Türchen 16 – Gedanken zur HLP

An der Stelle könnte man fast sagen „Alle Jahre wieder“… Denn da kommt nämlich nicht nur das Christus-Kind, sondern auch unserer Gedanken zur HLP…

Wir hatten es in 2016 und in 2019 und auch in 2020 wollen wir nicht hinterm Berg halten. Das Jahr begann mit einer unterirdischen Prüfung von Kattenau, dem ehemaligen Trakehner-Siegerhengst. Im Übrigen schon die zweite Prüfung dieser „Qualität“, die der Protagonist ablieferte, und um es mal ganz platt zu formulieren, da fühlt man sich doch als 0815-Züchter, als einer vom normalen „Fußvolk“, beleidigt ob des Tuns der Hengsthalter!

Da kauft wer für über 300 tausend Euro ein Pferd und ist ganz offenbar

  • a) fachlich nicht in der Lage, zu erkennen dass der gewählte Beritt nicht dazu beiträgt das Pferd entsprechend zu formen (denn der Reiter formt ja das Pferd)
  • oder b) ganz offenbar nach Erkenntnis des Status Quo die HLP unter dem Motto „Mut zur Lücke“ angetreten hat.

Unsäglich!! Da waren doch nicht Greti und Pleti oder die kleinen Schönbecks – die das alles so ein bisschen amateurhaft nebenher auf ihrem hügeligen Platz machen – unterwegs, da waren Profis am Werk und da kann man nur konstatieren: Sechs, setzen!

Da ist dann der, der sein Pferd zurückzieht, um dann kurz drauf wie der Phönix aus der Asche aufzusteigen und im benachbarten Ausland zu brillieren, klüger. Nicht zwingend weniger peinlich, aber doch zumindest klüger in Richtung Ergebnis….

Dann kam Corona und die HLPs fielen aus.

Für viele Hengste gab es Sonderregelungen, da sie keine Prüfung machen konnten. Die in der Satzung verankerte Mindestnote in in der HLP hatte allerdings Bestand – schließlich konnte auch die Mitgliederversammlung, die hätte etwas anderes beschließen können, nicht stattfinden. – Die kam erst später und die Inhalte, das Tun und die Ergebnisse werden noch Platz in einem späteren, kritischen Türchen finden. Heute noch nicht ;-)….

Auch wir nutzten mit Wissen um die Existenz der o.g. Sonderregelung Infinity und Tempelhof. Letzlich konnte sich nur einer „festsetzen“, kommen wir also zu diesem Tempelhof:

Der Hengst absolvierte als viertbester seiner Gruppe den 14-Tage-Test mit einer 8,0. Gefiel mir super gut und vom Grundsatz her gäbs also nix zu meckern, wäre da nicht ein Aber: Im Trab erhielt er eine 6,5 und in der Rittigkeit zweimal eine 8.

Wegen Tempelhof habe ich mir die gesamte Prüfung auf CMH angesehen und will diesen Adventskalender nutzen, um mal wieder ein fettes Fragezeichen an das System zu hängen!

Ab dem ersten Reitabzeichen wird die Ausbildungsskala gelehrt. Diese beginnt mit der Gewöhnungsphase, im Detail zunächst der Takt, es folgt die Losgelassenheit und dann geht es zur Anlehnung. Ein dreijähriges Pferd befindet sich altersgemäß in der Gewöhnungsphase. Tempelhof zeigte einen taksicheren Trab, wirklich sehr gute Anlehnung – zufrieden kauend, mit offener Ganasche und dem Genick als höchstem Punkt und locker durch den Körper schwingend. Ich fand ihn richitg gut! Er erhielt eine 6,5 und es wurde kommentiert, dass man ihm noch mehr Schwungentfaltung wünschen würde. O.K. Schwung ist zwar eigentlich und genau genommen noch gar nicht dran dreijährig, aber gut – nachvollziehbar, wenn man andere Aspiranten traben sah! Grundsätzlich ist die 6,5 ja auch keine schlechte Note – vermutlich jeder Reiter wurde auch schon mal damit platziert.

