Phlox‘ väterliche Abstammung (Tür 12)

Der 12.12. – Da passt doch unser zweimaliger Vater für ’12 prima hinein. Phlox – Oksana und Mirage tragen von Ihm, Zeit für einen Blick auf den gewählten Vater.

Phlox wurde nach bestandener Veranlagungsprüfung 2008, in welcher er Bestnoten für Charakter und Rittigkeit erhielt , in 2009 durch den Zuchtverband Rheinland-Pfalz gekört.

„Korrekter, gut angelegter Junghengst in guter Typprägung. Sicher und immer taktrein in den Grundgangarten sich darstellend. Am Sprung gutes Vermögen und Art zeigend.“

Phlox war in keiner der imageträchtigen großen Körarenen aufgetreten, Phlox hatte keine spektakuläre HLP abgelegt, Phlox zählte nicht zum Bestand einer renommierten Hengststation, und Phlox deckte im Natursprung in einem Gestüt, dessen Name zumindest außerhalb des Saarlands in aller Regel für fragende Blicke sorgt. Aber Phlox hatte die Stutenbesitzer überzeugt! Er deckte in seinem ersten Zuchtjahr 2009 weit mehr Stuten als die meisten anderen Hengste – und es waren nicht nur Zweibrücker Stuten, die er beglückte.

Parallel dazu machte die reiterliche Ausbildung des Hengstes Fortschritte. Bruchs sind nicht abhängig von der Pferdezucht oder von Deckeinnahmen – Glück für den Hengst, dessen Ausbildung schonend und pferdegerecht erfolgen kann, ohne die Ausrichtung auf spektakuläre Schleifen. Und so standen 2009 noch keine Turnierstarts auf dem Programm, 2010 und 2011 erlief der sechsjährige hohe Platzierungen in Spring- und Springpferdeprüfungen – und all das neben seinem Zuchteinsatz im Natursprung. Dies ist ausschließlich bei tadellosem Charakter eines Hengstes möglich. Nicht wenige tolerieren, einmal auf den Geschmack gekommen, die Stuten auf den Abreiteplätzen nicht mal mehr so eben…

Ende 2009 erkannte auch der Trakehner Verband Phlox an: „In der Typausprägung erinnert Phlox durchaus an den sporterfolgreichen Waitaki, wobei er seinem Vater im Rahmen überlegen ist. Ausgestattet mit großer Formation von Schulter, Widerrist und bedeutender Kruppe bei etwas Länge im Mittelstück. Nervenstark und unkompliziert, beeindruckt er durch ein hohes Maß an Grundrittigkeit und gewinnt unter dem Sattel an Bedeutung. In den geregelten Grundgangarten könnte er sich noch leichtfüßiger und bergauf getragener bewegen. In Erwartung seiner Abstammung entsprechend springt er mit Vermögen und guter Einstellung auch unter dem Reiter, wodurch der Disziplinschwerpunkt entsprechend vorgegeben ist.“

Ein Blick ins Pedigree des Dunkelfuchses offenbart recht wenig Blut in den ersten fünf Generationen – ein fast schon russisches Rezept … Ekspromt und Ossian, die großen russischen Leistungsvererber, der Spitzenvollblüter Raufbold xx und jeweils zweimal Eifel und Komet geben der Ahnentafel eine besondere Note. Mit Waitaki, Unesco und Carajan haben die verdienstvollen Springvererber die absolute Oberhand – schön, dass es dieses Springblut noch „in Fleisch und Blut“ gibt! – Und so haben wir es benutzt 🙂

Phlox Vater Waitaki gehörte zu den Ausnahmepferden der Gesamtzucht. Er war nicht nur als Springpferd Sonderklasse, sondern auch als Vererber. Gezogen in der Ukraine – genauer: im Gestüt Dnepopetrovsk – entdeckte ihn Reinhold Distel als Siebenjährigen. Ende 1995 fand der Hengst dann den „passenden Deckel“ mit Holger Hetzel und für die beiden schloss sich eine sehr erfolgreiche Karriere an. Waitakis Manier war sicher nie etwas fürs Lehrbuch – aber wie sagt der Praktiker: Sie müssen rüber wollen und sie müssen rüber kommen. Und Fehler machte der Dunkelfuchs selten …

Über Jahre war Waitaki eines der erfolgreichsten Nationenpreispferde und natürlich auch mehrfach erfolgreichstes Trakehner Springpferd. Gerade Pferde, die für Nationenpreise eingesetzt werden, zeichnen sich in aller Regel durch große Verlässlichkeit aus. So bestätigt auch Hetzel: „Waitaki ist als Springpferd ein Ausnahmepferd. Ich habe schon viele Pferde geritten, aber dieses Pferd hat besonders viele Vorzüge. Er hat ein ausgesprochen gutes Temperament, ist wirklich bereit zu arbeiten und gibt immer 100%. Waitaki ist 85% aller Parcours, die er gegangen ist ohne Fehler gesprungen“ Fast 200 S-Platzierungen, darunter 45 S-Siege, und rund 145.000 € Lebensgewinnsumme verbuchte Waitaki auf seinem Konto; sein größtes Erfolgsjahr war 2002.

