Türchen 13 – Ein Blick auf Berlusconis Mutterseite

Am gestrigen Tag fanden wir den Einstieg zu Berlusconi, der vor allem aufgrund seiner überragenden Mutter Bandera und der besonders überzeugenden Vererbungsleistung der gesamten Familie unseren Zuspruch als Vatertier bekam.

Elitestute Bandera, aus dem Hause Ebert wurde im Jahr 2003 Eintragungssiegerin und auch Jahressiegerstute. Gut acht Wochen vor dem Trakehner Bundesturnier nahm Hella Kuntz sie unter den Sattel, die Einlauf- und Qualifikationsprüfung zum Championat für dreijährige Reitpferde beendete sie mit einer silbernen Schleife. Das Championat gewann sie und erhielt die Nominierung zum Bundeschampionat. Zwei vierte Plätze in Qualifikation und Finale standen am Ende des Warendorfer Wochenendes. Vier Starts in renommierten Prüfungen mit vier Platzierungen an vorderster Front – Hier darf man wohl von besonderer Effizienz im Sporteinsatz sprechen!

Ausdrucksstark und wach: Berlusconi

Bandera kehrte zurück in den heimischen Züchterstall und ihr wirken als Zuchtstuten zu beginnen. Aber das Pech verfolgte sie und ihre Züchterfamilie denn der 2009 geborene Berlusconi sollte der einzige Bruder des 2008 geborenen Banderas bleigen. Das erste (2006)und zweite (2007) Hengstfohlen verstarben jeweils kurz nach der Geburt durch unglückliche Unfälle. 2009 wurde abstammend von Le Rouge der dritte Sohn der Bandera geboren: Banderas, Prämienhengst der Körung 2010 in Neumünster. Er legte einen ordetnlichen 30 Tage-Test mit guter dressurbetonter Note – das Springen war ob seines Vaters erwartungsgemäß nicht die größte Stärke – ab und qulifizierte sich fünfjährig zum Bundeschampionat des jungen Dressurpferdes.

Bandera wurde nach Berlusconi noch einmal tragend, ging aber leider während der Trächtigkeit an Kolik ein. Und so sehr hatten die Züchter gehofft eine Tochter von ihr zu bekommen….

Banderas Vater war der 1990 geborene Elitehengst Friedensfürst, der damals als besonders moderner Vererber galt: 174 cm groß, langbeinig, bergauf getragene Bewegungen und hohe Rittigkeitswerte. Im Hengstbuch wurde er wie folgt beschrieben: Trotz Übergröße versteht es dieser typvolle Rondo-Sohn, ein hohes Maß an Harmonie, Gleichgewicht und Losgelassenheit, besonders unter dem Sattel zu entwickeln. Wohlgeformte Halsung, bedeutender Schultergürtel, mit großzügiger Sattellage. Das etwas offen gewinkelte Hinterbein entwickelt Tragkraft in allen drei Grundgangarten mit Energie und Kadenz, so dass dieser Hengst ein bedeutendes Beschälerbild verkörpert.

Friedensfürst kam über Umwegen zum Trakehner Verband: Im November 1994 legte er eine fabelhafte Hengstleistungsprüfung in Adelheidsdorf (5. v. 53) ab, bestach durch sehr gute Leistungen mit herausragenden Noten sowohl in der Dressur als auch im Springen. Es folgte die Erstkörung im Dezember 1994 durch den Hannoveraner Verband in Verden. Im Januar 1995 erkannte der Trakehner Verband ihn in Alsfeld an.

Im Anschluss an die HLP startete er in eine ausgesprochen erfolgreiche Dressurkarriere. Zunächst war er unter Nicole Uphoff und später unter Lisa Wilcox auf den großen Dressurplätzen unterwegs. 58 Erfolge weist die FN in der schweren Klasse aus, davon mehr als die Hälfte unter den ersten drei, bei 22 Siegen. Bis zu seinem viel zu frühen Tod im Alter von 11 Jahren galt er als einer der großen Hoffnungsträgern des Dressursports.

Der charakterstarker, elegante Fuchs war ein Sohn des Leistungsprüfungssiegers Rondo, der neben Friedensfürst eine ganz erkleckliche Anzahl (134) an Nachkommen im Sport verzeichnen kann. Darunter fünf in der Dressur bis Klasse S, 3 im Springen bis Klasse S und einer im Fahren bis Klasse S. In Zeiten, in denen der Natursprung die Nachkommenzahl noch limitierte, ist dies eine nicht zu verachtende Größe.