Schlimm wird es nur in dem Moment, in dem diese 6,5 auch noch vergeben wird, wenn die Anforderungen der Ausbildungsskala nicht mehr erfüllt werden. Gleiche Prüfung, anderes Pferd – Pass anstelle von Schritt. Hier ist der erste Punkt der Ausbildungsskala nicht gegeben, nämlich der Takt!!

Wie kann beides – der taktsaubere, losgelassene Trab in schöner Anlehnung auf der einen und der taktgestörte, festgehaltene Schritt (oder eben nicht) auf der anderen Seite – eine 6,5 sein? Das ist nicht richtig! Das macht jede Aussagekraft von Noten null und nichtig. 6,5 liegt zwischen befriedigend und fast gut. Pass ist nicht fast gut, Pass anstelle von Schritt ist ungenügend! Wenn das die Messlatte ist, die da angelegt wird, so ist die 6,5 im Trab für Tempelhof eine Unverschämtheit!

Weiter geht es zur Rittigkeit – Tempelhof erhielt zweimal eine 8. Gut im wahrsten Sinne des Wortes! Wenn man dann aber sieht, dass einer – der natürlich spektakulär trabte und galoppierte, in der Anlehnung aber konstant hinter der Senkrechten war -, der blockierte und auch kurz stieg, weil er sich festglotzte, in der Rittigkeit eine 8,5 (R) und eine 9 (FR) erhielt, dann muss man sich doch fragen, ob das Gefühl zwischen M und F die 9 trotz Steigen bei K rechtfertigt? .. Vielleicht habe ich habe ich aber auch einfach nur gar keine Ahnung mehr, worauf es ankommt und mir fehlt der Blick aufs große Ganze….

Facebook ist für vieles gut und für vieles auch schlecht und einiges braucht man auch nicht glauben, aber ganz aktuell dient es als bebilderten Gegenbeweis für einen kürzlich geprüften Hengst, der laut Kopfnoten zu denen zählte, bei denen man die Mistgabel mal besser immer mit in die Box genommen hat….

Ich weiß, dass die Aussteller des Hengstes – ebenso wie wir auch – glühende Verfechter der Mindestnote sind. Und das ist auch richtig, wir müssen selektieren! Gerade in unserer kleinen Population!

Aber welche Selektion haben wir denn, wenn wir Pferde, die sich nachweislich kooperativ zeigen, sich aber einen gewissen Umgang nicht bieten lassen abstrafen, indem wir ihnen in Charakter und Leistungsbereitschaft eine 7 „reinwürgen“ ?

Welche Selektion haben wir, wenn wir das Blockieren und Steigen mit einer 9 belohnen, weil er sich ja ansonsten so toll anfühlt? Steigen ist grob ungehorsam – auch wenn es nur kurz war! Und eine 9 bedeutet sehr gut. Wie kann das zusammen gehen?

Und welche Selektion haben wir, wenn Pass statt Schritt noch mit befriedigend bewertet wird? Wenn Schritt gefordert ist und Pass gezeigt wird, so ist dies nicht platzierungsfähig! Platzierungsfähig beginnt ab 5.0.

Welche Selektion haben wir, wenn das unbeständig Spektakuläre mehr zählt, als das beständig Gute?

All das sind keine Gründe auf eine Mindestnote in der HLP zu verzichten, aber es sind zwingede Gründe, das System und die Notengebung deutlich zu hinterfragen. Kritik zu üben! Das System muss sich ändern. Wir sind Reiter, keine Dompteure oder Zirkuskünstler! Auch ein Hengst ist ein Pferd, ist ein Pferd, ist ein Pferd….

Takt – Losgelassenheit – Anlehnung – Schwung – Geraderichten – Versammlung

Verlassen wir doch den Spektakel und kommen wir doch wieder zurück zu den Grundlagen. Und fürs Spektakel haben wir doch dann auch noch die Bundeschampionate 😉