Züchterisch lief es erst nach der Sportkarriere so richtig an, vorher hatte der Einsatz in den Springparcours der Welt absoluten Vorrang. Trotz eines „weißen Flecks“ im Pedigree wurde Waitaki 1998 vom Trakehner Verband anerkannt, er hatte zudem den züchterischen Segen des Oldenburger Verbandes, des Rheinischen und des Westfälischen Pferdestammbuchs sowie der Süddeutschen Zuchtverbände. Im Jahre 2002 wurde der Hengst in der Holstenhalle zu Neumünster als „Trakehner des Jahres“ gefeiert. In konsequenter Fortführung seiner eigenen Karriere im Parcours war Waitaki als Zuchthengst mehrfach bester Trakehner Springvererber. Insgesamt 71 seiner Nachkommen sind bei der FN als Sportpferde registriert, mehr als die Hälfte konnte Erfolge erzielen – fünf davon liefen mit Gewinngeld in Springen der Klasse S, weitere 14 in der Klasse M! Um die Statistik zu vervollständigen: Es sind noch zwölf Nachkommen in L-Springen platziert und je einer in L-Dressuren und in CIC*. Das ist – auch im Vergleich zu anderen „Ost-Importen“ – eine auffällig hohe Quote an M- und S-Pferden!

Waitakis Kinder Formidable a.d. ElSt. Fortune IV v. Camelot, Danton a.d. Distanz v. St. Cloud, Der Dürer a.d. Dalmatika v. Trafaret, Waijana/Rhld aus einer Der-Clou-Mutter und Whisky/Bay aus einer Zuidpool-Mutter haben allesamt Erfolge in Springen der Klasse S. Zu seinen bedeutendsten Nachkommen zählen weiterhin der seinerzeitige ZfdP-Siegerhengst und bis zu Springen der Klasse M erfolgreiche Blücher a.d. Berolina v. Nerv und sein bis zum selben Niveau erfolgreicher Vollbruder Wezaki, das Weltranglisten-Springpferd Wallaby II/Westf. a.d. Abigail v. Accord II, die Trakehner „Freispring-Queen“ von 2006, Bonita a.d. Best of All v. Inster Graditz, und die Nachwuchsspringpferde Cannavaro/Rhld a.d. Belle de Jour v. Wagner, Waikiki R/Westf. a.d. Diva v. Dramaturg sowie PrSt. Waitana/Westf. a.d. Weinfee v. Weinberg.

Die bisher größte Bedeutung für die Trakehnerzucht hat Waitakis 9-jähriger Sohn Der Dürer a.d. Dalmatika v. Trafaret. Er war einst Trakehner Springpferdechampion, Interieur-Sieger seines Veranlagungstests präsentiert sich seit 2010 zunehmend fulminant unter Weltmeister Michael Jung. So siegte er er unter anderem in 2011 in Wiesbaden-Biebrich in einer Springprüfung Kl.S* -international-, in Legelshurst in einer Springprf. Kl.S** m.Siegerrunde undin einer Springprfg.Kl.S m.St.* und nicht zuletzt beim Speed Master, dem Eröffnungspringen in Stuttgart, einer Zeitspringprüfung Kl.S* -international.

Waitakis Vater Orfej, von dem ein Bild aus einem Hindernisrennen existiert, war im Gestüt Kirow gezogen und wurde vornehmlich im Gestüt Dnepropetrovsk in der Ukraine züchterisch genutzt. Das Haupteinsatzgebiet des nur 11 Jahre alt gewordenen Dunkelbraunen war die Landespferdezucht, für die Trakehnerzucht hinterließ der mit den Maßen 1.67/22.0 eingetragene Vollbruder der russischen Elitestute Oleandra nur Waitaki als Pferd von Bedeutung.

