Tüchen 5 – Vom geilen Geiz und wer ist denn nun eigentlich nicht blöd?

„Geiz ist geil“ lautete ein Werbeslogan einer großen Elektronikhandelskette, „Ich bin doch nicht blöd“ hielt die Konkurrenz dagegen. Wir haben die beiden Sprüche mal beleuchtet….

Geiz steht für übertriebene Sparsamkeit, Geiz ist ein Laster. Der Geiz des Konsumenten führt langfristig zu ruinösem Wettbewerb der Produzenten und da keiner gerne Geld verliert, wird auf kurz oder lang auch mit „Geiz-ist-geil-Mentalität“ produziert. Ruck zuck ist eine Ware nicht mehr preiswert (= ihren Preis wert) sondern billig. „Und wer billig kauft, kauft teuer“ – ein Sprichwort was sich häufig bewahrheitet, denn die vermeintlich günstige Rechnung wird mit späteren Misserfolgen bezahlt.Vor allem in der Pferdezucht ist Geiz überhaupt nicht geil. Einsparungen in der „Produktion“ wirken sich neben Spätfolgen in der Qualität nämlich nicht nur monetär aus, sie berühren in ihrer Auswirkung auch die uns anvertrauten Geschöpfe, sie bestimmen maßgeblich den Werdegang eines Pferdes. Bindegewebsschwächen, OCD, Anfälligkeiten für Atemwegserkrankungen, Gliedmaßenstellung – all das kann ich positiv aber auch negativ beeinflussen. Die Erfüllung dieser Verantwortung ist aktiver Tierschutz, hier beginnt das viel gepriesene Horsemanship.

11 Monate hat der Züchter die Aufgabe die Stute so zu versorgen, dass sie alles notwendige an ihr Fohlen weitergeben kann. Mindestens weitere sechs Monate ist er verantwortlich das „Produkt“ aufzuziehen, in Form zu halten und mit allem zu versorgen, was es in der jeweiligen Lebensphase braucht. Jeder, der Pferde hält, weiß, weder den Veterinär, noch qualitativ hochwertiges Futter, noch Mineralstoffpräparate oder den Hufschmied gibt es kostenlos. Und damit sind dies die Komponenten, mit denen der Züchter maßgeblich auf den Produktionspreis Einfluss nehmen kann. Wenn er es dann tut, so geht das nur ganz frei nach dem Motto „Was soll’s, damit leben muss ja später ein anderer, nach mir die Sintflut“…..

Im Laufe eines Sommers erreichen den Züchter dann die skurrilsten Anrufe, Kaufanfragen für die Fohlen des jeweiligen Jahrganges. Und so manches Mal sind Herr Schnäppchenjäger oder Frau Superschlau am anderen Ende der Leitung, referieren über Marktpreise und Tendenzen.

An dieser Stelle, einfach mal aus ganzem Herzen:

Sehr geehrte Frau Superschlau,
sehr geehrter Herr Schnäppchenjäger,
mein Papa hat schon immer gesagt: „Wat nix kostet, is auch nix!“
Und so bleibt in diesem Sinne  und an der Stelle auch nur noch eines zu sagen:
„Ich bin doch nicht blöd!“

😉