist breitflächiger Wind durch geöffnete Fenster kein Zug, es ist einfach Wind! Weder macht der Husten, noch Kolik. Weil das ist ja dann das Nächste: Nachdem die Tierärzte im Winter in den Ställen gegen die Atemwegserkrankungen kämpfen, die durch verbrauchte, ammoniakverseuchte Luft und Staub kaum die Chance haben besser zu werden, sind andere Wetterschwankungen dann für Verdauungsprobleme zuständig. Der Wind ist es… niemals die Fütterung oder die mangelnde Bewegung, nenee, es ist der Wind….. oder, wenn es denn dann mal geschneit hat: Der Schnee! So wie im Sommer das vom Morgentau feuchte Gras… – Herr wirf Hirn vom Himmel!!

In den ethischen Grundsätzen der Deutschen Reiterlichen, die jeder Tunierreiter mit dem Erwerb seines ersten Reitazeichens lernen musste, Vereinigung steht unter anderem geschrieben :

Wer auch immer sich mit dem Pferd beschäftigt, übernimmt die Verantwortung für das ihm anvertraute Lebewesen. Die Haltung des Pferdes muss seinen natürlichen Bedürfnissen angepasst sein. Der physischen wie psychischen Gesundheit des Pferdes ist unabhängig von seiner Nutzung oberste Bedeutung einzuräumen.

Warum nur wird das gelernte so schnell verdrängt und Platz für die Idiotien geschaffen? Halten wir doch einfach mal fest: Pferde brauchen Luft – gerne auch kalte! – , Licht, Bewegung und Kontakt zu Artgenossen. Das war schon immer so und wird auch so bleiben. Und den Bedürfnissen des Pferdes zu entsprechen, ist Aufgabe der Stallbetreiber und der Besitzer!