Orfejs Vater Ech-Ma, ein 1965 in Kirow geborener Fuchs von 1.68 m Stockmaß mit 22er-Röhre, zählt inzwischen zu den Legenden der russischen Trakehnerzucht. Bis 1976 wurde der Hengst im Vielseitigkeits- und Springsport geprüft, daran schlossen sich neun Jahre Hauptbeschälertätigkeit in seiner Zuchtstätte an. Zu den erfolgreichsten Nachkommen des mittlerweile mit dem Elitetitel geadelten Hengstes gehören Oleandr (a.d. Ochota v. Chochot) in der Dressur, Sapros’ schwarzer Halbbruder Zritel (a.d. Zaponka v. Plafon xx) und der Fuchs Padegras (a.d. Prisyaga v. Singapur xx) im Springen sowie der Fuchs Titul (a.d. Trembita v. Topol ox) in der Vielseitigkeit. Ech-Ma ist auch Vater des 1977 geborenen Orfej, dessen bekanntester Sohn Holger Hetzels herrlicher Springhengst Waitaki sein dürfte.

Ech-Mas Vater, der schwarzbraune Ekspromt, ist auch vielen Trakehnerfreunden hierzulande ein Begriff, nicht nur weil er in Russland erfolgreich in Springen bis zur höchsten Klasse eingesetzt wurde. Er hatte den als Eifel bekannt gewordenen ehemaligen Torero zum Vater – den Vollbruder des nach dem Krieg in Westdeutschland zu Stempelhengst-Meriten gekommenen Totilas.

Als Eifel 1945 nach Russland gebracht wurde, kam er ohne Papiere – nur die einfache Elchschaufel auf dem Hinterschenkel wies ihn als Zuchtprodukt des Hauptgestüts aus. Viele Trakehnerzüchter hielten ihn für einen Pilger-Sohn und paarten ihre Pythagoras-Töchter und Enkelinnen an der Hengst an, denn die Kombination von Pilger- und Pythagoras-Blut war schon immer ein Garant für außergewöhnliche sportliche Erfolge. Eifel wurde vor allem bekannt mit seinem erstklassigen Sohn Epigraph, international erfolgreiches Springpferd und später Deckhengst in Russland.

Auch Ekspromts Mutter Afischa war väterlicherseits eine Pythagoras-Enkelin, ihre Mutter Schportule wurde 1943 in Trakehnen als Sportdame geboren und hatte mit Polarstern den Vollbruder von Polarfahrts Mutter zum Vater.

Ekspromt ist vor allem mit seinen beiden erstklassigen Töchtern Etelka und Etual (beide a.d. Teorema v. Termit) bekannt geworden. Etelka nämlich ist die Mutter des Eol, der u.a. als Großvater von Biotop, Heops und Verdenas nicht umsonst als tragende Säule der russischen Zucht gilt. Etuals Sohn Egoist wurde in kurzer Wirkungszeit in Deutschland nicht nur Vater der Ausnahmestute Achtsame, Mutter der Springpferde Allenstein v. Nerv und Austerlitz v. Schenkendorff, sondern zeugte in Kirow auch das Dressurpferd Rathbawn Valet, im vergangenen Jahr bei den Weltreiterspielen mit der jungen Irin Judy Reynolds am Start.

Ech-Mas Mutter Chapuga, eine kräftige Fuchsstute mit nahezu tadelfreiem Exterieur, stand wohl Pate für viele der Qualitäten, die den Züchtern an Ech-Ma gefielen. Ihr Vater Chrisolit, viel zu früh abgetreten, setzte sich mit seiner legendären Tochter Hasa ein Denkmal. Hasa, mütterlicherseits eine „Tante“ zu Sapros, ist Mutter von vier Elitehengsten, darunter der Weltklassevererber Hockey und das WM- und Olympiaspringpferd Herson, der als Vater von Heops hierzulande einen guten Namen hat. Sechs der sieben Hasa-Töchter wurden mit dem Elitetitel geadelt, darunter Trafarets Mutter Tichonja. Chapugas Großmutter Beroline repräsentiert wieder das russische Erfolgskonzept: Pythagoras x Pilger.

Orfejs Mutter Okrestnost war eine sehr fruchtbare Stute, 17 Fohlen verzeichnet das Stutbuch für die braune Kirowerin. Fünf ihrer Tochter führen den Elitetitel der russischen Trakehnerzucht und trugen das Erbe ihrer Mutter in der Zucht weiter: Osorniza v. Ostrjak wirkte in Estland und machte sich hier ebenfalls mit der Stellung einer Elite-Tochter verdient. Auch Ottomanka v. Ostrjak ging nach Estland, während die dritte Ostrjak-Tochter Otojdi in Kirow blieb und 16 Fohlen brachte, unter denen die Elitestute Oreolka die wichtigste war. Opasnaja v. Pomeranets ox schenkte dem Gestüt Kirow 13 Fohlen, darunter die Elitestuten Oblast, Olschanka und Oschybka sowie das international eingesetzte Buschpferd Obida. Die schon erwähnte Oleandra v. Ech-Ma ging in Privatzüchterhände.