Das Jahrbuch Sport verzeichnet für Friedensfürst eine Nachkommenlebens-gewinnsumme von 62.500 €. 191 Nachkommen sind als Turnierpferde registriert, davon 110 mit Erfolgen. Eine Handvoll weist Erfolge bis Klasse S aus, sowohl in der Dressur als auch im Springen. Auch die Nachkommengewinnsumme erwirtschaftet sich aus allen Sparten der Reiterei, denn trotz seines ausschließlichen Dressureinsatzes haben die Nachkommen des Friedensfürst auch Dampf am Sprung. Allen voran ist hier sein gekörter Sohn Lücke zu nennen, dessen Hengstleistungsprüfung ebenso wie die des Vaters tadellos war. Mit einem Gesamtindex von 125,42 Punkten war er vierter von 43 Prüfungsteilnehmern und belegte den zweiten Platz mit 128,30 Punkten im Teilindex Springen. Für die Teilbereiche Leistungsbereitschaft, Springvermögen und im Fremdreitertest Springen erhielt Lücke jeweils die Höchstnote 10. Im Jahr 2003 qualifizierte er sich zum Bundeschampionat des sechsjährigen Springpferdes, im Jahr 2004 schaffte er erfolgreich den Sprung in die schwere Klasse. Er ist der erste und einzige Trakehner, der je in das Springpferdeprogramm der Hannoverschen Zucht aufgenommen wurde.

Banderas Mutter stammt auch schon aus dem Züchterhaus Ebert. Horst Ebert erwarb ihre Mutter Blinklicht II im Vertrauen auf die Aussage von Fritz Schilke, dass Stärke, Größe und Gangvermögen charakteristische Merkmale der Blitzrot-Familie seien, von der hessischen Hausstiftung Panker. Die mit der Verbandsprämie ausgezeichnete Blinklicht II verband als Tochter des angloarabischen Halbblüters Burnus und Enkelin des Vollblüters Pindar die positiven Eigenschaften des Edelbluts perfekt mit den Vorzügen dieser durchgezüchteten Stutenfamilie, die ihren Ursprung im Hauptgestüt hat. Typstärke, Adel und Gangvermögen zeichneten die Ausnahmestute aus.

Aus der Anpaarung von Blinklicht an den als Verstärker geltenden Diamant, fiel dann 1989 Ballerina XXV, die 1992 Reservesiegerin der ZSTE in Bayern wurde. Mit einem Stockmaß von 1.66 m und einem Röhrbeinumfang von 20 cm wurde sie mit folgenden Noten eingetragen: Typ 8, Gebäude 8, Regelmäßigkeit der Bewegung 7 und Schwung 9 sowie Gesamteindruck 8. Die Vererbungsleistung dieser Ballerina darf man wohl als Knaller werten! Hier einige Beispiele:

1994 Buddenbrock von Sixtus – Körung 1996, Elitehengst, S-Dressursieger

1995 Balalaika III von Sixtus – Reservesiegerin der Eintragung 1998 in BaWü

1996 Biskaja von Sixtus – Siegerstute der Eintragung 1999 in BaWü

1998 Batida von Sixtus– Prämienstute und Mutter des gekörten Hengst Blitz und Donner v. Lehndorffs (Bester Springhengst 2004)

2000 – Bandera von Friedensfürst – wie zuvor beschrieben…

2004 Banderas von Sixtus – Hengstanwärter NMS, bis Klasse S in der Dressur erfolgreich

Balalaika VI wurde später Mutter der Siegerstute (BaWü /2008) Bakira von Summertime und und ihrer Vollschwester Briska – „Beste Stute der Schau“ (Rhl-Pf-S/2007)

Aus dieser Familie stammen unzählige Sportler, gekörte Hengste und hoch dotierte Stuten; Es lohnt sich einmal Horsetelex zu besuchen und die Stutenfamilie anzusehen. – Hier alle aufzuzählen würden den Rahmen sprengen!

Wegen Bandera habe ich dann auch nochmal zum Telefon gegriffen und im Gespräch erzählte Horst Ebert dann, dass er immer besonderen Wert auf die guten Mütter gelegt hat. Dass es ihm immer wichtig war ein aktives Hinterbein zu sehen. Größe und Rahmen, denn schließlich würden ja auch die Menschen immer größer… Auf dieses Wirken und diesen Stutenstamm vertrauen wir eben auch ein gutes Stück weit.

Berlusconi repräsentiert über Generationen Qualität in Sport und Zucht auf höchstem Niveau! Beim Schreiben dieses Portraits ist ein Wunschfohlen in Gedanken gewachsen! Wir hoffen dass es aufgeht und sind enorm gespannt aufs kleine „O“ 2019.

Fotos mit freundlicher Genehmigung der Hengststation Massener Heide
Fotos: Fotografie Marx, Hengststation, Martin Schhütte HorsepowerPictures