Okrestnost stammte vom 1955 geborenen braunen Ossian-Sohn Osadok aus Kirower Zucht, der 1964 nach Deutschland verkauft wurde. Osadok hatte selbst Erfolge in internationalen Springen und verdiente sich damit sowie mit Nachkommen wie dem gekörten internationalen Springer EH Otschag (Estland) und den Elitestuten Horoschaga, Obida, Osina und Opera den Elitetitel des russischen Trakehner Zuchtverbandes. Mutter ES Akustika, deren wichtigster ihrer elf Nachkommen Osadok sicher war, ist väterlicherseits eine direkte Nachfahrin des Cancara.

Okrestnosts Mutter Emblema I, eine Elitestute aus Kirower Zucht, zählt zweifellos zum Tafelsilber der russischen Trakehnerzucht. Unter ihren zehn Fohlen befinden sich der gekörte russische Busch-Olympionike EH Paket (Mexico 1968), die im internationalen Buschsport gegangene Elitestute Geroinja vom Pythagoras-Enkel Gluchar, die ihre Wirkungsstätte im Gestüt Dovator fand, die Spitzenstute ES Epika v. Pomeranets ox, die u.a. als Mutter des Olympia-Springpferdes Espadron bekannt wurde, und die selbst international im Springsport eingesetzte Pressa v. Piligrim.

Emblema war eine Tochter des Totilas-Vollbruders Eifel (ex Torero) aus einer Hyperion-Tochter und führt so den legendären Dampfross in 3./3. Ahnenreihe. Mutter Hochotunja war noch im Hauptgestüt Trakehnen gezogen. Emblema ist eine Halbschwester zur ebenfalls mit Elitestuten-Ehren bedachten Glizinija vom Original-Trakehner Guido, die acht Fohlen brachte, davon aber keines mit züchterischer Bedeutung.

Waitakis Mutter Chrotschotunija, in anderen Quellen Hromotipija, hatte ihre Wirkungsstätte im ukrainischen Gestüt Dnepropetrovsk, wo die 1982 geborene Fuchsstute allerdings nur mit diesem einen Nachkommen registriert ist. Ihre Abstammung ist gleichwohl höchst interessant: Sie war eine Tochter des Vollblüters Priz xx – und der zählt zu den überaus gern in Sportpferde-Pedigrees gelesenen Namen. Priz war Elitehengst, wurde 27 Jahre alt und wurde in Russland und Polen Vater sehr erfolgreicher Sportpferde. Priz ist ein Sohn des Raufbold, nach dem sich Pedigreekenner der östlichen Sportpferdezuchten stets die Finger lecken. Seinen Namen finden wir im mütterlichen Pedigree etwa eines Favoritas xx ebenso wie beim Weltranglisten-Dressurpferd Topol, dem Grand-Prix-Springpferd Izumitel (Tatyana Kosterina Filippova) und dem polnischen Spitzenvererber Makart. Mit 1.69/21.5 für einen Vollblüter mit stattlichen Maßen, war der Halbbruder der Kalinin-Siegerin Ekspertiza xx v. Elbgraf aus dem Gestüt Voskhod ein Volltreffer in der Zucht. Zu Priz‘ wichtigsten Nachkommen zählen EH Lipetsk xx, EH Martsipan xx, das internationale Springpferd Goroskop xx, das internationale Buschpferd Rospyt xx und die Elitestute Tropka, eine ¾-Blüterin.

Waitakis Großmutter Chwala brachte außer Hromotipija auch ihre Vollschwester Heppi, auch sie allerdings mit nur einer Tochter im Stutbuch verzeichnet. Chwala ist eine Enkelin des Elitehengstes Wielki Wezyr, dessen Mutter Huryska (ex Husarenbraut) eine erfolgsverwöhnte Stutenfamilie in Russland begründen konnte – hierzulande ist derzeit das Springpferd Lobis bekannt.

Mehr zu Plox‘ Mutterseite dann in einem anderen Türchen 😉

Mal wieder ein herzliches Dankeschön an die www.trakehnerfreun.de, deren Hengstdatenbank auch hier wieder ihre Dienste tat!